Politiker fordern Realismus: Debatte um 365-Euro-Ticket geht weiter

9.9.2020, 09:27 Uhr
Nürnberg will spätestens 2023 ein 365-Euro-Ticket im öffentlichen Nahverkehr einführen. Junge Politiker aus der Region halten jedoch ein Stufenmodell für sinnvoller.

© Foto: Daniel Karmann/dpa Nürnberg will spätestens 2023 ein 365-Euro-Ticket im öffentlichen Nahverkehr einführen. Junge Politiker aus der Region halten jedoch ein Stufenmodell für sinnvoller.

Vor drei Monaten beschloss Nürnberg, als erste Großstadt in Deutschland ein 365-Euro-Ticket für jedermann einführen zu wollen. Ein paar Wochen später zog Fürth nach, doch die Entscheidung, die spätestens 2023 in die Realität umgesetzt werden soll, stieß auch auf Kritik. Denn klar ist: Ein solches Ticket wird die angespannte Lage der städtischen Haushalte zusätzlich verschärfen.

Junge Stadt- und Kreisräte aus der Metropolregion trafen sich nun auf Einladung der Jungen Union im Landkreis Erlangen-Höchstadt, um eigene Ideen und gemeinsame Strategien zur Zukunft des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) zu diskutieren. Hinsichtlich des 365-Euro-Tickets waren sich die Teilnehmer einig, dass eine Nürnberger Insellösung nicht in das Tarifsystem des Verkehrsverbundes passe.

Gewarnt wurde vor allem vor dem programmierten Defizit. "Einmal 365 Euro für jede Fahrt von Haßberge bis Treuchtlingen ist unbezahlbar, unrealistisch und auch unnötig", sagte der JU-Bezirksvorsitzende und Herzogenauracher Stadt- und Kreisrat Konrad Körner. Die jungen Mandatsträger plädieren deshalb für ein großzügiges "Wabensystem" im VGN-Gebiet. Eine Wabe sei dann mit Kosten von 365 Euro im Jahr verbunden.

 

Der durchschnittliche Pendler brauche zwei bis drei dieser Waben, um vom Wohnort zum Arbeitsplatz zu gelangen und habe dann maximal 1095 Euro im Jahr zu zahlen. Teurer werde es aber nicht, ab der dritten Stufe sei das gesamte VGN-Gebiet im Preis enthalten.

"Wir wollen mit dem 1-2-3-Ticket die gesamte Region mitnehmen und das Busfahren im Vergleich zum Auto noch attraktiver machen", betonte Maximilian Stopfer, JU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag des Kreises Erlangen Höchstadt. Dieser 1-2-3-Tarif werde in Österreich bereits eingeführt, um das Wiener 365-Euro-Ticket auf das Umland zu erweitern. "Auf den meisten Strecken bei uns entspricht das einem Rabatt von über 50 Prozent. Das wäre die größte Preissenkung im ÖPNV aller Zeiten", so Stopfer weiter.

Die JU betont aber, dass es auch für Gelegenheitsfahrer ohne Abo attraktive und vor allem unkomplizierte Möglichkeiten geben müsse, den ÖPNV zu nutzen. Hierzu solle die vom VGN schon vorgeschlagene Möglichkeit einer kilometerbezogenen Abrechnung mit Kilometerrabatt schnell umgesetzt werden.

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