Quelle-Mieter hinterlassen Saustall bei Auszug

21.1.2016, 06:00 Uhr
So sieht es zur Zeit in einigen Räumen des Quelle-Komplexes aus. Marco Junker, verantwortlich für die Ordnung im Gebäude, nimmt es persönlich, dass einige Mieter offenbar vor ihrem Auszug randalierten.

© Viola Bernlocher So sieht es zur Zeit in einigen Räumen des Quelle-Komplexes aus. Marco Junker, verantwortlich für die Ordnung im Gebäude, nimmt es persönlich, dass einige Mieter offenbar vor ihrem Auszug randalierten.

Marco Junker, Geschäftsführer der Arndt Facility und Personal GmbH, ist im Auftrag von Sonae Sierra für die Ordnung im Quelle-Komplex verantwortlich. Die rund 200 Mieter, darunter viele Kreative, Designer, Fotografen und Musiker, mussten offiziell bis Ende Dezember raus. Die Frist sei bis Mitte Januar verlängert worden. Doch immer noch wird ausgeräumt, "Ende des Monats ist endgültig Schluss", sagt Junker.

Anschließend werde der gesamte Komplex "verbrettert und eingezäunt". Die Zeit der Zwischennutzung ist dann vorbei. Junker nimmt persönlich, dass einige Mieter randalierten, bevor sie gingen. Ein Aufzug wurde aufgebrochen, Müll und Bürostühle reingeworfen. In den denkmalgeschützten Treppenhäusern wurden Farbeimer ausgekippt, Sofas und Feuerlöscher flogen über mehrere Etagen. In einer Gemeinschaftsküche blüht der Schimmel auf Bergen von Geschirr.

Frust der Mieter

Schmierereien an den Wänden erzählen auch vom Frust einiger Mieter über den Verkauf der Quelle an den portugiesischen Investor. Junker geht davon aus, dass die Entsorgung des Mülls Sonae Sierra 30.000 Euro kosten wird. "Wir sind von 10.000 Euro ausgegangen." Der Investor hat im Hof grüne Abfallcontainer aufgestellt, viele hätten sich aber nicht an die Mülltrennung gehalten.

Ob auch Mitglieder des Quellkollektivs für Zerstörungen verantwortlich sind — Junker ist vorsichtig genug, um sich nicht festzulegen. Er sagt nur so viel: Er sei enttäuscht, dass diejenigen, die nach außen hin für den Erhalt des Gebäudes aufgetreten seien, jetzt womöglich randaliert hätten. Letztlich lasse sich aber nicht mehr feststellen, wer mitgemacht hat.

Kein schönes Gefühl

Peter Kunz vom Vorstand des Quellkollektivs, dem rund 80 Kunsthandwerker, Designer, Toningenieure, Musiker, Fotografen und Unternehmen aus dem kreativen Bereich angehören, distanziert sich von dem Vandalismus. "Dass es solche Leute überhaupt gibt und die im Quelle-Komplex unsere Nachbarn waren, zu denen wir auf dem Gang Hallo gesagt haben, ist kein schönes Gefühl", schreibt er in einem offenen Brief, der auch ans Baureferat und an Sonae Sierra ging. In den letzten Wochen sei auch in Räume des Vereins eingebrochen worden. Der Sicherheitsdienst habe es nicht geschafft, in der Zeit des Auszugs für Ordnung zu sorgen.

Junker widerspricht: "Wir können nicht 260.000 Quadratmeter absichern." Martin Philippen, der Projektverantwortliche für Quelle bei Sonae Sierra, reagierte umgehend auf den Brief von Kunz. Er halte die Anschuldigungen gegenüber der Firma Arndt für "unangebracht". Verunreinigungen könnten auch mit mehr Wachpersonal "scheinbar nicht verhindert werden." Er bittet alle Beteiligten, "in dieser schwierigen Phase Ruhe zu bewahren". Damit spielt er darauf an, dass längst nicht alle Kreativen in das frühere Quelle-Heizhaus umziehen können. Für viele bedeute der Auszug aus dem Versandzentrum einen "gravierenden Einschnitt". Dass da nicht alles reibungslos laufe, sei "normal".

Das Quellkollektiv bemüht sich seit langem um einen Mietvertrag für das Heizhaus, in dem aber nur 50 Mitglieder befristet bis 2019 unterkommen. Seit gestern kann der Verein offiziell das Heizhaus nutzen. Am Dienstag bekam er von Philippen einen Mietvertragsentwurf.

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