Kunstwerk aus Bauschutt

Nürnberg: Junger Künstler sucht ein Quartier für seine Freiluft-Küche

10.9.2021, 16:36 Uhr
Der Künstler vor seiner Freiluft-Kochzeile: Julian Mack hat die Quartierküche gebaut.

© Michael Matejka, NNZ Der Künstler vor seiner Freiluft-Kochzeile: Julian Mack hat die Quartierküche gebaut.

Wie eine kleine Fabrik steht der Klotz aus Stein auf dem Parkplatz zwischen alten Lagerhallen. In der Mitte ragt ein silbern glänzender Schlot aus den Backsteinen und Ziegelsteinen hervor. Auf einer Seite geht der sonst hüfthohe Quader in eine geschwungene Sitzfläche aus Beton über.

Im Innern lodert Feuer

Der Stein ist warm. Das liegt auch an der Sonne, die wolkenlos am Himmel steht. Vor allem aber an dem Feuer, das im Innern des Blocks lodert. Julian Mack kniet sich vor die Betonsitzfläche. Er schiebt eine Platte nach oben und gibt den Blick frei auf die Flammen. Er legt Holz nach.

Gekocht wird direkt auf der installierten Metallplatte.

Gekocht wird direkt auf der installierten Metallplatte. © Michael Matejka, NNZ

Auf der anderen Seite des Quaders wird gekocht. Große Stücke Blumenkohl brutzeln auf einer schwarzen Metallplatte und sind bereits goldgelb. Daneben wird ein weiterer Gang vorbereitet: Teigtaschen mit Gemüsefüllung. Sie sollen als nächstes auf der Kochplatte landen. Aus dem Ofen dringt der Duft von frisch gebackenem Brot. Salate hat die kleine Gruppe schon auf einem Tisch angerichtet.


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Mit einem großen Essen wird hier in der Muggenhofer Straße das Ende monatelanger Arbeit gefeiert. So viel Zeit hat Julian Mack in die Quartierküche investiert, an der nun seine Familie und Freunde werkeln. Sechs Monate hat der 24 Jahre alte Nürnberger die Freiluftküche geplant.

Auch einen Ofen hat die Freiluft-Küche.

Auch einen Ofen hat die Freiluft-Küche. © Michael Matejka, NNZ

Mack ist Künstler, er hat an der Technischen Hochschule Design studiert. Für seine Abschlussarbeit in Produktionsdesign hat er eine wetterfeste Küche entworfen, mit der draußen gekocht werden kann. Die Idee: Die Kochstelle soll nicht an einem Platz bleiben, sondern wandern. Und an verschiedenen Orten dafür sorgen, dass Menschen zusammenkommen, Essen zubereiten und Zeit mit einander verbringen.

Küche besteht aus Bauschutt

Bei der Planung ist Julian Mack schnell klar: Bei der Theorie wird es nicht bleiben. "Ich musste die Quartierküche einfach bauen", sagt der junge Mann, während er sich die schulterlangen Haare hinter die Ohren steckt. Und er will sie so bauen, wie er es geplant hat: aus Bauschutt.

Also ist Mack auf Baustellen unterwegs, "dort habe ich fast immer etwas bekommen". Danach schneiden er und ein paar Helfer die Steine zurecht und setzen sie mit Mörtel aneinander. Die Küche aus Bauresten wächst. In der ist sogar ein 200 Liter fassender Wassertank installiert. Nur die Unterkonstruktion und die Sitzfläche sind nicht aus Bauschutt, die gießt der junge Künstler aus Stahlbeton.

Ziel: Menschen zusammenbringen

Zur Einweihung hat Julian Mack ein paar Bilder, die den Bau dokumentieren, bei der Einweihung auf AEG ausgestellt. Dort kennt sich Julian Mack aus, hier ums Eck fährt er Skatebord, auf selbstgebauten Rampen. Die Erfahrung nutzt er für seine Quartierküche. Die soll aber nicht hier stehen bleiben, sondern mobil sein. Mack sieht sie in einem Park oder auf einem Platz. "Ich möchte, dass der öffentliche Raum besser genutzt wird", sagt er. Und kochen verbindet alle Menschen. "Es ist eine soziale Schnittstelle, gerade mit Feuer. Denn damit wird in vielen Kulturen Essen zubereitet."

Julian Mack hat lange an der mehr als zwei Tonnen schweren Freiluft-Küche gearbeitet und sogar in seinem umgebauten Bus neben der Werkstatt geschlafen. Das Ergebnis ist eine öffentliche Zeile, um zu backen, brutzeln, essen und vor allem zusammenzusitzen.

Kulturbüros zeigen Interesse

Für die sucht der 24-Jährige nun ein Zuhause und hat deshalb bereits mit Kulturbüros Gespräche geführt wegen einer Genehmigung und Patenschaft für das Objekt im öffentlichen Raum. "Es gibt da schon großes Interesse." Der junge Künstler sucht nicht nur einen Standort. Er sucht jemanden, der die Küche, in die Mack viel Geld gesteckt hat, kauft und zur Verfügung stellt. "Das kann so eine Einrichtung sich nicht leisten." Der Künstler setzt "auf eine stiftende Person, Institution oder Firma".

Einen erste gute Nachricht hat Mack auch schon: Vorerst darf die Küche als Zwischennutzung Auf AEG bleiben. Ab sofort kann im Innenhof der Muggenhofer Strasse 135, zwischen Pforte und Kulturwerkstatt, in der Mitte der kleinen Grünfläche mit Bäumen gekocht werden. Die Quartierküche ist für jeden öffentlich zugänglich, "einfach mit Backblech und Geschirr, Gewürzen und Zutaten hingehen", sagt Julian Mack. "Und vor Ort nach Altholz und Altpapier zum Anfeuern Ausschau halten."

Ein bisschen Zeit müssen die Freiluft-Köche auch mitbringen: Etwa eine halbe Stunde bis Stunde dauert es, die Küche anzuheizen. "Auf dem Herd kann direkt ohne Pfanne oder Topf gekocht werden", sagt der Künstler. Im Backofen besser mit einer Form oder einem Blech.

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