Stromversorger bestätigt: Keine Sperrungen an Weihnachten

20.12.2020, 05:50 Uhr
Mutter und Sohn sitzen in der dunklen Wohnung - wer seine Rechnung nicht zahlen kann, riskiert dieses Szenario. Über Weihnachten soll dies aber nun in Nürnberg nicht passieren.

© Julian Stratenschulte Mutter und Sohn sitzen in der dunklen Wohnung - wer seine Rechnung nicht zahlen kann, riskiert dieses Szenario. Über Weihnachten soll dies aber nun in Nürnberg nicht passieren.

Zwischen dem 19. Dezember 2020 und dem 10. Januar 2021 wird das Unternehmen demnach auch jenen Bürgern Strom und Gas nicht wegnehmen, die mit ihren Zahlungen schon länger im Rückstand sind. Stadträtin Marion Padua von der Linke Liste hatte zuvor Alarm geschlagen, weil ihr zu Ohren gekommen war, dass die N-Ergie für den 21. Dezember und den 4. Januar Strom- und Gassperrungen planen soll. "So eine Maßnahme, drei Tage vor Weihnachten, muss verhindert werden", schrieb sie in einem Antrag an die Stadtverwaltung. Auch Menschen mit wenig Geld sollten eine Möglichkeit haben, das durch die Lockdown-Bedingungen ohnehin schon überschattete Fest zu begehen.

Padua beantragte am Mittwoch bei der Stadtverwaltung, dass die beiden genannten Termine "und alle weiteren bis zum Ende des Lockdowns" gestrichen werden müssten. "Die N-Ergie hat als kommunales Unternehmen eine soziale Verantwortung", sagte die Stadträtin der Lokalredaktion.

Schuldner bekommen etwas Zeit

Zwei Tage später gab der Energieerzeuger auf Anfrage der Redaktion für den Zeitraum von drei Wochen ab dem 19. Dezember Entwarnung. Zudem habe man die letzten Sperrungen vor diesem Termin so angesetzt, dass die Schuldner "vor Weihnachten noch einige Tage Zeit haben, sich entweder selbst oder im Zusammenspiel mit den zuständigen Hilfestellen (Jobcenter / Sozialamt) um Lösungen zu bemühen", schreibt das Unternehmen.


Unbezahlte Rechnungen: So vielen Haushalten wird der Strom abgestellt


Padua nahm die Entscheidung der N-Ergie zwar erfreut zur Kenntnis, mahnte aber an, dass das generelle Problem der Stromsperren damit nicht gelöst sei. Die Corona-Pandemie habe gerade auch Geringverdienern zu schaffen gemacht, die Kurzarbeit führe zu Einkommensverlusten - dies könne die Zahlungsunfähigkeit bei Strom- und Gasrechnungen zur Folge haben. Auch Kathrin Flach Gomez, Stadträtin und bayerische Landeschefin der Linkspartei, hatte das Thema Stromsperrungen in Corona-Zeiten kürzlich im Stadtrat problematisiert.

Stadträtin Marion Padua von der Linken Liste.

Stadträtin Marion Padua von der Linken Liste.

Zwischen 3000 und 3700 Sperrungen im Jahr

Nach Auskunft der N-Ergie kam es zwischen 2014 und 2019 im Jahr zu 3000 bis 3700 Sperrungen. Allerdings betont das Unternehmen, dass für eine solche Maßnahme gewisse Voraussetzungen erfüllt sein müssen - zum Beispiel ein Verzug um mindestens 100 Euro. Zudem könnten Betroffene via Abtretungserklärung an das Sozialamt, das sich dann um die Überweisungen kümmert, Schulden verhindern.

37 Tage bis zur Sperrung

Und der Sperrung gehe ein zeitlicher Vorlauf voraus, es werde nicht einfach über Nacht das Licht abgestellt. Zwischen der Fälligkeit der Rechnung und der Sperrung vergingen aufgrund der Zwischenschritte (unter anderem Mahnung, Inkassoaufforderung) mindestens 37 Tage.

Marion Padua, die als Einzelstadträtin für die Linke Liste (ein Bündnis verschiedener linker Organisationen) dem Kommunalparlament angehört, glaubt, dass viele Betroffene aus Scham keine Hilfe suchen. "Sie warten so lange, bis sie im Dunklen sitzen."

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