Müllberge in Nürnberger Parks: Kommt Pfand für Pizzakartons?

10.8.2020, 18:47 Uhr
Es ist zwar erfreulich, dass Pizzakartons nicht einfach auf der grünen Wiese liegengelassen werden. Doch nach dem Einschlichten der sperrigen Pappe kann kein weiterer Müll in den Abfallkorb, auch wenn er unter den Kartons noch (halb)leer sein sollte.

© Foto: Paul Zinken/dpa Es ist zwar erfreulich, dass Pizzakartons nicht einfach auf der grünen Wiese liegengelassen werden. Doch nach dem Einschlichten der sperrigen Pappe kann kein weiterer Müll in den Abfallkorb, auch wenn er unter den Kartons noch (halb)leer sein sollte.

Eines bringt Bürgermeister Christian Vogel ganz besonders auf die Palme: Leere Pizzakartons türmen sich auf den Abfallkörben. Weil die Verpackungen zu groß sind, stapeln sie sich oben drauf und verhindern, dass andere noch ihren Müll entsorgen können. So liegen Papier, Glasflaschen und leere Plastikbehälter oft im Umkreis verstreut herum, während der Abfallkorb selbst halbleer bleibt.

"Die Pizzakartons sind ein Albtraum", stöhnt Sozialdemokrat Vogel, "eigentlich müsste man für sie Pfand verlangen, ebenso für die Coffee-to-go-Becher." Konkrete Pläne für eine Gebühr gibt es seitens der Kommune aber nicht. Denn dafür ist der Bund zuständig.

"Hierfür müsste man das bestehende Verpackungsgesetz ändern", erläutert ein Sprecher des Bundesumweltministeriums auf Anfrage, "bisher gilt das Einwegpfand nur für Flaschen. Diese Regelung wäre dann um Pizzakartons , To-go-Becher und ähnliches zu erweitern."

Doch es sei äußerst fraglich, ob der Aufwand für die Sammlung, den Transport, die Säuberung und das Recycling dieser Verpackungen nicht noch mehr CO²-Emissionen auslösen würden. Oberstes Ziel sei es schließlich, derartige Emissionen zu verringern. Seitens des Bundesumweltministeriums (BMU) gibt es daher keine Überlegungen, das Verpackungsgesetz entsprechend zu ändern. Das BMU hält eisern an dem Grundsatz fest: "Mehrweg ist besser als Einweg." Man müsste eher kreative Lösungen für Pizza-Mehrweg-Verpackungen entwickeln, statt eine Einweg-Gebühr zu fordern, rät der Sprecher.

Einweg-Steuer in Tübingen

Doch damit sind keineswegs alle Kommunen einverstanden. Tübingen hat soeben eine Steuer auf Einwegdosen, Einwegflaschen und Einwegbecher in Höhe von 50 Cent beschlossen, für Einweggeschirr sollen 20 Cent fällig werden. Die Regelung tritt zum 1. Januar 2022 in Kraft.

Ob dies juristisch unangreifbar ist, ist aber nicht endgültig geklärt, meint das Bundesumweltministerium. Die Stadt Tübingen sieht das anders: "Der Gemeinderat hat ein Rechtsgutachten erstellen lassen und wir gehen davon aus, dass es juristisch standhält", betont eine Pressesprecherin auf Anfrage.

Nürnbergs Bürgermeister Vogel wünscht sich dagegen ein koordiniertes Vorgehen: "Hier sollte es eine einheitliche Regelung für alle Städte und Kommunen geben. Deshalb sollte der Gesetzgeber endlich das Thema To-Go-Verpackung in Angriff nehmen. Nur so können wir auf einer rechtssicheren Basis agieren."

6000 Kubikmeter Abfall

Unabhängig von diesen juristischen Überlegungen ist ein immenser Aufwand von Sör nötig, um die Stadt sauber zu halten: So wird beispielsweise der Stadtstrand am Wöhrder See täglich von zurückgelassenen leeren Flaschen, Chipstüten und sonstigen Verpackungen gereinigt (und auch von Gänsekot). Die Abfallkörbe in der Innenstadt werden zweimal am Tag geleert.

Die Müllflut in den Nürnberger Grünanlagen nimmt zu. Im Jahr 2019 musste Sör 6000 Kubikmeter Abfall aus Parks und Grünflächen entfernen, das waren 700 Kubikmeter mehr als im Jahr 2017. Besonders betroffen sind beispielsweise neben Marienbergpark und Wöhrder Wiese neuerdings auch die Hallerwiese.

"Es ist eine Rücksichtlosigkeit von wenigen, die uns viel Arbeit macht und viel Geld kostet", betont Christian Vogel als Erster Sör-Werkleiter.

Verwandte Themen


30 Kommentare