Taubenpopulation: Ist ein "Hotel" die Lösung?

11.12.2013, 20:47 Uhr
Tauben gehören zum Stadtbild. Doch des einen Freud ist des anderen Leid. Die Stadt will die Taubenpopulation verringern.

© Eduard Weigert Tauben gehören zum Stadtbild. Doch des einen Freud ist des anderen Leid. Die Stadt will die Taubenpopulation verringern.

Mit ihrem Kot hatten die Vögel jahrelang das Gelände der Universität verschmutzt, vor allem im Bereich der Anlieferung für die Mensa waren die Tauben ein hygienisches Problem. Spikes, Netze, Gitter – nichts half. Vor 15 Monaten baute die Universität auf dem Dach des Studentenhauses eine Voliere auf, ein zeitlich begrenztes Projekt, das nun ausläuft. Bilanz: Nur noch drei Tauben leben derzeit frei auf dem Campus, der Rest wohnt freiwillig in dem Verschlag. Die Population ist von ursprünglich 130 auf 90 Tiere geschrumpft.

Frank Wilm von der Münchner Firma „Bau in Form GmbH“ ist sehr zufrieden – zusammen mit dem Sachverständigen für Taubenproblematik, Ferry Wittke, hat das Unternehmen dieses neue „Regensburger Modell“ entwickelt.

Zunächst werden die Tiere von Locktauben dazu gebracht, in die äußerst komfortablen Volieren zu fliegen, in denen sie Futter und beheiztes Trinkwasser finden. Dann wird das Taubenhaus geschlossen, nur noch in den Freiflugvolieren können die Tiere herumfliegen. Hin und wieder wird der Verschlag geöffnet, doch die Tauben kehren immer wieder in ihr behagliches „Hotel“ zurück, das fast täglich gereinigt wird. Da sie dort auch nisten, kann das Gelege gegen Gipseier ausgetauscht werden. So verringert sich mit der Zeit die Population. Ein unkontrolliertes Brüten außerhalb der Volieren findet nicht statt – „ein Fisch verlässt seinen Schwarm nicht“, erklärte Frank Wilm.

Taubenschläge nach „Augsburger Modell“

Möglicherweise könnte dieses sanfte „Regensburger Modell“ auch eine Lösung für Nürnberg sein. In der Stadt leben geschätzt 20.000 Tauben, „sie beschäftigen uns schon seit mehreren Generationen“, klagte Umweltreferent Peter Pluschke. Die ÖDP hatte im Umweltausschuss am Mittwoch vorgeschlagen, offene Taubenschläge nach dem bekannten „Augsburger Modell“ zu errichten: Hier erhalten die Tiere Wasser und Futter, können nisten und brüten, Gipseier sollen das Gelege ersetzen und so dazu führen, dass die Population sinkt. Was gut klingt, hat nur einen Haken: Die Tauben werden nicht weniger, vielleicht gerade mal weniger lästig.

„Nur ein Fütterungsverbot hilft“, bekräftigte Pluschke, das hätten Experten bestätigt. Leider sei ein solches nicht vollständig durchzusetzen. Trotzdem wurde der Antrag der ÖDP mit großer Mehrheit abgelehnt: undurchführbar und zu teuer, so die Gegner. Ob das „Regensburger Modell“ helfen könnte? Möglicherweise, wenn die Stadt Geld übrig haben sollte. Frank Wilm wollte am Mittwoch keine genauen Kosten nennen – vielleicht aus gutem Grund.

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