Fall 26 der Weihnachtsaktion

Schwere Verbrennungen: Zweijährige wurde schon 15-mal operiert

13.12.2021, 11:52 Uhr
Achtung, Verbrennungsgefahr: Ob am heißen Herd oder auch bei Kerzen sollten Kinder stets auf Distanz bleiben. 

© Patrick Pleul/dpa Achtung, Verbrennungsgefahr: Ob am heißen Herd oder auch bei Kerzen sollten Kinder stets auf Distanz bleiben. 

Die Kinder wirbeln durch den Raum, dass es eine wahre Pracht ist. Bauklötze, Puppen, Bälle - was die Regale in dem Spielzimmer des Sozialdienstes hergeben, kommt zum Einsatz. Soviel Platz wie hier zum Herumtollen haben die Kleinen sonst nicht, kein Wunder, dass sie das nach Herzenslust ausnutzen. Aber der große Raum hilft auch, ausreichend Abstand zu wahren - das ist auch bei Kontakten im Rahmen der Weihnachtsaktion unerlässlich.

An ein konzentriertes Gespräch ist allerdings inmitten der quirlig-aufgedrehten Kinder nur schwer zu denken. Zumal vor allem sich die kleine Ramona alle paar Augenblicke bei ihrer Mutter Dina (Namen geändert) anschmiegt, auf den Schoß klettert und Zuwendung einfordert. Schon das lässt ahnen, wie anstrengend der Alltag für die Mutter sein muss. Wie die bald Dreijährige findet auch ein älteres Geschwisterkind erst dann zur Ruhe, wenn es alle Energie verpulvert hat und erschöpft in sein Bettchen sinkt.

Wer sich vor Augen führt, was die Kinder mit ihrer Mutter schon durchgemacht haben, wird die Rastlosigkeit nicht allein einem lebhaften Naturell zuschreiben. Die Familie stammt aus einer der ehemaligen Sowjetrepubliken - mit archaischen Sozialstrukturen. Dort betrachtete ihr Ex-Mann, der vor roher Gewalt nicht zurückschreckte, die Kinder als sein Eigentum. So steckte Dinas Mutter der Tochter mit den Worten "Anders schützen kann ich Dich leider nicht" das Geld für eine Flucht zu.

Reise ins Ungewisse

In der Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit nahm Dina mit den Kleinen und einer einzigen Tasche die Strapazen einer Reise ins Ungewisse auf sich - über mehrere Grenzen, erst mit dem Zug, dann per Taxi und bei Nacht zu Fuß. In Deutschland "landete" die Frau mit ihren Kindern zunächst in einem sogenannten Ankerzentrum - allein gelassen mit alten und neuen traumatisierenden Erfahrungen.

Bei der kleinen Ramona aber kommt noch mehr dazu: In einem unbeobachteten Moment hatte sie es geschafft, an einen Wasserkocher zu gelangen und ihn umzuwerfen. So erlitt sie schwerste Verbrennungen. Ähnliche Gefahren lauern gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit. Große Hautpartien waren geschädigt, schon 15 Mal musste sie in der Nürnberger Kinderklinik operiert werden. Ganz vorsichtig verpflanzten die Ärzte dort Hautpartien, um dem Mädchen ein Aufwachsen mit möglichst wenig entstellenden Partien zu ermöglichen. Und die Behandlungen sind noch nicht abgeschlossen.

"Wenigstens hat sie schon wieder Haare", sagt die Mutter, ein Lichtblick. Umgekehrt aber macht sie sich selbst die größten Vorwürfe, dass sie sich hatte ablenken lassen und die Kleine ein paar Augenblicke aus den Augen ließ. Die eigenen Schuldgefühle plagen sie weit mehr als sie sich auch nur vage anmerken lässt.

Spezielle Strümpfe und Pflaster

Ob und wann die Kleine Schmerzen empfindet, ist indes nicht ganz klar. "Aber sie weint auch oft." An diesem Punkt kommt die Weihnachtsaktion ins Spiel. Denn schon in ihrem zarten Alter muss Ramona besondere Kompressionsstrümpfe tragen. Die aber reiben an einigen Stellen so sehr, dass Wunden entstehen - und dann darf sie die Strümpfe nicht tragen. "Es gibt aber spezielle Pflaster für diese wunden Stellen", erläutert die vom Jugendamt eingesetzte Familienhelferin eines freien Trägers. "Dann könnte das Mädchen die Strümpfe immer tragen." Aber die Kosten dafür werden von der Krankenkasse nicht übernommen. Wenigstens für ein paar Monate will "Freude für alle" einspringen und damit nicht nur Ramona, sondern auch der Mutter Entlastung verschaffen.

Ihr großes Ziel ist, sich eine eigene Existenz aufzubauen, zum Beispiel als Pflegekraft in der Altenhilfe. Das aber kann erst klappen, wenn für die Kinder Plätze in Tagesstätten gefunden - und der Familie ein Aufenthaltsrecht auf Dauer zugebilligt wird.

Die Spendenkonten von „Freude für alle“:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11;

Sparkasse Erlangen: DE28 7635 00 00 0000 0639 99;

Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72;

Postbank Nbg: DE83 7601 0085 0400 0948 54.

Jeder gespendete Euro kommt ohne Abzug für Verwaltungskosten Hilfebedürftigen in unserer Region zugute. Für die Ausstellung von Spendenbestätigungen bitte vollständige Adresse bei der Überweisung mit angegeben. Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer bei dem Vermerk „anonym“). Sachspenden können aus organisatorischen Gründen leider nicht angenommen werden. Barspenden nehmen gerne die Geschäftsstellen der Zeitung in Nürnberg (Mauthalle), Fürth (Schwabacher Str. 106) und Erlangen (Hauptstr. 38) an.

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