Extremwetter

Nie wieder weiße Weihnachten? So wirkt sich der Klimawandel auf Nürnberg aus

Jan Heimhold

nordbayern-Redaktion

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22.2.2024, 05:51 Uhr
Noch 1960 konnten Kinder im Westtorgraben Schlitten fahren.

© Stadtarchiv Nürnberg Sig. A39 Fi Ver W 364, NNZ Noch 1960 konnten Kinder im Westtorgraben Schlitten fahren.

Kinder, die 1960 fröhlich jauchzend mit ihren Schlitten den Westtorgraben hinunter rodeln, während sich auf dem Hauptmarkt die Schneeberge türmen - Bilder, die man nur noch im Stadtarchiv findet und schon jetzt eigentlich nur noch aus Omas Erzählungen kennt. Denn seitdem sind die Temperaturen in der Region immer weiter angestiegen. Gefühlt fällt im Winter kaum noch Schnee.

Eine Annahme, die das Bayerische Landesamt für Umwelt in seinem neuesten Bericht bestätigt. So hat die Anzahl der Tage, an denen die Temperatur unter null Grad Celsius liegt, in der Donauregion - zu der auch Nürnberg gehört - seit 1950 um 16 abgenommen. Zeitgleich stieg dafür die Anzahl der heißen Tage, also solcher mit Temperaturen über 30 Grad, um zehn an. Ähnliches gilt für den Niederschlag: Zwar ist es heute wesentlich trockener als noch vor 70 Jahren, doch gab es seitdem wesentlich mehr Starkregenereignisse, wie zum Beispiel am 17. August 2023. Der Grund dafür: Der Klimawandel.

Winter ade!

Dessen Folgen könnten in Zukunft dazu führen, dass irgendwann im Winter gar kein Schnee mehr fällt und Eislaufen und Schlittenfahren gänzlich der Vergangenheit angehören. Sollte der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen unvermindert weitergehen wie bisher, erwartet das Landesamt für Umwelt im Jahr 2085 gerade noch acht Tage im Jahr, an denen die Temperatur unter dem Gefrierpunkt liegt. Zum Vergleich: Zwischen 1971 und 2000 waren es im Durchschnitt ganze 30 Tage. Insgesamt könnte sich die winterliche Durchschnittstemperatur der Donauregion um bis zu 4,9 Grad erhöhen. Es ist davon auszugehen, dass sich die Niederschlagsmenge im Winter zwar durch den Temperaturanstieg erhöhen wird, dann aber nicht mehr als Schnee zu Boden fällt, sondern als Regen.

Genauso beklemmend sieht es für die Sommermonate bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts aus. Laut der Zahlen der Stadt Nürnberg wird sich die Anzahl heißer Tage bis dahin in etwa verdoppelt haben. Das führt zu länger andauernden und verstärkten Hitzewellen, die die Einwohner der Stadt in Zukunft bedrohen könnten. Folglich erwartet das Landesamt für Umwelt durch die abnehmenden Niederschläge eine zunehmende Austrocknung der Böden rund um Nürnberg. Diese Entwicklung können auch die immer häufiger auftretenden Starkregentage nicht ausgleichen, da ausgetrocknete Böden das Wasser gar nicht so schnell aufnehmen können, wie es fällt.

Noch ist nicht alles verloren

All das ist allerdings nur das Worst-Case-Szenario. Sollte es der Menschheit gelingen, den globalen Ausstoß von Treibhausgasen in naher Zukunft zu drosseln, könnte die Region mit einem blauen Auge davonkommen. In diesem Fall würden die Temperaturen vor Ort bis 2085 "nur" um 1,4 Grad ansteigen. Der Klimawandel hätte dann weitaus weniger gravierende Auswirkungen auf den Donauraum.

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