Mehr als 40 Stationen: Spielefest lockt in den Nürnberger Burggraben

4.9.2020, 19:02 Uhr
Nicht nur auf dieser Bahn bedarf es Präzision. An über 40 Stationen können sich junge und ältere Besucher mit Holzspielen messen, die einst schon in Königshäusern für Verzückung sorgten.

© Foto: Roland Fengler Nicht nur auf dieser Bahn bedarf es Präzision. An über 40 Stationen können sich junge und ältere Besucher mit Holzspielen messen, die einst schon in Königshäusern für Verzückung sorgten.

Manchmal muss man eben pragmatisch sein. "Wenn schon kein großes Fest geht, dann eben ein kleines", dachte sich Angela Vigas. Seit 15 Jahren organisiert die Zirndorferin das Burggrabenfest. An diesem Wochenende wäre es erstmals als Burggraben-Festival an den Start gegangen, musste wegen Corona aber abgesagt werden. Langeweile kommt im Burggraben trotzdem nicht auf. Im Gegenteil: Anstelle von Mittelalter, Fantasy und Steampunk können sich die Besucher beim Fest der Generationen noch bis Sonntag auf eine spielerische Zeitreise begeben.

Mehr als 40 Stationen mit Geschicktlichkeits-, Action-, Strategie- und auch Kinderspielen verschiedener Epochen umfasst der kettenähnliche Parcour im Burggraben. Jürgen Hohenwald, Geschäftsführer der Firma Spiele- und Erlebniswelten, kann nicht nur sämtliche Regeln erklären, er kennt auch die historischen Hintergründe der nachgebauten Holzspiele. Viele von ihnen haben eine Tradition von mehreren Hundert, manche gar von mehreren Tausend Jahren. Sie wurden ursprünglich vor allem in Königshäusern und ähnlich vornehmen Kreisen gespielt.

Wie der "Sonnenkönig"

Schon am Hofe des "Sonnenkönigs" Ludwig XIV. vergnügten sich demnach Adelige mit einem riesigen, dem Sonnensystem nachempfundenen, Kugellabyrinth. Wie einst die in Samt und Seide gekleideten Gäste, versuchen die Besucher des Spielefests die riesige Spielscheibe mit vereinten Kräften so zu bewegen, dass eine Kugel langsam in der Mitte des Labyrinths unterhalb einer hölzernen Krone verschwindet.


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Freilich geht es auch gegeneinander: Bei den "Hängenden Kugeln" – der Name könnte an die "hängenden Gärten der Semiramis" in Babylon angelehnt sein – entscheidet letztlich die Schwerkraft, wer vorankommt und wer das Nachsehen hat. Ob Mah-Jongg aus dem chinesischen Kulturkreis, das indonesische Schildkrötenspiel Kalaha oder Cornhole, das schon von den amerikanischen Ureinwohnern gespielt wurde: Mithilfe der Spielleiter des Holzspiele-Event-Teams, die allesamt opulente Kostüme tragen, können junge wie ältere Gäste schnell loslegen.

Cocktailspiele haben nichts mit Alkoholkonsum zu tun

Die sogenannten Cocktailspiele haben übrigens nichts mit übermäßigem Alkoholkonsum zu tun. Ihr Name leitet sich lediglich von den Cocktailtischen ab. Der Vorteil: Die Spiele im praktischen Kleinformat von einem Quadratmeter sind auch auf Firmenfesten und Privatpartys der perfekte Eisbrecher, um die Menschen ins Gespräch zu bringen.

Aufgrund der aktuellen Infektionsschutzbestimmungen dürfen maximal zwei Haushalte an einer Station miteinander spielen. Kurzweilige Runden dauern etwa fünf bis sieben Minuten pro Spielstation. Strategiespiele können schon mal zehn bis 20 Minuten in Anspruch nehmen – eine Partie auf dem hochwertigen Schachbrett durchaus auch noch mehr Zeit.


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Eigentlich hatte Jürgen Hohenwald in diesem Jahr 68 Termine im Kalender. Er wollte sich mit seinen Unikaten auf Großveranstaltungen in ganz Deutschland, aber auch Dänemark, den Niederladen, Österreich, Italien und der Schweiz präsentieren. Wegen Corona gab es am Ende nur ein einziges Gastspiel: das in Nürnberg.

Idealisten unter sich

Hohenwald lässt sich von den schwierigen Bedingungen aber nicht die Stimmung verderben. "Wenn wir da sind, spielen alle gemeinsam", sagt der Spielentwickler, der als Heilpädagoge in Teilzeit in Berlin tätig ist. Immer wieder gerne erzählt er die Anekdote, als auf einem Fest plötzlich eine Handvoll Punks mit dem Vorstandsvorsitzenden einer Bank zusammen spielten. "Die wären sonst nie miteinander in Kontakt gekommen", ist er überzeugt.

"Jürgen und ich sind zwei Wahnsinnige, zwei Idealisten", sagt Angela Vigas. Die Frau, die hinter den Kulissen die Strippen zieht, hat große Lust, ein Spielefest wie dieses dauerhaft in Nürnberg zu etablieren.

Öffnungszeiten: Samstag von 11 bis 19 Uhr, Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Eingang am Maxtor, Ausgang an der Vestnertorbrücke über das Tiergärtnertor. Eintritt: 4 bis 11 Jahre 3 Euro, ab 12 Jahre 5 Euro. Weitere Infos unter www.holzspiele-event.de

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