Neues Projekt: Nürnbergs Südstadt soll grüner werden

16.11.2020, 05:52 Uhr
Neues Projekt: Nürnbergs Südstadt soll grüner werden

© Foto: Claudia Wunder

Zugegeben: Es gibt da die ein oder andere Ecke in der Südstadt, die nicht sonderlich schick daher-kommt: Dreck, Müll und sonstige Hinterlassenschaften etwa in Parks, auf Gehsteigen oder auch beim sogenannten Straßenbegleit-grün. Das sahen auch Andreas Schiebel und seine Nachbarn Miriam und Patrick Lenhard so. "Wir wollten unser Quartier etwas schöner machen", sagen sie – und wo fängt man da besser an, als vor der eigenen Haustür in der Humboldtstraße?

Lob und Naivität

Und so waren die drei sofort Feuer und Flamme, als sie vor drei Jahren von der Baumpaten-Aktion der Stadt Nürnberg gelesen haben. Sie meldeten sich dort an, bekamen einen Pflanzen-Gutschein bei der Gärtnerei Noris-Inklusion am Flughafen und holten sich Pflanzen für "ihren" Baum. "Dort wird man super beraten", lobt Schiebel, "man brauch auch wirklich keinen grünen Daumen zu haben, um das machen zu können.


Wer gießt nächsten Sommer mit?


"Viele Leute aus der Nachbarschaft hätten sich gefreut, wenn sie an dem nun liebevoll umsorgten Baum vorbeigingen: "Wir haben viel Lob bekommen – aber es wurde uns auch eine gewisse Naivität attestiert", blickt Lenhard zurück. Und auch das Trio selbst hatte durchaus Bedenken: "Wir haben ehrlich gesagt auch mit Vandalismus und Verschmutzung gerechnet."

Drei Jahre später ist aus der Patenschaft für einen Baum die Pflege von sieben Bäumen geworden. "Wir waren und sind positiv überrascht, denn unser Engagement wird wirklich wertgeschätzt, es gibt kaum Müll oder Dreck", freut sich Schiebel.

Auffällig, sagt er, sei etwa auch, dass der Boden um die Bäume viel lockerer und weicher geworden sei und durch die Nistkästen und Insektenhotels wieder viel mehr Tiere zu sehen seien.

Gespräche mit Nachbarn

Der 45-jährige Sozialpädagoge wirft zudem einen weiteren Aspekt in den Ring: "Während wir an den Bäumen gärtnern, gießen, Unkraut jäten oder neue Blumen anpflanzen, kommt man prima mit Anwohnern und Passanten ins Gespräch." Und kann weitere Nachbarn animieren mitzumachen.

Denn mittlerweile ist fast der gesamte Baumbestand in der Humboldtstraße fest in Patenhänden. Mitgeholfen hat da auch ein Aushang mit Infos frei dem Motto "Die Südstadt soll grüner werden: Bitte mache mit, es geht ganz einfach", den das Trio veröffentlichte.

"Architektin der Zäune"

Das hat auch etwa auch Dragica Wasiljewitsch angesprochen, die sich an ihre Kindheit erinnert fühlte: "Ich habe viel auf Bäumen in unserem Garten herumgeturnt", sagt sie lachend. Auch Katie Snow, die seit 2016 in der Südstadt lebt, war angetan. "Das sah so schön und freundlich mit den Pflanzen aus, dass ich mir dachte, da muss ich auch mitmachen", sagt sie lachend.


"Kulturbeutel": Grüne Oase in der Südstadt


Gesagt, getan. Mittlerweile trägt sie den Spitznamen "Architektin der Zäune", aus einem sind vier Bäume geworden, die sie hegt und pflegt. "Ich glaube, ich bin ein bisschen süchtig", meint sie mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich, fügt sie ernst an, habe ihr das Gärteln gerade in diesem Corona-Frühling gutgetan. "Ich hatte einen Grund rauszugehen, an der frischen Luft zu sein."

Einen weiteren Schub brachte das Global Art Festival 2019, bei dem Künstler unter dem Motto "Transformation" in der Südstadt Kunst im Öffentlichen Raum präsentierten – unter anderem auch durch die Gestaltung von Baumscheiben in der Humboldtstraße. Dass ihre Initiative derartig erfolgreich Nachahmer und Mitmacher findet, spornt die Lenhards und Schiebel nur an: "Wenn die Südstadt erstmal grün ist, wäre das doch auch ein Ziel für die gesamte Stadt", finden sie.

Weitere Infos zum Projekt Baumpaten der Stadt gibt es auf der Website und Impressionen aus der Südstadt auf Instagram.

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