Ultimatum: Maler muss Atelier auf der Kaiserburg räumen

14.4.2021, 12:55 Uhr
Der Nürnberger Künstler Günter Schmidt-Klör soll seine Atelierräume auf der Kaiserburg räumen. 

© Eduard Weigert Der Nürnberger Künstler Günter Schmidt-Klör soll seine Atelierräume auf der Kaiserburg räumen. 

Schon seit Herbst 2018 fürchtet der 75-jährige Künstler um den Verlust seiner lithografischen Werkstätte. Die 86 Quadratmeter nutzt er, parallel zu einem weiteren Atelier, seit über 35 Jahren. Schmidt-Klör habe den Ausbau – in Abstimmung mit dem Landbauamt und dem Denkmalschutz – in eigener Regie und auf eigene Kosten vorangetrieben, macht sein Anwalt geltend.

Gusseiserne Presse

Ein großes Steinregal und vor allem eine historische Druckpresse aus Gusseisen ließen sich damals nur deshalb hineinwuchten, weil es eine Zwischenwand zum Treppenhaus noch nicht gab. Dabei ist Schmidt-Klör allerdings nicht Haupt-, sondern Untermieter. Denn im Namen des Freistaats, bekanntlich Eigentümer der Burg, hat die Bayerische Schlösserverwaltung schon vor Jahrzehnten die Kapelle mit den angrenzenden Räumen an die Kirchenstiftung der Frauenkirche vermietet.

Zwischen ihr und Schmidt-Klör besteht ein Untermietvertrag – den die Kirchenverwaltung nach verschiedenen Vorfällen im Herbst 2018 gekündigt hat. Ihr gehe es nicht in erster Linie um finanzielle Forderungen, etwa wegen ausgebliebener Zahlungen, beteuert ihr Anwalt, sie macht vielmehr geltend, die Räume selbst nutzen zu wollen. Ihren Anspruch konnte die Stiftung auch vor Gericht durchsetzen, ihre Räumungsklage hatte Erfolg.

Dass der vielfach ausgezeichnete Maler und Bildhauer behauptet, er habe stets darauf vertraut, das Atelier jedenfalls solange nutzen zu können, wie es seine Schaffenskraft erlaubt, mag ein wenig naiv erscheinen. Allerdings hat er dort auch, ebenfalls mit Erlaubnis, wie versichert wird, künstlerische Spuren hinterlassen, die ihn überdauern könnten oder sollten: Eine Wand und die Decke sind mit Fresken gestaltet. Und das Türmchen wurde immer wieder auch als Begegnungsstätte und für kleine Konzerte genutzt.

Soll heißen: Die Werkstatt ist ein Eckpfeiler seines Lebenswerks. Etliche seiner Arbeiten sind auch im öffentlichen Raum zu finden, zum Beispiel am Stresemannplatz. Heute aber, so führt er ins Feld, fehlen ihm die Mittel für eine teure Umzugsaktion. Was den privaten Lebensumständen geschuldet ist: Seine Frau ist seit drei Jahren pflegebedürftig, für die Heimkosten seien schon die Rücklagen geopfert worden, auch die gemeinsame Wohnung habe er aufgeben müssen.

Gerade angesichts dieser Umstände möge das Vorgehen der Kirchenstiftung zwar rechtlich gedeckt sein, räumt eine Reihe von Freunden und Bekannten ein, allen voran der frühere 1. Bevollmächtigte der IG Metall in der Region, Gerd Lobodda. Aber in einer Petition von Ende März, gerichtet an die Stadtspitze wie auch den katholischen Stadtdekan Andreas Lurz, fahren sie auch schwere Geschütze auf: Mache schon die Corona-Krise den Kunstschaffenden das Leben unerträglich, sehen sie in diesem Fall eine Institution am Werk, die einen "Machtbeweis gegenüber Schwächeren" benötige.

Eindringlicher Appell

Die Unterzeichner behaupten, Gesprächswünsche seien ignoriert und ein Termin erst für die Zeit nach der Räumung angeboten worden. Mit ihrem eindringlichen Appell bitten sie um Hilfe, das Lebenswerk zu erhalten und "eine Nutzung für die Stadt und ihre Bürger" zu sichern. Als Weg dazu schlagen sie eine "Veränderungssperre" und Abtrennung vor.

In einem Schreiben von Anfang April, unterzeichnet von Pfarrer Markus Bolowich, verbindet dagegen die Kirchenstiftung ihre "letztmalige" Bitte um Räumung mit der Ankündigung, die eventuell verbleibenden Gegenstände versteigern zu lassen. Die für die Räumung gesetzten Fristen waren allerdings schon mehrfach verlängert worden. Der Künstler indes hat offenkundig alle Hoffnung auf die Überzeugungskraft seiner Kunst und darauf gesetzt, letztlich weiter geduldet zu werden.

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