VAG-Streik: Das große Chaos blieb aus

26.6.2014, 18:29 Uhr
Kein Durchkommen: Am Donnerstag fuhren wegen des VAG-Streiks keine U-Bahnen.

© Mark Johnston Kein Durchkommen: Am Donnerstag fuhren wegen des VAG-Streiks keine U-Bahnen.

Der öffentliche Personennahverkehr in Nürnberg, Fürth und Erlangen wurde seit Donnerstagmorgen 4.00 Uhr erneut bestreikt. U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen standen still. „Es läuft gut an, bisher sind keine Beschäftigten zum Dienst erschienen“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi am frühen Morgen.

Auf den Straßen Richtung Nürnberger Innenstadt und in der Stadtmitte kam es am Morgen dafür zu erheblichen Stauungen, beispielsweise auf der Regensburger Straße, in der Südstadt und am Frauentorgraben. Von der Bayreuther Straße wurden Hupkonzerte entnervter Autofahrer gemeldet. Deutlich weniger los als am Dienstag war an den Bushaltestellen, die Schlangen der Wartenden hielten sich zumeist in Grenzen. Wie es schien, waren viele Berufstätige und Schüler auf das Fahrrad umgestiegen oder haben Fahrgemeinschaften gebildet.

Am frühen Nachmittag entspannte sich die Situation auf den Straßen deutlich. Autofahrer meldeten keine größeren Staus mehr. Laut VAG lag dies daran, dass "die Bevölkerung einen Tag mehr Vorlauf hatte, Termine abzusagen, Erledigungen zu verschieben und eventuell die Möglichkeit zu nutzen, von zuhause aus zu arbeiten."

In Fürth mussten Autofahrer vor allem am Morgen viel Geduld mitbringen. Innerhalb des Stadtgebietes waren während des Berufs- und Schulverkehrs selbst die Schleichwege dicht. Wer motorisiert war, musste viel Zeit einplanen: Genervte Pendler berichteten von einer bis zu dreifach höheren Fahrtzeit.

Bis zum Nachmittag hatte sich die Situation auf den Straßen dann deutlich entspannt. Auch die besonders ausgelastete Rothenburger und Würzburger Straße waren wieder normal befahrbar.

Entspannter war früh morgens dagegen die Lage in Erlangen. Der Berufsverkehr dränge verstärkt in Richtung Stadtmitte, beispielsweise in Tennenlohe, doch hielten sich die Staus im Stadtgebiet in Grenzen. Allerdings, so die Auskunft der Pendler, waren kaum Ersatzbusse zu sehen.

Gegen 7.50 Uhr vermeldete die VAG in einer ersten Zwischenbilanz noch  "problemlosen Betrieb ohne nennenswerte Verspätungen". Allerdings standen die Busse mit einsetzendem Berufsverkehr auch im Stau und konnten ihre Fahrpläne nicht mehr einhalten. Die Busse waren mit Verspätungen von bis zu 30 Minuten unterwegs. Besonders betroffen waren die Zubringer aus den Außenbezirken in die Stadt.

Wie bereits am Dienstag war im VAG-Gebiet als Ersatz am Donnerstag die NightLiner-Flotte unterwegs. Die Fahrer privater Verkehrsunternehmen, die bei der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft unter Vertrag sind, bedienten die 20 Streikbuslinien. Die Busse fuhren im Halbstunden-Takt. Soweit möglich wurden die Linien verstärkt, durch Beschäftigte der VAG, die sich zum Dienst meldeten. In Nürnberg war das Angebot sternförmig auf den Hauptbahnhof ausgerichtet. Alle Streikbuslinien sind auf der Homepage der VAG zu finden.



Die gute Nachricht: Plangemäß nicht bestreikt wurden die S-Bahnen der Deutschen Bahn und Buslinien des Omnibusverkehr Franken (OVF) sowie die Buslinien des Landkreises Erlangen 201, 202, 203, 205, 208, 209, 210, 252, 253, 254, 281 und 283. Diese verkehrten nach Fahrplan.

Die Gewerkschaft Verdi hat indes massive Drohungen erhalten. Unbekannte haben angekündigt, das Gewerkschaftshaus in Brand zu setzen. Verdi kündigte eine zentrale Kundgebung um 9 Uhr vor dem VAG-Hochhaus am Plärrer an. Stefan Wolf, Verdi-Gewerkschaftssekretär in Nürnberg, bat die Bürger um Verständnis für die Warnstreiks.

Die VAG zeigte unterdessen wenig Verständnis für den Streik:

"Wir bedauern die massiven Beeinträchtigungen, mit denen unsere Kunden durch den zweiten ganztägigen Warnstreik binnen drei Tagen konfrontiert werden. Wir haben kein Verständnis dafür, zumal das sehr gute Angebot zur Anhebung der Entgelte für die Beschäftigten im kommunalen öffentlichen Personennahverkehr weiter steht. Es lautet: drei Prozent, mindestens jedoch 90 Euro, ab dem 1. Juni 2014 und dann zum 1. Juni 2015 noch einmal 2,4 Prozent Lohnerhöhung."

 

Keine Busse zum Public-Viewing

Der Streik traf auch viele Fußballfans hart, die sich am Donnerstag das Deutschland-Spiel auf dem Public-Viewing-Gelände am Flughafen oder anderswo ansehen wollten. Möglicherweise stieg der ein oder andere Fußball-Fan am Donnerstag deswegen erneut auf das Fahrradleihsystem NorisBike um. Beim Streik am Dienstag verzeichnete NorisBike deutlich gestiegene Kundenzahlen. 700 Ausleihen gab es an diesem Tag, mehr als 50 Kunden registrierten sich neu, was für NorisBike den ausleihstärksten Tag der Firmengeschichte bedeutete. Wer dennoch lieber mit dem Auto zum Public-Viewing am Flughafen fahren wollte, der musste sich auf der Äußeren Bayreuther Straße auf Staus und Verkehrsbehinderungen einstellen. Dort war wegen einer Baustelle die Fahrspur verengt.

Es ist weiterhin möglich, dass erneut zum Streik aufgerufen wird. "Verhandlungsführer Manfred Weidenfelder kündigte unterdessen an, auch beim Achtel- und Viertelfinale der WM keine Rücksicht auf die Fußballfans zu nehmen", berichtet der Bayrische Rundfunk. Möglicherweise wird Nürnberg aber verschont bleiben.

Betrieb nach dem Streik

Nach dem Streik am Donnerstag ist Freitagmorgen vermutlich noch mit Verspätungen zu rechnen, da viele Fahrzeuge noch vorbereitet werden müssen. Die Erfahrungen des letzten Streiks zeigen, dass diese Verzögerungen sich jedoch in Grenzen halten.

VAG-Streik: Das große Chaos blieb aus

© Mark Johnston

Bereits am Mittwoch wurde in München gestreikt. So soll der Druck auf die Arbeitgeber weiter erhöht werden. Verdi und die Nahverkehrsgewerkschaft in der Tarifunion des Deutschen Beamtenbundes fordern vier Prozent Lohnerhöhung plus 120 Euro mehr für die unteren Lohngruppen bei einer Laufzeit von einem Jahr.

Übrigens: Am Mittwoch wurde in Nürnberg über die Fahrpreiserhöhungen für 2015 abgestimmt, genau zwischen den zwei Streiktagen. Ergebnis: In Nürnberg wird es keine drastisch günstigeren Jahreskarten für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) geben. Ein Fahrpreiskonzept nach dem "Wiener Modell" wurde im Stadtrat mehrheitlich abgelehnt.

Der Artikel wurde am 26. Juni um 18.30 Uhr aktualisiert.

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