Scharfer Blick der Polizei: Weniger Straftaten in der Köpa

9.12.2018, 05:43 Uhr
Seit dem 1. November wurde die Polizeipräsenz am Nürnberger Hauptbahnhof um 60 Prozent gesteigert.

© Michael Matejka Seit dem 1. November wurde die Polizeipräsenz am Nürnberger Hauptbahnhof um 60 Prozent gesteigert.

Welche Taube welchen Krümel vom Pflaster pickt, zeigt das herangezoomte Bild gestochen scharf. Auch die Nagellackfarbe einer Passantin vor dem Hauptbahnhof bliebe kein Geheimnis, würde der Beamte in der Einsatzzentrale nur den Fokus darauf richten. Das dürfe er aber nur, wenn es einen konkreten Anlass gäbe, heißt es. Dann kann sich die Polizei auch auf die 180 Kameras der Bahnpolizei im Hauptbahnhof und an den Gleisen sowie auf die Geräte der VAG schalten. Vier Wochen lang werden die Bilder gespeichert. Erst Ende November waren zu den bereits existierenden Kameras weitere drei am Bahnhofsplatz und vier im westlichen Bereich der Köpa dazugekommen.

Das Maßnahmenpaket von Stadt, Bundespolizei, Justiz, Bahn und weiteren Beteiligten trage erste Früchte, betonte der Innenminister. Die Kameras seien nicht nur gut für das Sicherheitsempfinden der Bürger, er sei von der Wirksamkeit der Videoüberwachung absolut überzeugt; sie soll in Bayern auf der Basis des Polizeiaufgabengesetzes noch weiter ausgebaut werden.

Kombination von Prävention und Repression

Auch das seit 1. November verhängte 24-Stunden-Alkoholverbot am Bahnhof gehöre mit zu diesem Sicherheitspaket, eine um 60 Prozent gesteigerte Polizeipräsenz ebenso. Polizeidirektor Hermann Guth nannte Zahlen, die den Erfolg belegen sollen. Während die Drogendelikte in der Königstorpassage 2014 und 2015 um rund 200 Prozent massiv angestiegen waren, seien sie in den vergangenen beiden Jahren um 50 und dann und zwölf Prozent gesunken.

 

Nachdem 2014/15 an dem Nürnberger Brennpunkt 37 Prozent mehr Körperverletzungen als zuvor registriert wurden, seien die Zahlen zunächst um zehn und dann um acht Prozent nach unten gegangen. Die "Kombination von Prävention und Repression", so Guth, bewähre sich. Es werde nötig sein, den gesamten Innenstadtgürtel weiter im Fokus zu haben.

Bessere Beleuchtung

Auch die Stadt hat investiert, so Katrin Kurr, Chefin des Ordnungsamtes. Das kritische Areal ist nachts inzwischen besser beleuchtet, es werde dort häufiger gereinigt und Streetworker kümmerten sich intensiver um die Drogen- und Alkoholszene. Anfang 2020 läuft das Alkoholverbot aus rechtlichen Gründen aus. Ob es verlängert wird, müsse dann entschieden werden.

In der Einsatzzentrale werden allerdings nur optische Stichproben gezogen. Etwa 20 Perspektiven sind dauerhaft an einem überdimensionalen Bildschirm zu sehen. Wenn zufällig etwas auffalle oder eine Streife Probleme melde, werde die Kamera in der Nähe angesteuert. Bilder mutmaßlicher Täter schickt die Zentrale den Beamten vor Ort aufs Handy. Das sei bei der Fahndung extrem nützlich.

Mehr fest installierte, mobile und kommunale Videoüberwachung gerade im öffentlichen Nahverkehr, mehr Kameras an öffentlichen Orten wie Einkaufszentren oder Konzerthallen sowie hochmoderne, innovative Videotechnik, das zählt zu den Schwerpunkten des Innenministeriums. Sämtliche Straßen, wie das britische Städte tun, wolle man laut Herrmann aber nicht überwachen.

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