Planungen starten: Der Plärrer bekommt ein neues Gesicht

14.5.2020, 05:55 Uhr
Planungen starten: Der Plärrer bekommt ein neues Gesicht

© Foto: Michael Matejka

Der Verkehr schiebt sich ohne Unterlass um das hässliche Areal, das von vielen Ramschläden und hässlichen Häusern umgeben ist. Der völlig überdimensioniert anmutende Platz selbst wird bestimmt von Bussen, Straßenbahnen, fehlendem Grün und dem bereits seit 2014 stillgelegten Brunnen, an dem sich vor allem nur noch Obdachlose und Trinker niederlassen.

Dennoch kommt man an ihm kaum vorbei: Der Plärrer ist neben dem Bahnhof einer der größten Verkehrsknotenpunkte in der Stadt und dabei auch ein wichtiges Drehkreuz für U- und Straßenbahnen und den Busverkehr. Dabei ist das Erscheinungsbild nur die eine Seite. Die gesamte Anlage ist in die Jahre gekommen und inzwischen ein Sorgenkind.

Schuld ist der Deckel, der auf dem großflächigen Untergeschoss liegt. Seit Jahren ist dieser undicht. Das Wasser tropft, so dass inzwischen an manchen Stellen der Putz bröckelt. Das stellte zwar bislang kein Sicherheitsrisiko dar, doch nun muss der Deckel saniert werden. "Weil sonst Wasser in die U-Bahn läuft. Da kommen wir nicht dran vorbei", sagt Daniel Ulrich, Planungs- und Baureferent der Stadt Nürnberg.

Platz für Kunden-Center und Kiosk

Darin ist man sich einig: So war das Vorhaben im vergangenen Dezember im Stadtplanungsausschuss einstimmig angenommen worden. Bereits bis zur Sommerpause soll nun entschieden sein, wie der Plärrer künftig aussehen wird.

Doch die Pläne sind ehrgeizig, denn nicht nur der 50 Jahre alte Deckel soll saniert werden, sondern gleich das ganze Areal in Angriff genommen werden, das vielen Anforderungen gerecht werden muss: Eine barrierefreie und von der Witterung unabhängige Nutzung des ÖPNV soll dort gewährleistet sein, auch soll das Areal besser für Fußgänger und Radfahrer zu überqueren sein. Aber auch die VAG soll ober- und unterirdisch mit Kunden-Center, Gastronomie und Kiosk, öffentlichen Toiletten und Bürofläche ihren Platz haben.

Vor allem sollen die Bedürfnisse von Radfahrern und Fußgängern mehr berücksichtigt werden als die der bisher im Fokus stehenden Autofahrer. Und das sind nicht wenige: Mehr als 20 000 Autos passieren durchschnittlich pro Tag den Plärrer, der ursprünglich als Kreisverkehr angelegt war. Dennoch ist laut Ulrich Luft nach oben: "Der Autoverkehr dort ist seit Jahren tendenziell rückläufig und macht Platz für anderes, einige Spuren sind heute schon fast ungenutzt", sagt Ulrich.

Die Verkehrsführung, die Ulrich ohnehin für nicht mehr zeitgemäß hält, ist dabei die eine Sache, das Erscheinungsbild dann doch ein anderes. Denn auch die Aufenthaltsqualität soll gesteigert, der Platz, auf dem Schienen verlaufen, grüner werden. "Da, wo kein Deckel ist, ist die Bepflanzung mit Bäumen möglich", so Ulrich. Auf dem Deckel selbst aber nicht, da dieser lediglich einen Meter dick ist.

Ulrich bleibt trotz schöner Visionen realistisch: Es brauche Radwege, eine Straßenbahn und Fußwege, und Autos gebe es ja auch noch. "Der Plärrer ist daher sicher nie ein Stadtplatz mit Verweilqualitäten, das kann er nicht und das soll er nicht sein. Der Plärrer ist ein wichtiger Durchgangsort, der so viel Qualität braucht, dass das Nutzen dieser Fläche allen gerecht wird", sagt Ulrich.

Derzeit entwickeln mehrere Büros Ideen, was man "aus den verkehrlichen Zwängen" am Plärrer machen kann. Dabei handelt es sich um vier verschiedene Teams aus Verkehrs-, Landschaftsplanern und Stadtplanern, die um das Projekt konkurrieren. Einen Architekten-Wettbewerb habe man bewusst nicht gewollt, so Ulrich. Zum einen sei dies ein komplexer Vorgang und sehr aufwendig. Zum anderen sei am Plärrer vieles schlicht nicht möglich. "Wir brauchen etwas, was auch realisierbar ist", so Ulrich. Schöne Pläne, die am Ende nicht bezahlbar seien, wolle man vermeiden.

Bis 2024 fertig?

Sicher ist: Der Plärrer wird ein neues Gesicht bekommen. "Selbst wenn wir nur an den Deckel gehen würden, denn der macht ein Drittel des Areals aus." So oder so wird die Stadt viel Geld in die Hand nehmen müssen. "Wir müssen bauen und sind hier in Not", wie es der Baureferent ausdrückt. Er hofft, dass nach einem positiven Stadtratsbeschluss dann 2021 die Planstellung eingereicht werden kann, damit 2023 der Startschuss für den Bau fällt, der sicher auch für erhebliche Behinderungen sorgen wird. "Dann wären wir 2024 fertig", hofft Ulrich. Im Idealfall hat der Plärrer dann nicht nur einen neuen U-Bahn-Deckel, sondern auch ein etwas freundlicheres Gesicht.

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