Nach tödlichem Rad-Unfall: Drittes Ghostbike aufgestellt

4.7.2019, 09:07 Uhr
Stumm bringen zwei Frauen das Ghostbike und eine Hinweistafel für die tödlich verunglückte Frau gegenüber der Unfallstelle an.

© Peter Roggenthin Stumm bringen zwei Frauen das Ghostbike und eine Hinweistafel für die tödlich verunglückte Frau gegenüber der Unfallstelle an.

Wenn im öffentlichen Raum etwas Neues installiert wird, ist diesmeist von guter Stimmung begleitet. Ganz anders war dies, als ein weiß lackiertes Fahrrad gegenüber des Strandcafés Wanner befestigt wurde. Der tragische Auslöser stimmte traurig, fassungslos, nachdenklich.

Nun hat das Unglück für alle einen Namen. "Katharina" steht in großen Lettern auf einem Hinweisschild. Um zu zeigen: Es war nicht irgendein anonymes Unfallopfer. Es war eine von uns. Aus dem Leben gerissen. Ihre Träume plattgewalzt.

Frau starb noch an der Unfallstelle

Am Dienstag, 18. Juni, war es, als die 30-jährige Katharina mit dem Fahrrad im Umkreis des Dutzendteichs unterwegs war. An der Einmündung der Seumestraße in die Jitzhak-Rabin-Straße geschah das, was sich keiner vorstellen mag: Ein Lkw, dessen Fahrer in Richtung Ben-Gurion-Ring abbiegen wollte, prallte gegen die Radfahrerin. Sie starb noch an der Unfallstelle.

Katharina, so heißt es, ist nicht nur zufällig geradelt. Sie war eine überzeugte Radfahrerin. Auch auf der Critical Mass sei sie schon gesehen worden. Es wäre in ihrem Sinne gewesen, ein Zeichen zu setzen. Ein stummes, aber eindrückliches. Eines, das klarmacht, dass der Fahrradfahrer die Konfrontation mit mehreren Tonnen nur verlieren kann.

Abläufe gleichen sich

Nun hat Nürnberg ein weiteres Ghostbike. Ein Begriff, dessen Ursprung sich im US-Bundesstaat Missouri finden lässt. Dort wurden 2003 die ersten Ghostbikes aufgestellt. Weiß lackierte Fahrräder mit zwei Aufgaben: Einerseits sollen sie das Gedenken an die Opfer aufrechterhalten, andererseits sollen sie als Warnung dienen. Den einen, dass sie die Schwächeren sind, den anderen, dass sie auf Schwächere achten.

In Nürnberg ist es bereits das Dritte seiner Art. Das erste weiße Fahrrad wurde 2013 an der Ecke Gleißbühl-/Blumenstraße aufgestellt — und dort steht es heute noch. Damals war eine 44-jährige Frau ums Leben gekommen. Sie wollte geradeaus fahren, der Lkw-Fahrer bog nach rechts in die Blumenstraße ein und übersah die Frau. Vor zwei Jahren wurde eine 33-Jährige von einem Lkw, der in die Ulmenstraße Richtung Dianaplatz abbog, erfasst. Die Fahrradfahrerin starb an den Folgen des Unfalls — auch an dieser Stelle wurde ein Ghostbike aufgestellt.

Drittes Mahnmal in Nürnberg

Das jüngste Mahnmal am Dutzendteich geht auf das Anliegen mehrerer Beteiligter zurück: Unterschrieben ist die Hinweistafel mit "Familie, Freunde, Studienkollegen, ADFC Nürnberg, Critical Mass und viele mehr".

Drei Mal ähnlich gelagerte Unfälle. Drei Mal mit Lkw-Beteiligung. Wie lässt sich so ein Unglück in Zukunft vermeiden? Ludwig Eble vom ADFC muss nicht lange überlegen: "Der Abbiege-Assistent für Lkw muss endlich zur Pflicht werden. Schnellstmöglich." "Jetzt ist es an der Zeit zu handeln!", sagt Günther Raß vom Bürgerform Dutzendteich.

Schon lange moniert das Forum zum Beispiel die immense Verkehrsbelastung auf der Herzogstraße und in der östlichen Bayernstraße. Die kurze Tempo-30-Zone an der Kurve der Herzogstraße sowie die geänderte Vorfahrt an der Zeppelinstraße seien Schritte in die richtige Richtung — aber eben noch nicht ausreichende Maßnahmen, um das Risiko zu minimieren.

Die Herzogstraße müsse für den Durchfahrtsverkehr unterbrochen werden. Eine Sperre biete sich auf Höhe das alten Bahnhofs Dutzendteich an. Für den Lininenbus könne eine Durchfahrtsregelung geschaffen werden. Einig sind sich alle: Es müssealles getan werden, damit kein viertes Ghostbike aufgestellt werden muss.

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