Natur im Fokus
Seltene Mehlbeere angepflanzt: Tiergarten Nürnberg schützt bedrohte Baumarten
2.8.2021, 13:53 UhrNach Auskunft des Tiergartens umfasst die Population der Hohenester Mehlbeere (Sorbus hohenesteri) gerade einmal zehn Exemplare auf einer Fläche von vier Quadratkilometern. Der Populationstrend ist nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN abnehmend.
Jörg Beckmann, stellvertretender Tiergartendirektor, beschreibt sie so: "Die Hohenester Mehlbeere ist ein eher kleiner, unscheinbarer und nur ein bis fünf Meter hoher Laubbaum. Sein winziges Verbreitungsgebiet liegt östlich des oberfränkischen Forchheim." Der Baum wurde erst 1992 "entdeckt" und von Norbert Meyer wissenschaftlich beschrieben.
Kampf gegen Artensterben
"Im Tiergarten Nürnberg haben wir das Artensterben und den Verlust der Biodiversität täglich vor Augen. Es sind globale Probleme, die mit dem Klimawandel die größten Herausforderungen für uns Menschen darstellen. Wir müssen handeln. Ohne Biodiversität verlieren wir unsere Lebensgrundlage", sagt Jörg Beckmann.
Bereits im Mai 2021 pflanzte Bürgermeister Christian Vogel im Tiergarten die Schnizlein Mehlbeere (Sorbus schnizleiniana), eine weitere bedrohte, ausschließlich in der Frankenalb vorkommende, endemische Art.
Insgesamt bietet der Tiergarten Nürnberg derzeit sechs bedrohten Mehlbeerenarten einen neuen Standort. Das sind auch die Pannonische Mehlbeere (S. pannonica), die Harz Mehlbeere (S. harziana), die Kordigast Mehlbeere (S. cordigastensis) und die Donau Mehlbeere (S. danubialis).
Unterstützung vom Botanischen Garten Erlangen
Unterstützt wird der Tiergarten vom Botanischen Garten der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) – mit Pflanzen und umfangreichem Wissen. Denn im Erlanger Botanischen Garten werden die Pflanzen in so genannten Erhaltungskulturen gezüchtet, um das Überleben seltener Arten zu sichern. "Wir freuen uns sehr über die Kooperation unserer beiden Einrichtungen", betont der Technische Leiter des Botanischen Gartens der FAU, Claus Heuvemann, und fügt hinzu: "Schließlich haben wir uns alle dem Artenschutz über Pflege und Vermehrung bedrohter Tier- und Pflanzenarten verschrieben. Ich hoffe, dass wir künftig weitere Möglichkeiten finden, diese Art der Kooperation noch weiter ausbauen können."
Individuen großflächig verteilen
Diplom-Biologin Andrea Kerskes von der Regierung Mittelfranken erläutert: "Um das Risiko zu vermindern, dass diese seltenen Pflanzen zum Beispiel einer Krankheit zum Opfer fallen, ist es sinnvoll, die wenigen Individuen großflächig zu verteilen. Konzentrieren sich alle Pflanzen an einem Ort, so steigt die Aussterbewahrscheinlichkeit deutlich." Hierzu können auch Risiken wie sogenannte Naturkatastrophen, etwa Überflutungen, Dürren oder Waldbrände beitragen.
Aus demselben Grund verteilen Zoos die von ihnen im Rahmen von Erhaltungszuchtprogrammen gehaltenen bedrohten Tierarten über mehrere Länder.
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