Vandalismus auf Schultoiletten: Nürnberg will mehr Kontrollen

31.3.2019, 05:40 Uhr
Schmierereien wie diese hier finden sich auf den meisten Nürnberger Schultoiletten.

© Stadt Nürnberg Schmierereien wie diese hier finden sich auf den meisten Nürnberger Schultoiletten.

Vor fünf Jahren startete das Schulreferat ein Programm für die Sanierung von Toiletten, um Klagen über veraltete Sanitäranlagen vonseiten der Schulen und Eltern zu vermeiden. Schulen, die neue Toiletten erhalten, sollten im Gegenzug ein Konzept aufstellen und umsetzen, um mutwillige Zerstörung und Verunreinigungen zu verhindern.

Betreut wurde das Projekt von der Hausverwaltenden Einheit (HVE) im Schulreferat. Organisation und Aufsicht liegen bei Michael Kaiser, Mitarbeiter von Schulbürgermeister Klemens Gsell. "Wer ein Konzept für die Kontrolle hat, bei dem gehen auch die Schäden durch Vandalismus deutlich zurück", sagt Kaiser. "Es funktioniert, wenn die Schulleitungen mitziehen und dahinterstehen", so Kaiser, der derzeit an einer Bilanz arbeitet. Wie die Kontrolle ausgeübt wird, spielt offenbar keine Rolle: Es gibt Schulen, bei denen in der Pause Schüler die Toilettenanlagen überwachen, damit kein Unsinn passiert, bei anderen müssen Lehrer für den Toilettengang den Schlüssel herausgeben oder aber das Sekretariat verwaltet Schlüssel und Toilettenpapier.


Öffentliche Toiletten: Wer muss, muss oft bezahlen


Von den Fotos, die im Schulreferat von den Zerstörungen und Verunreinigungen gesammelt werden, kann man sich nur mit Grauen abwenden: Da werden Damenbinden an die Decke geschmissen. Türgriffe, Waschbecken, Toilettendeckel und Wände werden mit Fäkalien beschmiert. Klopapierrollen werden in Rohre gestopft, damit der Abfluss überläuft, Türen von Toilettenabteilen werden herausgerissen. Außerdem werden Müllbehälter angezündet und an vielen Stellen befinden sich Graffitis – darunter sind auch verfassungsfeindliche Symbole. An der Amberger-Schule entstand ein Schaden von 70.000 Euro, weil eine Schutzhalle gegen Regen von Unbekannten angezündet wurde. Die Motive für die Zerstörungswut sind oft nicht klar. "Häufig sind es Schüler, die mit ihrer Schule nicht klarkommen", sagt Kaiser. Manchmal sei es "nur" Zerstörungswut.

Die Hinterlassenschaften zu beseitigen, ist eine Zumutung für Hausmeister und Putzkräfte. In Ausnahmefällen müssen sogar Spezialkräfte für die Reinigung anrücken, weil die Fäkalien an Wänden schnell sehr hart werden. Das Schulreferat verlangt bei den Haushaltsberatungen im Herbst einen Etatposten für die Beseitigung der Schäden durch mutwillige Zerstörung. "Dann können wir schneller reagieren. Mutwillige Zerstörungen haben auch negative Auswirkungen auf das Schulklima", sagt Kaiser. Vandalismus an Schulen sei aber kein Nürnberger Phänomen, er komme in allen Großstädten Deutschlands vor.

Hier wurde offenbar eine Tür eingetreten.

Hier wurde offenbar eine Tür eingetreten. © Stadt Nürnberg

Erfolgreicher Sicherheitsdienst

Es ist allerdings auffällig, dass eben nicht alle 140 Schulen in Nürnberg gleichermaßen betroffen sind. Die Schulverwaltung führt mehrere Listen, welche Schulen von Vandalismus besonders heimgesucht werden, sei es durch eigene Schüler oder aber durch Dritte. Grundschulen und Berufsschulen haben kaum solche Schäden. Deutlich größer sind die Zerstörungen an Gymnasien, Realschulen und an den sogenannten Brennpunktschulen. Vor allem auf den Toiletten für Mädchen und Frauen. Kaiser betont, dass Vandalismus kein Unterschichtphänomen ist: "Er zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten." Doch es geht auch anders. Das Hans-Sachs-Gymnasium verfolgt seit einiger Zeit rigoros jede Sachbeschädigung und hat derzeit keine Schäden durch Vandalismus.

Schulleitungen sind natürlich machtlos, wenn Dritte auf das Schulgelände oder in die Schulhäuser eindringen und ihre Zerstörungswut auslassen. So wurde in der Schule Schönweißstraße ein Tresor aus der Wand gerissen und aus dem vierten Stock geworfen, um ihn zu öffnen. Die Stadt hat jetzt für 200.000 Euro einen Sicherheitsdienst eingerichtet, der in der Nacht kontrolliert. Die Einbrüche gingen daraufhin zurück. In Schulen dürfen auch keine Gelder mehr, etwa für Schulausflüge, aufbewahrt werden.

8 Kommentare