Schlusspfiff: Kulturamtschef Markwirth geht in den Ruhestand

31.3.2021, 07:30 Uhr
Jürgen Markwirth leitete von 2006 bis 2021 das Amt für Kultur und Freizeit. 

© Michael Matejka Jürgen Markwirth leitete von 2006 bis 2021 das Amt für Kultur und Freizeit. 

Irgendwie ist es wie aus einem fahrenden Zug zu springen und dem Co-Piloten das Steuer zu überlassen“, sagt Jürgen Markwirth lachend. Denn trotz des Lockdowns sei die Arbeit im Amt für Kultur und Freizeit (KuF) nicht weniger geworden. Für ihn persönlich aber ist Schluss: Ab Dienstag, 30. März, kann der 65-jährige Amtsleiter seinen Ruhestand genießen, seine Nachfolge übernimmt Annekatrin Fries.

Ein Gemischtwarenladen

Von Kulturbürgermeisterin Julia Lehner (CSU) bekam er zum Abschied einen Cartoon des Zeichners Gymmick geschenkt, in dem Markwirth als Chef eines Gemischtwarenladens dargestellt ist – eine Anspielung auf die Vielfalt der Aktivitäten, die unter dem Dach des KuF vereint sind.

Das Amt mit seinen rund 200 Mitarbeitern (153 Vollzeitstellen) ist zum Beispiel zuständig für die städtischen Kulturläden, das Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne oder die Musikschule.

Auf den Spuren Hermann Glasers

Zudem hat das KuF die Geschäftsführung für die städtische Koordinierungsgruppe Integration inne. Dass die Integrationsarbeit eine so bedeutende Rolle spielt, führt Markwirth auf die Prägung des Amts durch den früheren Nürnberger Kulturreferenten Hermann Glaser (SPD) zurück.
„Er hat Kulturpolitik immer als Gesellschaftspolitik begriffen.“ Zudem sei Glasers auf Teilhabe ausgerichtetes Kulturverständnis (Kultur für alle, von allen) auf eine ohnehin sehr fortschrittliche Haltung in Integrationsfragen gestoßen – schließlich habe Nürnberg als zweite Stadt in Deutschland einen Ausländerbeirat wählen lassen.

Adoptivkind Fußball-Akademie

Auch Markwirth selbst liegt das Thema am Herzen. Der Diplom-Pädagoge, der nach seinem Studium 1982 im KuF begonnen hat, war in der Behörde lange für den Bereich „Kulturelle Ausländerarbeit“ zuständig, der später zum Inter-Kultur-Büro wurde.
2003 avancierte er zum stellvertretenden Dienststellenleiter, 2006 zum kommissarischen Chef. 2008 übertrug die Stadt ihm die Amtsleitung dauerhaft. Beim Blick zurück, sagt er, überwiege die Freude über das Erreichte: „Während anderswo in Deutschland Häuser schließen mussten, wurden in meiner Amtszeit Einrichtungen wie der ,Südpunkt‘ oder die ,Kulturwerkstatt Auf AEG‘ eröffnet“, sagt er.


Die Gründung der ebenfalls im bunt aufgestellten KuF angesiedelten Akademie für Fußball-Kultur geht noch auf seinen Vorgänger Uli Glaser zurück. Ihre Entwicklung zu einem „bundesweit anerkannten Kompetenzzentrum für kulturelle und gesellschaftliche Fragen rund um den Fußball“ (so der scheidende KuF-Chef) nahm aber dann in Markwirths Amtszeit richtig Fahrt auf. „Die Idee einer solchen Akademie hätte ich nicht gehabt, aber oft gewinnt man ja ein Adoptivkind genauso lieb. Es ist faszinierend, aus welchen Blickwinkeln man Fußball betrachten kann.“

Rückenwind durch Bewerbung

In den letzten Jahren seiner Amtszeit sei es vor allem darum gegangen, die Nürnberger Bewerbung als Kulturhauptstadt zu unterstützen – etwa mit dem „Bewerbungsbuch für Kinder“, dem „Global Art Festival“ oder dem Projekt „KommVorSzene“ als sichtbarem Zeichen der Weiterentwicklung der Kulturladen-Arbeit.


Die Bewerbung habe dem KuF Rückenwind gegeben – umso mehr bedauert es Markwirth, dass es mit dem Titel nichts wurde. Auch in Sachen Digitalisierung wäre er gerne weiter gekommen. Durch Corona habe dieser Prozess zwar einen Schub bekommen, „aber es bleibt noch viel zu tun“. Dass die Pandemie keine richtige Abschiedsfeier zulässt, findet der scheidende Chef traurig. „Es ist schon seltsam, wenn man sich jetzt so vom Bildschirm aus zuwinkt.“ Aber das sei ja vielen so gegangen, angefangen bei Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD).

Die "Rentner-Agenda"

„Und ich freue mich über die Wertschätzung, die man erfährt“, sagt Markwirth mit Blick auf seine letzten Tage im Amt. Aus Mitarbeiterkreisen ist zu hören, dass er wegen seiner freundlichen, authentischen Art ein sehr beliebter Chef gewesen sei, für seine Leute habe Markwirth stets ein offenes Ohr gehabt.

Der 65-Jährige will sich nun mehr um seine Familie und die Enkel kümmern, zudem stehe ein Stapel Bücher auf der „Rentner-Agenda“. „Es ist schon Wehmut beim Abschied dabei. Andererseits bin ich jetzt 39 Jahre bei der Stadt und es steht ein Generationswechsel an. Es ist Zeit, dass neue Menschen ans Ruder kommen.“

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