Tag des offenen Denkmals

Spurensuche in alten Gemäuern: Führungen in Nürnberg

Clara Grau

Lokalredaktion Nürnberg

E-Mail zur Autorenseite

1.9.2022, 14:50 Uhr
Unter anderem kann man am 11. September die restaurierte Holzschuherkapelle auf dem Johannisfriedhof besichtigen.

© Stefan Hippel, NN Unter anderem kann man am 11. September die restaurierte Holzschuherkapelle auf dem Johannisfriedhof besichtigen.

„KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ lautet das Motto des Tags des offenen Denkmals 2022 am Sonntag, 11. September. Interessierte können sich mit Expertinnen und Experten auf Spurensuche in Nürnberg begeben. Bau- und Kunstdenkmäler, Industriedenkmäler, bewegliche Denkmäler sowie archäologische Stätten, die gerade grundlegend saniert werden und wurden und normalerweise gar nicht oder nur eingeschränkt besichtigt werden können, sind an diesem Tag zugänglich.

Unter anderem kann man zwischen 10 und 15 Uhr mit den Bauernhausfreunden auf den Spuren der Bewohnerinnen und Bewohnern von Nürnbergs letztem Schwedenhaus in Großreuth wandeln. Das Gebäude stammt von 1556 und wird derzeit hergerichtet. Treffpunkt ist die Großreuther Straße 98, Bus-Haltestelle Langer Steig, Bus Linien 37 und 47.

Unter anderem kann man am 11. September einen Blick in den Sebalder Pfarrhof werfen. 

Unter anderem kann man am 11. September einen Blick in den Sebalder Pfarrhof werfen.  © Michael Matejka, NNZ

Eine Führung entlang des Spittlertorgrabens bis zur Tiergärtnertorbastion gibt einen bauhistorischen Einblick in die Entstehungszeit der Mauern, ihrer Funktion und Nutzung, Instandhaltung und in die in der Neuzeit erfolgten Änderungen mit Einwirkungen der modernen Stadt auf das Bauwerk.

Bauzeitliche Besonderheiten

Für diese Führungen, die zwischen 10 und 12.30 Uhr beginnen, sollte man gut zu Fuß sein, denn sie dauern zwischen 1,5 bis 2 Stunden. Treffpunkt ist der Ausgang der U-Bahnstation Plärrer im Stadtgraben (an der Ludwigstorbrücke).

„Zwei Fälle für die Altstadtfreunde“ sind das Pilatushaus und das Anwesen Albrecht-Dürer-Straße 32: Von 11 Uhr bis 16 Uhr kann man einen Blick in die zwei herausragende Fachwerkhäuser werfen, die der Verein saniert. Treffpunkt ist Brücke vor dem Tiergärtnertor.

Blick ins Opernhaus

Wer „Europas modernstes Opernhaus 1905“ besichtigen möchte, muss sich beim Staatstheater anmelden. Kostenlose Karten gibt es ab Montag, 5. September, im Internet, sowie am Freitag und Samstag, 9. und 10. September, von 9 bis 13 Uhr an der Tageskasse. Spannend ist der einstündige Rundgang, der vor dem Gebäude um 10, 12, 14 und 16 Uhr beginnt, auf jeden Fall: Das Opernhaus wurde in üppigem Jugendstil nach Plänen des Berliner Architekten Heinrich Seeling ab 1901 erbaut. Bei der Eröffnung im September 1905 war es das modernste Opernhaus in ganz Europa, war unter anderem mit elektrischem Licht und einer Zentralheizung ausgestattet.

In der NS-Zeit fand ein massiver, ideologisch begründeter Eingriff in die Struktur des Hauses statt. Auf Anweisung von Adolf Hitler erhielt Paul Schultze-Naumburg 1935 den Auftrag, das Innere des Opernhauses innerhalb von sechs Monaten umzubauen. Er entschied sich für geradlinige und kühle sachliche Formen des Klassizismus, was eine Entfernung des Jugendstildekors und den Verlust der vorhandenen historistischen Ausstattung zur Folge hatte. In den 1990er Jahren erfolgte eine Reihe von Instandsetzungen – „Pinselsanierung“ – am und im Opernhaus, die grundsätzliche Sanierungsbedarfe jedoch weitgehend unberücksichtigt ließen.

Hinter den Kulissen und von den Fundamenten bis unters Dach gibt es jedoch eine lange Liste mit teilweise gravierenden Baumängeln, mit Schäden an tragenden Strukturen und teilweise museumsreifer Haus- und Bühnentechnik, weshalb an einer umfassenden Sanierung kein Weg vorbeiführt.

Kapelle in neuem Glanz

Der Bürgerverein St. Johannis führt nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten zwischen 11 und 18 Uhr durch die Holzschuherkapelle auf dem Johannisfriedhof. Seit 1526 diente die Kapelle als Grablege für die Nürnberger Patrizierfamilie Holzschuher. Die Grablege birgt ein bedeutendes Kunstwerk „Die Grablegung Christi“ des Nürnberger Bildhauers Adam Kraft. Treffpunkt ist direkt vor der Kapelle.

Wie sich der Sebalder Pfarrhof im Laufe der Zeit gewandelt hat, erleben Interessierte von 12 Uhr bis 15.30 Uhr. Er entwickelte sich aus einem Turmhaus des 13. Jahrhunderts hin zu einer um einen Innenhof gruppierten Vierflügelanlage. Das geschlossene mittelalterliche Erscheinungsbild wird durch insgesamt drei Chörlein malerisch akzentuiert. Im Inneren haben sich wesentliche Merkmale der mittelalterlichen Baukonstruktion, das mittelalterliche Raumgefüge sowie noch aus dem 14. Jahrhundert stammende Teile der wandfesten Ausstattung wie Deckenbalken und Holzdecken mit Rankenmalereien erhalten. „Der Pfarrhof bildet sowohl geschichtlich als auch städtebaulich in Verbindung mit der Stadtpfarrkirche St. Sebald einen der herausragenden Kirchengroßbauten des Mittelalters in Franken und zählt in Bayern zu den ältesten, erhaltenen und auch im zweiten Weltkrieg nicht wesentlich zerstörten Wohnhäusern“, so die Untere Denkmalschutzbehörde, die die Führungen übernimmt. Treffpunkt ist der Albrecht-Dürer-Platz 1.

Broschüre mit Bildern

Eine bebilderte Broschüre ist für 5 Euro am Sonntag bei den einzelnen Objekten und danach im Bauarchiv der Bauordnungsbehörde, Bauhof 5, Eingang Johannesgasse 3 (von Montag bis Freitag zwischen 8.30 und 12 Uhr), erhältlich. Mehr Informationen und das Führungsprogramm gibt es im Internet.

Keine Kommentare