Werk in Nürnberg

Nach Aus für Hefe-Fabrik: Buch sorgt sich um den "alten Bast"

25.10.2021, 08:06 Uhr
Die Deutsche Hefewerke GmbH macht einen großen Teil von Buch aus. Der prägnante Schlot prägt die Silhouette des Dorfes.

© Oliver Acker, NNZ Die Deutsche Hefewerke GmbH macht einen großen Teil von Buch aus. Der prägnante Schlot prägt die Silhouette des Dorfes.

Die Fabrik ist vor 166 Jahren von Johann Michael Bast gegründet worden.

Die Fabrik ist vor 166 Jahren von Johann Michael Bast gegründet worden. © Horst Linke, NNZ

Wenn in Buch Kirchweih gefeiert wird, sticht er heraus. Das Kärwa-Banner zeigt die Silhouette des Dorfs, zwischen den Häusern ragt ein Turm hervor. Der „alte Bast“, wie sie ihn im Norden Nürnbergs nennen, ist der Schlot der Deutschen Hefewerke GmbH, vor 166 Jahren gegründet von Johann Michael Bast. Seitdem wird hier Hefe produziert.

Ort verliert Teil der Identität

Aber nicht mehr lange. Wie berichtet, schließt die Hefefabrik voraussichtlich Ende April 2022. Das bedeutet, dass rund 50 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Und der Ort ein Stück seiner Identität. Die Hefe-Fabrik ist schon Teil von Buch, als das Dorf 1924 ein Stadtteil von Nürnberg wird.

"Der Bast-Schlot ist ein fester Teil der Dorf-Silhouette", sagt Thorsten Brehm. Der Fraktionsvorsitzende der SPD ist Bucher und weiß: "Für den Ort und die Menschen ist das eine Katastrophe." Natürlich haben die Ansässigen mitbekommen, dass das Geschäft nicht floriert. "Man sieht dem Gebäude von außen auch an, dass da nicht viel investiert wurde", findet Brehm. Dass nun schon im Frühjahr Schluss sein soll, hat die meisten dennoch kalt erwischt.

Deshalb will sich die SPD damit nicht abfinden. Thorsten Brehm sucht nach Perspektiven, wie es an dem Standort weitergehen kann. Wenn nicht für immer, dann zumindest für eine gewisse Zeit, "jeder Monat ist hilfreich". Brehm geht es um die Mitarbeiter und um Buch an sich. Ein drohender Leerstand bereitet ihm große Sorgen.

Leerstehende Häuser

Der Ort im Knoblauchsland habe in den vergangenen Jahren ohnehin keine gute Gesamtentwicklung genommen, sagt Brehm. Er verweist auf Häuser, die leerstehen oder verfallen. Schuld ist auch der Flughafen, in dessen Einflugschneise Buch liegt. Weshalb zum Beispiel die nördliche Einfahrt in den Ort schäbig wirkt, sagt Brehm und meint die "scheußlichen Lagerflächen". Er hat schon angeregt, die Fläche anders nutzen zu wollen, aber das scheitere an den Lärmschutzzonen.

Dass nun auch die andere Seite des Stadtteils, wo noch einige Beschäftigte in Werkswohnungen leben, auszusterben droht, sei eine ganz schlechte Sache. "Wir müssen das politisch ganz eng begleiten." Das sieht Tobias Schmidt (CSU) genauso. Auch der Vorsitzende des Vorstadtvereins Nürnberg-Nord will "alle Anstrengungen unternehmen, um den Standort zu halten". Eine Bucher Ansicht ohne die Fabrik sei nicht vorstellbar, sagt er.

Auch wegen des Airports hat der Stadtteil Buch Probleme.

Auch wegen des Airports hat der Stadtteil Buch Probleme. © Stefan Hippel, NN

Schmidt weiß aber auch: "Die Hefewerke wären nicht die erste Immobilie, die nach einer neuen Nutzung schreit." Falls das Aus also unumgänglich ist, muss die Stadt sich Gedanken macht, was aus dem Gelände wird. Einen Wunsch hätte Tobias Schmidt: Er würde die Fläche für die Bevölkerung nutzen wollen. "Die Orte im Knoblauchsland sind nicht wahnsinnig gesegnet mit Begegnungsstätten", sagt er. Auch eine schulische und soziale Nutzung kann er sich vorstellen, liegt das Fabrikgelände doch verkehrsgünstig, also nah an der Erlanger Straße und der Straßenbahn.

Chance für Wohnungsbau?

Thorsten Brehm würde ebenfalls "aus der Not eine Tugend machen", wenn die Hefewerke nicht zu retten sind. Er könnte sich Wohnungsbau auf dem Areal vorstellen. Schon seit Jahren drängt die SPD auf die Ausweisung zusätzlicher Flächen.

Zunächst aber will er sich dafür einsetzen, dass die Hefe-Herstellung weiterläuft. Vielleicht durch weniger Kosten? Brehm denkt an die hauseigene Druckleitung, die das belastete Abwasser direkt vom Firmengelände in die Kläranlage führt. Dort wird das Abwasser dankend aufgenommen, da es Bakterien enthält, die die Klärung unterstützen. Doch die Entsorgung des stark belasteten Wassers kostet.

Schon Rabatt für Abwasser

Das aber kann die Stadtentwässerung und Umweltanalytik nicht ändern, sagt Volker Nachtmann. Er ist Technischer Leiter bei SUN und muss künftig wohl auf das Hefe-Abwasser verzichten. "Wir brauchen das aber nicht zwingend", sagt er. Vor allem können sie am Starkverschmutzer-Zuschlag nichts ändern. Der ist gesetzlich vorgeschrieben. Trotzdem hat die Deutsche Hefewerke GmbH schon weniger bezahlt, da die Kläranlage ihr Abwasser gleichzeitig als Wertstoff bewertet hat.

Thorsten Brehm wird dennoch nicht aufgeben. So oder so müsse die absehbare Werksschließung Anlass sein, die Dorfentwicklung in Buch zu untersuchen. "Mit Priorität und vor allem ganzheitlich unter Beteiligung der Bürger.“

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