Mit Saté-Spießen verführt

20.7.2017, 08:00 Uhr
Mit Saté-Spießen verführt

© Horst Linke

Bratwürste beim Behringer oder Spaghetti Bolognese im "Ciao": In den 70er Jahren war Nürnbergs Gastronomie in Sachen Experimente sehr überschaubar. Bis Pieroh Harirak aus Thailand kam. Und zusammen mit ihrem Lebensgefährten Roland Kraus 1972 in einem Altstadtkeller unterhalb der Burg das "Nid Noi" eröffnete. Dort wurden die anfangs misstrauischen Franken mit Zitronengras, Sate-Spießen und Fischsauce konfrontiert. Und schnell zu Fans der thailändischen Küche. Der Legende nach soll das "Nid Noi" das erste Thai-Restaurant Deutschlands gewesen sein.

Heute, 45 Jahre später, führen Pierohs Schwestern Iu und On die gastronomische Familiengeschichte in St. Johannis mit ihrem Thai-Restaurant "Iu & On" erfolgreich fort. Als Iu 1986 und dann vier Jahre später auch On nach Nürnberg kamen, halfen sie in der Bar ihrer Schwester mit.

Das sei hart gewesen am Anfang. "Wir konnten kein Deutsch", sagt On (53). "Hatten keine Freunde und Angst, wenn wir vor die Tür gegangen sind", beschreibt sie. Ein bis zwei Jahre haben sie gebraucht, um heimisch zu werden in Nürnberg. Gott sei Dank war da die Familie. Zu der heute drei Kinder gehören: Ons 18-jähriger Sohn sowie Ius zwei Kinder (14 und 16 Jahre).

"Ein bisschen"

"Wir sind nicht gerne im Vordergrund", sagt Iu (50). Die Küche im "Iu & On", das ist der Bereich der beiden Schwestern. Dort hantieren sie mit den scharfen Gewürzen, mit frischem Tintenfisch und Klebreis. Während Ius Ehemann Ibo vorne die Gäste bedient. Und die Geschichte von "Nid Noi", was so viel wie "Ein bisschen" heißt, und "Iu&On" erzählt. Das erste Lokal der Hariraks, das "Nid Noi", ist mehrfach umgezogen. Aus der ehemaligen Metzgerei im Burgviertel ging es in die Kleinweidenmühle. Doch dann zog es Pieroh und Roland zurück ins heiße Land – die Stammgäste weinten. Bis Iu zusammen mit einer Bedienung das ehemalige "Straußenhaus" in Erlenstegen, das seit Jahren brach liegt, übernahmen, um dort exzellente Thai-Küche anzubieten.

"Nid Noi Song", also "Nid Noi Nummer zwei" nannten sie den Laden passenderweise. Doch die Chemie stimmte nicht so richtig und so zog Iu mit ihrer Schwester On weiter nach St. Johannis und eröffnete "Nid Noi – das Original" in der Wilhelm-Marx-Straße. 2003 benannten sie ihr Restaurant dann in "Iu & On" um. Ein letzter Umzug folgte in die heutige Behausung in der Roritzerstraße. "Eigentlich streiten wir nie", sagt On. Die Schwestern sehen sich an und lächeln. "Ich streite lieber mit den Kellnern", fügt Iu augenzwinkernd hinzu. Ihren Mann Ibo lernte sie 1991 in dessen Restaurant "Ararat" kennen, später stieg er dann ins "Nid Noi Song" mit ein.

Nur ein Buddha

Wohltuend asketisch, hell und mit viel weiß ist das Lokal eingerichtet. Nur ein Buddha zeugt von der thailändischen Ausrichtung – und die herrlichen Düfte, die aus der Küche kommen. Die Rollen sind klar verteilt: Iu ist mehr für Vorspeisen und das Anrichten zuständig, On für die Currys. "Aber wir sprechen viel über Rezepte und neue Gerichte", beeilen sich die Schwestern zu sagen. Schon seit 1990 ist beispielsweise der gebratene Oktopus ein Renner. Das Laab, blanchiertes Rinderfilet mit Kräutern, lauwarm und mit Klebreis, und die Tom Yam-Suppe. Oder das zarte Rinderfilet "Gaeng Pa Nuea". Wer über die Schärfe jammert, dem werden Gurken serviert.

Es war nie das Ziel der beiden Schwestern, thailändische Gerichte möglichst authentisch zu kochen. Verfeinerte thailändische Küche – so muss man die Philosphie von Iu und On verstehen.

Die Qualität ist das A und O, dafür legt der Gast auch deutlich mehr Geld hin, als in einem Thai-Imbiss. Bei jedem Gericht steht ein Produkt im Mittelpunkt. Die Curries, die die Schwestern auf ihren Reisen in die Heimat einkaufen, werden nochmals verfeinert. "Unser Familiengeschmack ist eben einmalig", sagt Iu. "Aber jetzt müssen wir wirklich in die Küche!"

Hier geht es zum Rezept für "Massaman Curry" von den Schwestern Iu und On.

Mehr Informationen über das "Iu & On" in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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