Nürnberger Extremsportler knackt Ultralauf-Rekord

2.8.2014, 15:24 Uhr
Ultramarathonläufer Rober Wimmer hat den alten Rekord unterboten.

© Timm Schamberger Ultramarathonläufer Rober Wimmer hat den alten Rekord unterboten.

Robert Wimmer ist zurück. Zurück in der Zivilisation. Vorbei die Nächte, in denen er neben Bundesstraßen schlief und kein Dach über dem Kopf hatte. Hinter ihm liegt eine abenteuerliche Reise, für die er neben Ausdauer, Disziplin und Wille genauso viel Verrücktheit brauchte. Vor kurzem ist der Nürnberger in zehn Tagen und fünf Stunden rund 930 Kilometer von Wilhelmshaven bis auf die Zugspitze gelaufen. Damit knackte er den Rekord für einen Ultralauf außerhalb eines Wettkampfes. Den hielt bisher der Berliner Steven Rau, der für die gleiche Route 15 Tage und drei Stunden benötigte.

„Ich wollte diesen Rekord einfach haben“, erzählt ein entspannter, aber immer noch von den Strapazen geplagter Wimmer. Selbst Tage nach dem Lauf muss er noch seine Füße eincremen – der Regen auf den Schlussetappen habe den arg beanspruchten Fußsohlen den Rest gegeben. Doch selbst wenn der Extremsportler über die unschönen Seiten spricht, ist ein Leuchten in seinen Augen. Er sagt, er brauche das.

Tour startete mit Umweg

Am 14. Juli startete Wimmer in Wilhelmshaven an der Nordsee mit GPS-Gerät, Fahrradkarten und ohne Geld. In einem kleinen Wagen zieht er 30 Kilo Proviant und einen Schlafsack hinter sich her. Er ist bestens vorbereitet. Trotzdem kommt die erste Enttäuschung schnell. Gleich am dritten Tag bei Detmold in Nordrhein-Westfalen verläuft sich der 49-Jährige - und spult fast 20 Kilometer umsonst ab. Der Ärger ist groß, doch der Wille weiterzumachen, überwiegt. Der zweifache Vater ist ein Getriebener. Ein Leben ohne Laufen? Für Wimmer, der pro Jahr 8000 bis 12.000 Kilometer läuft, nicht vorstellbar.

Bei einem Ultramarathon laufen die Sportler eine längere Strecke als bei einem Marathon mit 42,195 Kilometern - oft in Etappen. Laut Ingo Schulze von der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung (DUV) muss Wimmers Rekord im Unterschied zu Wettkampfläufen als Bestwert für einen privat organisierten Ultralauf gesehen werden.

Mit diesem Ziehwagen hat sich Robert Wimmer auf den Weg gemacht. Darin hatte er alles, was er brauchte – vom Schlafsack bis zum Entkeimungsmittel.

Mit diesem Ziehwagen hat sich Robert Wimmer auf den Weg gemacht. Darin hatte er alles, was er brauchte – vom Schlafsack bis zum Entkeimungsmittel. © privat

Eine Frage des Willens sind für den Nürnberger auch die letzten drei Etappen bei strömendem Regen. Weil der Schlafsack völlig durchnässt ist, schläft Wimmer in 72 Stunden nur vier Stunden. Während seines Deutschlandlaufs kampiert er am Straßenrand oder in Bushäuschen. Wasser besorgt er sich aus Flüssen, Brunnen und von Tankstellen. Essen? Es gibt Haferflocken-Riegel, Mineralgetränke und kalte Tomatensuppe.

Da ist es umso verständlicher, dass Wimmer sich auf der Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg, gleich nach seinem Triumph ein Schnitzel genehmigt. Die letzten Meter zum Gipfel lief er übrigens nicht. Schlechte Schuhe, Schnee und ein schmaler Grat stoppen den Familienvater.

Der Bekanntheit in Zirndorf bei Nürnberg, wo Wimmer einen Brillenladen hat, tut das aber keinen Abbruch: „Ich bin in ganz Zirndorf sicher mindestens so bekannt wie der Bürgermeister“, sagt er stolz. 1986 entdeckte Wimmer das Laufen für sich. Sein Vater brachte ihn dazu. Der Sohn solle sich mal im Spiegel betrachten. In den Augen des Vaters hatte er damals ein wenig zu viel um die Hüften gehabt. Als er dann mit seiner Freundin zum Joggen geht, wird er das Lauf-Virus nicht mehr los.

Jetzt denkt der Ultraläufer schon an die nächsten großen Herausforderungen. Er sei eben ein Visionär, sagt er von sich selbst. Ob der Tour-de-France-Lauf in Frankreich im kommenden Jahr oder die vielen Wüsten weltweit, die es noch zu durchqueren gelte – Wimmers Wille ist da.

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