Angebot für Wohnungslose

Ökumenische Wärmestube: Neuer "Ableger" sorgt für echte Entlastung

4.8.2021, 19:22 Uhr
Bei der offiziellen Vorstellung der neuen Zweigstelle der Wärmestube führt Leiterin Manuela Bauer (li.) Nürnbergs Sozialreferentin Elisabeth Ries durch die Räume.

© NNZ Bei der offiziellen Vorstellung der neuen Zweigstelle der Wärmestube führt Leiterin Manuela Bauer (li.) Nürnbergs Sozialreferentin Elisabeth Ries durch die Räume.

"Für Menschen, die keine feste Bleibe mit einem Mietvertrag haben, sind diese Räume so etwas wie ihr Wohnzimmer", sagt der Nürnberger Caritas-Direktor Michael Schwarz, "sie sollen dort auch menschliche Wärme erfahren und spüren, dass sie ernst genommen werden". Genau dafür sorgt Manuela Bauer mit ihrem inzwischen zwölfköpfigen Team. Seit fünf Jahren leitet sie die ökumenische Wärmestube in der Köhnstraße in der Nähe des Nürnberger Hauptbahnhofs. Nun hat sie mit ihren Mitarbeitern auch die Betreuung einer "Zweigstelle" in Gibitzenhof übernommen.

Die Räume machen einen freundlichen, hellen Eindruck. Kein Wunder: Alles ist frisch gestrichen und wurde gerade erst eingerichtet. Neben Küche und Speiseraum gibt es ein Lese- und ein Fernsehzimmer und - erstmals - auch einen speziellen Ruhebereich, der bei Bedarf auch als Patientenzimmer genutzt werden kann. Ganz wichtig auch ein Raum mit abschließbaren Spinden, in denen jeder Besucher seine bescheidene Habe sicher verwahren kann.

Denn der Besuch des neues Tagestreffs ist gekoppelt an eine Notschlafstelle in den oberen Etagen. Anders als in der Köhnstraße finden hier deshalb keine Gäste Einlass, die sich etwa nur mit einer warmen Mahlzeit stärken wollen. Und weitere Hilfen wie eine Kleiderkammer oder Beratungsangebote bleiben als Schwerpunkt in der Köhnstraße angesiedelt.

Domizil für das neue Angebot ist ein früheres Geschäftsgebäude in Gibitzenhof. Die Stadt hatte lang nach einer passenden Immobilie Ausschau gehalten. Schließlich bot sich das ehemalige Küchenstudio eines Möbelhauses an. Nachdem das Unternehmen die Räume aufgegeben hatte, dienten sie schon ein paar Jahre lang als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge - auch die wurde inzwischen aufgelöst.

Lockdown zwang zum Handeln

So konnte hier Anfang 2020 kurzfristig eine zusätzliche Notschlafstelle geschaffen werden. Eile war geboten, als sich während des ersten Lockdowns wohnsitzlose Menschen eigentlich nicht mehr auf der Straße aufhalten sollten, erläutert die Nürnberger Sozialreferentin Elisabeth Ries. Dazu kam, dass die anderen Einrichtungen ohnehin aus allen Nähten platzten und in dem etliche Jahre zur Entlastung genutzten Tucherbräu-Lokal am Opernhaus endlich die Sanierung anlief.

So finden seither in dem Anwesen gegenüber dem Dianablock auf zwei Etagen bis zu 80, in akuten Fällen auch mal 100 Männer eine Bleibe für eine oder ein paar Nächte; nicht wenige stammen aus osteuropäischen Ländern. Frauen können in dieser Einrichtung nicht aufgenommen werden. Der Tagestreff im Erdgeschoss soll nun helfen, so Bauer, dass die Bewohner zur Ruhe kommen und sich ihre Lage stabilisiert - eine entscheidende Voraussetzung für Beratung und die Suche nach Lösungen. Und da die bis zu 100 Aufgenommenen in der Dianastraße nun auch im selben Haus versorgt werden, pilgern sie nicht mehr in die Köhnstraße. Was dort zu einer schon spürbaren Entlastung beigetragen hat.

Jeweils ein Ruhetag

Zumal dort ohnehin nicht mehr als 20 Besucher gleichzeitig Einlass finden. Das führte - coronabedingt - zu einer Art Schichtbetrieb. Die Phase, in der nur noch Mahlzeiten zum Mitnehmen ausgegeben werden durften, ist aber zum Glück überwunden. Geöffnet sind beide Wärmestuben jeweils an sechs Tagen der Woche; in der Köhnstraße ist freitags geschlossen, in Gibitzenhof am Sonntag Ruhetag. "Die Mahlzeiten sind aber in beiden Treffpunkten identisch und kommen vom selben Caterer", erläutert Bauer.

Die inoffiziell so genannte „Dianastube“ sei alles andere als ein Almosen, betont Markus Köhler vom Vorstand der Stadtmission. Vielmehr würden die Besucher ihr „Menschenrecht auf Wohnung und Nahrung“ wahrnehmen. Die Wärmestube sei daher ein Dienst an der Gesellschaft, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinanderklaffe.

Rund 2500 Menschen in Pensionen

„Das Wort Wärmestube scheint aus der Zeit gefallen“, sagte der Nürnberger Caritasdirektor Michael Schwarz, doch der Begriff verdeutliche, dass die Einrichtung ein „Wohnzimmer“ sei für diejenigen, die kein Dach über dem Kopf hätten. In Nürnberg, so schätzt Thorsten Bach vom Sozialamt der Stadt, leben ungefähr 250 bis 300 Menschen auf der Straße oder nutzten die Notschlafplätze. In Obdachlosenpensionen seien ungefähr 2.500 Menschen untergebracht.

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