Nürnberg: Keine Prüfung der Hochhausfassaden

29.6.2017, 05:56 Uhr
Die Bewohner dieses Hochhauses in Wuppertal mussten am Dienstagabend ihre Wohnungen verlassen. Die Fassadendämmung des Hauses ähnelt der des Londoner Grenfell Tower. In Nürnberg sind keine Probenahmen an Gebäudefassaden geplant.

© Caroline Seidel/dpa Die Bewohner dieses Hochhauses in Wuppertal mussten am Dienstagabend ihre Wohnungen verlassen. Die Fassadendämmung des Hauses ähnelt der des Londoner Grenfell Tower. In Nürnberg sind keine Probenahmen an Gebäudefassaden geplant.

Die bereits erteilten Genehmigungen für Nürnberger Hochhäuser werden nicht überprüft. Dies erklärte das Bayerische Innenministerium auf Anfrage von nordbayern.de. Zum Hintergrund: In Wuppertal war am Dienstagabend ein elfstöckiges Hochhaus evakuiert worden, weil es eine brennbare Fassadendämmung hat. Die Wuppertaler Feuerwehr hatte nach der Feuerkatastrophe im Londoner Grenfell Tower mit mindestens 79 Toten die Brandgefahr neu bewertet.

Für Nürnberg und andere bayerische Städte sind keine Probenahmen an Hochhauswänden geplant. "Wir sehen keine Veranlassung, alle unteren Bauaufsichtsbehörden mit einer erneuten Überprüfung von bereits erteilten Genehmigungen zu beauftragen", erklärte eine Pressesprecherin des Münchner Innenministeriums, "es ist immer auch im Interesse der Bauherren und Eigentümer, dass die Gebäude auch so ausgeführt werden, wie sie genehmigt sind." Sprecher der Nürnberger Feuerwehr sowie der Bauordnungsbehörde verwiesen auf die Zuständigkeit des Ministeriums.

Bei Krankenhäusern und Altenheimen sei die Verwaltung in der Vergangenheit mehrfach aufgefordert worden, beim verbesserten Brandschutz aktiv zu werden, sagt Gerhard Steinmann, Leiter der Nürnberger Bauordnungsbehörde. Bei Hochhäusern habe man bislang keine Mitteilung bekommen, so der Amtsleiter, wobei für die sogenannte Feuerbeschau ohnehin die Feuerwehr zuständig ist.

Doch die Hochhaus-Richtlinien verbieten ohnehin eine brennbare Dämmung. Wer sich nicht dran halten würde, "hätte sich einen Mühlstein um den Hals gehängt", meint Steinmann. Übrigens hat Bayerns Oberste Baubehörde gestern mit dem nordrhein-westfälischen Bauministerium über das Wuppertaler Hochhaus telefoniert. "Die dortigen Kollegen sprechen von einem ,singulären Ereignis‘", teilt die Münchner Pressestelle mit, "es ist ein Gebäude aus der 60er Jahren, das damals fälschlicherweise mit Holzwolle gedämmt wurde." Dies sei auch zum damaligen Zeitpunkt nicht zulässig gewesen.

Deutsche Kommunen reagieren unterschiedlich auf die Brandkatastrophe im Londoner Hochhaus: So lassen neben Wuppertal auch Recklinghausen, Bielefeld und Münster die Unterlagen der vergangenen Jahre prüfen. In Berlin geht man dagegen zumindest derzeit nicht von einer umfassenden Kontrolle der Fassaden aus.

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