Trödeln im Stadtteil

Nürnberger Hofflohmärkte: Hier wird bis Oktober getrempelt

Claudia Beyer

NN Lokales

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17.4.2022, 08:00 Uhr
Vor der Corona-Zwangspause: Ein Hinterhofflohmarkt in St. Johannis im Sommer 2019.

© Roland Fengler, NN Vor der Corona-Zwangspause: Ein Hinterhofflohmarkt in St. Johannis im Sommer 2019.

Er hat sie damals hierhergebracht: Gerald Gassner von Vischers Kulturladen in St. Johannis. Der gebürtige Münchner lernte vor über zwölf Jahren das bunte Treiben in den Hinterhöfen in München-Schwabing kennen und war begeistert: „Es war gigantisch, da sind die Massen im Stadtteil unterwegs gewesen.“ Wenige Monate später feierte Nürnberg seine Hofflohmarkt-Premiere.

Stöbern in heimeliger Hinterhofatmosphäre - wie hier im Juli 2019.

Stöbern in heimeliger Hinterhofatmosphäre - wie hier im Juli 2019. © Roland Fengler, NN

Der 63-Jährige ist bekennender Flohmarktgänger. „Ich gehe besonders gerne auf den Nürnberger Trempelmarkt.“ Auch bei den Hofflohmärkten ist Gassner - stets als Spaziergänger, einen Stand hatte er noch nie - mehrfach dabei. Einige Schätze zeugen davon. „Ein Notenständer, eine Holzfigurengruppe mit Schlitten, gute Bücher, schöne Gläser, alte Bilderrahmen und viele Tonträger“, zählen zu seiner Ausbeute.

Kontakte knüpfen

Doch es geht bei den Hofflohmärkten weniger ums Trempeln, sondern darum, den Stadtteil neu zu entdecken, ins Gespräch zu kommen, Hausgemeinschaften zu stärken und Kontakte zu knüpfen. Ihre Geschichte begann im Jahr 2010 mit drei Veranstaltungen in St. Johannis, Gostenhof-Ost und -West. Dann ging alles sehr schnell. Fünf Jahre später lag ihre Zahl bereits bei 17, zuletzt - im Jahr 2019 - gab es stadtweit 23 Termine. Waren bei der Premiere in St. Johannis noch 130 Höfe dabei, hat sich ihre Zahl alsbald bei 200 eingependelt.


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Es klappt auch ohne Hinterhofatmosphäre. In Ziegelstein zum Beispiel. Dort wird traditionell die Saison eröffnet - heuer fällt der Startschuss am 30. April in Loher Moos. Mangels Hinterhöfen heißt es hier Gartenflohmärkte; in Thon ist von Garagenhofflohmärkten die Rede.

Neuer Besitzer gesucht: In den Hinterhöfen gibt es viel zu entdecken - wie ein altes Fahrrad. 

Neuer Besitzer gesucht: In den Hinterhöfen gibt es viel zu entdecken - wie ein altes Fahrrad.  © Peter Kunz

Nicht alle Stadtteile sind mit von der Trödelpartie, so fehlen beispielsweise Erlenstegen, Laufamholz und Fischbach. Letztendlich braucht man engagierte Privatpersonen, die das Ganze organisieren. Aber auch der ansässige Bürgerverein (etwa in Zabo), das zuständige Seniorennetzwerk (siehe Gartenstadt) oder ein Kulturladen (wie das Vischers in St. Johannis) springen in die Bresche.

Ob mit oder ohne Luftballons, die den Besuchern den Weg weisen, gedruckte Plakate mit den jeweiligen Standorten oder eine Anmeldegebühr - das bleibt den jeweiligen Organisatoren überlassen. Nur zwei Dinge sollten beachtet werden: Die Hofflohmärkte sind stets an einem Samstag und gehen auf Privatgelände über die Bühne.

Auf zu „Flohannis“

Zum Jubiläum wartet St. Johannis heuer mit einer besonderen Aktion auf: Bei „Flohannis“ am 2. Juli sind Kreativlinge gefragt. „Nutzt Eure Talente und macht Eure Höfe zur Bühne“, ruft Gassner auf. „Greift zur Gitarre und spielt Songs, lest Gedichte, macht Poetry Slam, tanzt, malt, spielt Theater, zeigt Fotos oder was auch immer Euch einfällt.“ Und so sollen die Hinterhofflohmärkte erstmals um ein kleines Kulturprogramm im Viertel ergänzt werden. Der Leiter von Vischers Kulturladen ist gespannt: „Ich hoffe, es funktioniert.“ Anmeldungen für Beiträge dürfen jederzeit reintröpfeln. „Es wäre schön, wenn wir rechtzeitig Bescheid wissen, dann kündigen wir sie an“, sagt Gassner.

Gut gelaunt mit Sonnenschutz: Hofflohmärkte im Sommer 2014.

Gut gelaunt mit Sonnenschutz: Hofflohmärkte im Sommer 2014. © Peter Kunz

Lust auf mehr? Der kunterbunte Flohmarkt rund ums Schloss Almoshof steht ebenfalls in den Startlöchern. Für den ersten Termin am Sonntag, 24. April, sind bereits alle Standplätze vergeben. Am Samstag, 7. Mai, lädt in Gleißhammer von 12 bis 16 Uhr ein Benefiz-Flohmarkt zugunsten der Ukraine ein, er findet vor der Kunigundenkirche, Lorschstraße 7, statt. Ein Muss für Trödelfans ist der Nürnberger Trempelmarkt am 13./14. Mai sowie am 9./10. September. Ein Blick über die Stadtgrenze: der 86. Grafflmarkt in der Fürther Altstadt geht am 24./25. Juni über die Bühne.

Hier finden Sie die Termine der Hofflohmarktsaison 2022 im Überblick.

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