Rad-Ärger in Nürnberg: ADFC kritisiert Gefahrenstellen

12.8.2019, 05:43 Uhr
Rad-Ärger in Nürnberg: ADFC kritisiert Gefahrenstellen

© Foto: Michael Matejka

Gut 32.000 Fahrzeuge rollen hier an Werktagen dem Mittleren Ring entlang. Und am Rand sind unübersehbar auch Radfahrer unterwegs. Allerdings oft mit einem mulmigen Gefühl. "Die Welserstraße dürfte eine der Straßen mit den schmalsten Radstreifen in Nürnberg sein", sagt Jens Ott, der hiesige Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), mit Blick auf die Ausgangslage.

Nach den gesetzlichen "Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen" sollten Radstreifen "1,60 Meter (zuzüglich 0,25 Meter für die Markierung) breit sein, wobei der Zusatz lautet: "Größere Breiten sind anzustreben: bei hohen Verkehrsstärken und Schwerlastverkehrsanteilen sowie in der Nähe von Schulen und Radverkehrszielen."

In der Realität sind die Radstreifen weniger als einen Meter breit, wie es in den späten 1970er Jahren noch die Regel war. "Erschwerend kommt hier hinzu, dass sich direkt daneben Längsparkbuchten befinden und parkende Fahrzeuge teilweise noch mit ihren Reifen auf dem Radstreifen stehen", erklärt Jens Ott. "Das liegt auch daran, dass Autos immer breiter werden und dann nicht mehr in die ehemals ausreichend breiten Parkbuchten passen." Gleiches treffe auf Transporter und Lkw zu.

"Manchmal ganz schön knapp"

Als Konsequenz müssen Radfahrer weiter links fahren und kommen den Autos bedrohlich nahe. "Das ist manchmal ganz schön knapp. Kein Wunder, dass sich so mancher Radfahrer nicht mehr traut, diese Radstreifen zu nutzen", meint Ott. Und dann unerlaubt auf den Gehsteig wechselt. Beschwerden gibt es folgerichtig von Anwohnern, die sich wiederum von den Radlern gefährdet fühlen. "Das nimmt seit Monaten zu", sagt Hannelore Hoffmann, mit Verweis auf brenzlige Vorfälle, die sie als Fußgängerin im Abschnitt zwischen Äußerer Bayreuther Straße und Sulzbacher Straße erlebt. Da werde sie "weggeklingelt" oder bekomme "freche Antworten", wenn sie auf den Radstreifen verweist.

Für Jens Ott ist klar: "Dass die Gefahrenstellen in der Welserstraße zulasten der Fußgänger auf dem Gehweg führt, kann keine Lösung sein. Insofern müsste hier – wie an so vielen Stellen – dem fahrenden oder parkenden Kfz-Verkehr Platz genommen werden, um ausreichend Platz für Radfahrer (und damit auch für Fußgänger) zu erhalten."

 

 

 

Eine Problematik, die der ADFC vielfach im Stadtgebiet kritisiert, wo neben einem Radstreifen auf der Fahrbahn noch Längsparkbuchten angelegt sind (wie in der Pillenreuther Straße). Ein Sicherheitsabstand von einem Meter zu parkenden Autos (wegen der "Dooring Zone" mit plötzlich aufgehenden Autotüren) sei hier ebenso unrealistisch wie die 1,50 Meter Abstand, die überholende Autofahrer eigentlich zu Radlern einhalten müssen.

ADFC will "geschützte Radstreifen"

Der ADFC plädiert deshalb für "Geschützte Radstreifen". Bei der Welserstraße könnten die aussehen, dass Radstreifen und Parkbuchten getauscht werden. Ott betont: "Aber auch in diesem Fall müsste dem Kfz-Verkehr Platz genommen werden, um ausreichend breite Radstreifen zu erhalten."

Während die Polizei an der Welserstraße bis dato keine aktenkundigen Konflikte zwischen Radlern und Fußgängern kennt, haben die städtischen Verkehrsplaner am Mittleren Ring erst im Frühjahr 2019 gezeigt, wie man die Lage entschärfen kann: Am Nordwestring wurde zwischen U-Bahnhof und dem Einkaufszentrum am Vogelherd ein Pilotprojekt mit deutlich verbreitertem Radstreifen und einer kombinierten Bus-Rad-Spur realisiert. Wer sie entlangradelt, fühlt sich sofort deutlich sicherer und entspannter.

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