Schulen machen wieder auf

Schulen auf oder zu? Ohne Risiko wird es nicht gehen

22.2.2021, 18:38 Uhr
Wie hier in Hemmingen in Baden-Württemberg haben auch die Grundschulen in Bayern seit gestern wieder geöffnet. Nürnberg musste sie aber schon nach einem Tag wieder schließen.

© Sebastian Gollnow, dpa Wie hier in Hemmingen in Baden-Württemberg haben auch die Grundschulen in Bayern seit gestern wieder geöffnet. Nürnberg musste sie aber schon nach einem Tag wieder schließen.

Seit gestern gibt es wieder Präsenzunterricht für bestimmte Klassen, obwohl der Inzidenzwert in einigen Städten und Landkreisen über 100 liegt. Die Ansteckungsgefahr gilt dort als sehr hoch. Sollen alle Schulen deshalb wieder schließen, damit das Coronavirus sich nicht weiter ausbreitet?

Ohne Risiko wird es nicht gehen

Wer Schulen oder Kindertagesstätten aufmacht, der begibt sich in Gefahr, dass er die dritte Corona-Welle in die Höhe treibt. Doch ohne Risiko wird es nicht gehen, wenn die Gesellschaft wieder Schritt für Schritt versucht, in einen normalen Modus zu wechseln.

Kinder und Jugendliche haben bislang sehr unter Corona gelitten. Das Hin und Her von Präsenz- und Distanzunterricht hat ihnen geschadet, denn es sorgt für eine fundamentale Unsicherheit, was die Zukunft anbelangt. Es betrifft ja nicht nur die Schule, sondern auch den Freizeitbereich: Jugendhäuser haben zu, Sportvereine und Jugendverbände dürfen außerhalb des digitalen Netzes nichts mehr anbieten.

Dass die Schulen aufmachen, ist einen Versuch wert, aber es muss genau aufgepasst werden, wie sich die Pandemie entwickelt und ob durch diese Öffnung die Mutanten sich nicht doch sprunghaft verbreiten. Dass in Nürnberg nach nur einem Tag die meisten Schüler schon wieder zu Hause unterrichtet werden, war leider unvermeidlich.

Kinder und Jugendliche gehen vor

Ja, die Schulöffnung ist ungerecht, wenn Kulturveranstaltungen vorerst noch immer nicht möglich sind und nicht nur die Wintermode, sondern auch die Frühlingsmode wie Blei in den Lagern des Einzelhandels liegt. Kinder und Jugendliche gehen aber in diesem Fall vor, denn die Nachverfolgung von Einzelfällen ist in Schulen leichter möglich. Dass erst jetzt begonnen wurde, Lehrer und Erzieher vorgezogen zu impfen, ist nicht akzeptabel. Wer ins Risiko für die Gemeinschaft geht, der benötigt auch einen erhöhten Schutz.

Die Kritik, dass die Corona-Regelungen für den Einzelnen kaum mehr überschaubar sind, stimmt. Es ist aber nicht nur eine Folge des Föderalismus, sondern auch des vielfach geforderten zielgenauen Vorgehens bei Corona: Wenn jede Stadt die Corona-Werte individuell bewerten muss, dann kommt es zu einem Flickenteppich.

Der Lockdown erfordert von uns weiter sehr viel Geduld. Um so ärgerlicher ist der Leichtsinn einiger Zeitgenossen: Wer am Wochenende eine Spaziergang um den Wöhrder See gemacht hat, der konnte erkennen, dass sich fast niemand mehr an Corona-Regeln hält. Leider. So verbessert sich die Situation nicht.

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