Nürnberger Wohnungsbericht: Der Mietpreis-Druck wächst

13.7.2014, 06:00 Uhr
Die Nachfrage nach Wohnraum in Nürnberg ist riesig. Längst können Neubauprojekte den Bedarf nicht mehr decken.

© dpa Die Nachfrage nach Wohnraum in Nürnberg ist riesig. Längst können Neubauprojekte den Bedarf nicht mehr decken.

1,5 Milliarden Euro sind im Jahr 2013 wieder auf dem Nürnberger Woh­nungsmarkt umgesetzt worden. Attraktiv genug für Investoren ist er also. Nur haben die Kunden leider wenig davon. „Das Angebot an preis­günstigen Wohnungen wird knap­per“, sagte der städtische Wirt­schafts- und Wohnungsreferent Michael Fraas am Freitag bei der Vor­stellung des Wohnungsberichts 2013. „Die Zahl der Verkäufe ist zurückge­gangen, die Preise sind gestiegen.“ In Beispielen ausgedrückt: Von 2012 auf 2013 verteuerten sich Bauflä­chen für Geschosswohnungen durch­schnittlich um 21 Prozent.

Die Preise für Reihen- und Doppelhäuser stiegen um 10 Prozent – im Stadtnorden wer­den vereinzelt schon mehr als 500000 Euro bezahlt. Freistehende Häuser erreichen Spitzenwerte bis 650000 Euro. Neu gebaute Eigentumswohnun­gen verzeichneten binnen Jahresfrist einen Preisanstieg von 6 Prozent (auf je nach Lage 2800 bis 3900 Euro je Quadrat­meter) und erreichen damit ein 20-Jah­res- Hoch. „Gebrauchte“ Wohnungen verteuerten sich um 8 bis 9 Prozent – und so weiter.

Ein Trend, den der neue Mietenspie­gel nur bestätigen kann (siehe neben­stehenden Artikel). Laut Zensus 2011 sind in Nürnberg 29,1 Prozent aller Wohnungen vom Eigentümer be­wohnt und 67,8 Prozent vermietet.

Fraas benennt für das Missverhält­nis zwischen Angebot und Nachfrage erneut den Zuzug in die Stadt. 2013 kamen wieder 4334 Einwohner hinzu. Eine zu lahme Bautätigkeit lasse sich dagegen nicht mehr unterstellen. Es wurden im vergangenen Jahr 1787 Neubauwohnungen fertig, so viele wie seit 2007 nicht mehr. Auch die Zahl der Baugenehmigungen für geplante Wohnungen (2118) legte deutlich zu; sie steigt seit 2008.

Nachschub ist also in Sicht. Den­noch urteilt Fraas: „Wir dürfen uns nicht ausruhen. Besonders niedrige Einkommensklassen brauchen drin­gend Entlastung, und es müssen drin­gend Wohnungen gebaut werden.“ Die Stadt Nürnberg könne da „nicht viel, aber kleine Beiträge“ leisten. Fraas will dazu seine Verwaltung beschleunigen. „Wir müssen Bauland schneller erschließen.“ Für Herbst kündigt Fraas ein umfassendes Gut­achten „Wohnen 2025“ an.

Zu wenig geförderte Wohnungen

Bis 2015 will die Stadt aus ihrem Grundbesitz immerhin acht Hektar auf den Wohnungsbaumarkt geben und Preistreiber davon fernhalten. Die größeren Grundstücke darunter – etwa an der Heinrich-Held-Straße in Katzwang oder auf dem Tafelgelände – werden zum Festpreis und mit Auf­lagen ausgeschrieben. Der Käufer muss dann beispielsweise günstige Familienwohnungen errichten.

Die Stadt hat jüngst außerdem ihre Zu­schüsse für junge Familien auf Eigen­heimsuche erhöht und ihre Reserve für städtische Wohnungsbaudarlehen auf 500000 Euro pro Jahr verdoppelt. Mit 53 Millionen Euro haben Stadt und Staat 2013 den Nürnberger Woh­nungsmarkt bezuschusst. Doch trotz neuer Pflichtquoten und Bonussyste­men lahmt der geförderte Wohnungs­bau. Nur noch 5 Prozent der fertigge­stellten Wohnungen waren zuletzt geförderte. Der Wohnungsbericht er­klärt dies mit dem niedrigen Zinsni­veau: Bauen mit Auflagen ist da für die Unternehmen unattraktiv.

So verzweifeln viele bedürftige Bür­ger an der Preisspirale. Solche Haus­halte waren Ende 2013 erneut ver­mehrt als wohnungssuchend gemeldet (8538), vor allem Ausländer, Alleiner­ziehende und Schwerbehinderte. Doch der Vermittlungserfolg sinkt. Bundespolitisch sieht Michael Fraas auch des­halb eine Neuordnung des Wohngelds als fällig an. „Wenn die Bemessungs­grenzen nicht angepasst werden, wird das Wohn­geld seinen wohnungs­politischen Zweck verfeh­len.“

Immer weniger Nürn­berger, zuletzt 4525, bezie­hen diese Hilfe. Zum Teil, weil sich ihre Einkommen verbessert haben – oft aber, weil die Bezugsbedin­gungen die Mietsteigerun­gen seit langem nicht berücksichtigen. Für Stadtrat Titus Schüller von der Linken Liste reichen die Gegen­maßnahmen der Stadt nicht weit genug. Er kriti­sierte angesichts der neu­en Daten vom Freitag die Wohnungspolitik als „völ­lig verfehlt“.

Der Wohnungsbericht im Internet.

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