Sie sind wieder da: Touristen nehmen Nürnberg ins Visier

30.5.2020, 16:22 Uhr
Mit dem gebotenen Sicherheitsabstand starteten die Stadtführungen in Nürnberg am Wochenende wieder.

© Roland Fengler Mit dem gebotenen Sicherheitsabstand starteten die Stadtführungen in Nürnberg am Wochenende wieder.

"Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue", sagt Keidel-Rechsteiner vom Verein der Gästeführer Nürnbergs nach der wochenlangen Zwangspause und betont: "Das ist die erste Führung nach dem Lockdown." Bevor sie der neunköpfigen Besuchergruppe die Nürnberger Geschichte näherbringt und umgehend klarstellt, dass hier Franken und keine Bayern leben, geht sie zunächst die Anmeldeliste durch. Namen und Telefonnummern werden vier Wochen aufbewahrt, "dann werden sie vernichtet", erklärt Keidel-Rechsteiner.

Bei Führungen im Freien – statt 25 sind maximal 12 Personen erlaubt – gilt ein Maskengebot. Das heißt, dass niemand während der rund 90-minütigen Tour einen Mundschutz tragen muss. Allerdings sollten alle Teilnehmer, die nicht einer Familie oder einem Haushalt angehören, mindestens zwei Meter Abstand voneinander halten. Darauf weist Keidel-Rechsteiner immer dann hin, wenn der Abstand kleiner zu werden droht.


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"Normalerweise sage ich immer: Kommen Sie ein bisschen näher, damit Sie mich gut verstehen", erinnert die erfahrene Gästeführerin an die Zeit vor Corona. Heute, scherzt sie, müsse es eher heißen: "Bleiben Sie mir bitte vom Leib."

Die Besucher, die sich vom Schönen Brunnen über die Fleischbrücke Richtung Trödelmarkt bewegen, haben zum Teil einen weiten Weg hinter sich. Mathias Dehn und seine Frau Claudia sind aus Chemnitz angereist. "Eigentlich wollten wir nach New York", sagt Mathias Dehn. "Aber Deutschland hat auch viele schöne Ecken." Nun wollen die beiden das verlängerte Wochenende in Nürnberg genießen und den Städtertrip in die USA zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.

Über Nürnberg an die Ostsee

Dass die Hotels erst ab Samstag und nicht – wie von Hoteliers gefordert – bereits am Freitag wieder für Touristen öffnen durften, interessiert Familie Bucher aus Wangen im Allgäu nicht weiter. Roland Bucher verrät, dass die Familie mit dem Wohnmobil unterwegs ist. "Wir machen hier einen Zwischenstopp", ergänzt seine Frau Carina. Ursprünglich lautete das Reiseziel einmal Kroatien. Jetzt soll die Tour mit den Kindern Alena und Tim am Pfingstsonntag weiter an die Ostsee gehen.

Die Bimmelbahn ist zurück. Für die ersten Fahrgäste, Jana Synold (links) mit Sohn Kenny (2.v.l.) und Heike Weiß mit Sohn Marvin aus der Nähe von Erfurt, gehört eine Stadtrundfahrt einfach mit dazu.

Die Bimmelbahn ist zurück. Für die ersten Fahrgäste, Jana Synold (links) mit Sohn Kenny (2.v.l.) und Heike Weiß mit Sohn Marvin aus der Nähe von Erfurt, gehört eine Stadtrundfahrt einfach mit dazu. © Roland Fengler

Ab sofort haben Touristen nicht nur wieder die Möglichkeit, unter professioneller Anleitung die Stadt zu Fuß zu erkunden, auch die Stadtrundfahrten sind zurück. Unweit des Gelben Doppeldeckers, dessen Rundfahrt zwei Stunden dauert, sticht einem sofort die rote Bimmelbahn ins Auge. Auch hier gibt es zahlreiche Änderungen, wie Ticketverkäufer Michael Fischkin erklärt. Mit Ausnahme von Familien dürfen in einer Reihe maximal zwei Personen sitzen. Jede zweite Reihe bleibt außerdem komplett frei. Nach jeder Fahrt werden sämtliche Waggons desinfiziert.

"Wir dürfen nur noch 25 Prozent der Sitzplätze besetzen", sagt Fahrer Robert Langer. Statt bis zu 69 Insassen kann er aktuell nur maximal 17 Personen befördern. Seiner Vorfreude tut das allerdings keinen Abbruch. Schließlich musste er fast fünf Monate aussetzen.

Die letzte Tour findet traditionell am Dreikönigstag statt, gefolgt von einer Winterpause bis Ende Februar oder Anfang März. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Corona-Krise bereits zunehmend verschärft. Der reguläre Start fiel ins Wasser. Jetzt endlich darf Langer wieder ans Steuer, wo er – im Gegensatz zu den Touristen hinten – seine Schutzmaske während der 40-minütigen Fahrt abnehmen kann.

Entscheidung am Frühstückstisch

Einen Mundschutz gibt es übrigens auch am Stand der Bahn zu kaufen. Das ungeliebte Teil tragen zu müssen, hält Heike Weiß und ihren Sohn Marvin nicht ab. Die kleine Reisegruppe, der auch Jana Synold und Sohn Kenny angehören, stammt aus der Nähe von Erfurt und hat sich kurzfristig für einen Trip nach Nürnberg entschieden. "Eine Stadtrundfahrt gehört da einfach dazu", sagt Heike Weiß.

Die Entscheidung für die Bimmelbahn sei spontan am Frühstückstisch gefallen. Nun sind sie die ersten Gäste seit Monaten, die sich in einen der Waggons setzen. Mit dem Blick auf die Nürnberger Sehenswürdigkeiten wollen sie sich Inspiration für die weitere Tagesplanung holen. Am Sonntag geht es dann schon wieder zurück in die Heimat.

Weitere Infos zu Stadtrungängen und den Nürnberger Sehenswürdigkeiten finden Sie unter www.tourismus.nuernberg.de

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