Standpunkt

Vertrauen verspielt: Piazolo soll zurücktreten

23.3.2021, 12:07 Uhr
Nach den Osterferien sollen Schülerinnen und Schüler aller Schularten sich selbst im Klassenzimmer testen. 

© Frank Molter, dpa Nach den Osterferien sollen Schülerinnen und Schüler aller Schularten sich selbst im Klassenzimmer testen. 

Kultusminister Michael Piazolo (FW) kann eigentlich zurücktreten. Zumindest wenn er daran gemessen würde, wie die Schulfamilie über ihn urteilt. Ein Beispiel? Die neue Teststrategie für die bayerischen Schulen. Kurz nach ihrer Veröffentlichung häuften sich Anrufe, Mails, und Pressemitteilungen in der Redaktion. Lehrer- und Elternverbände, die Opposition im Landtag und Gewerkschaften meldeten sich zu Wort. Alle Beteiligten äußerten sich ärgerlich bis fassungslos über die neue "weltfremde" und "realitätsferne" Direktive. Sicher, harte Worte musste der Kultusminister in den vergangenen Wochen häufiger einstecken, doch in dieser Form und Deutlichkeit hat die Kritik ein neues Level erreicht.

Das Vertrauen in die sichere Steuerung der Schulen hat der Kultusminister offenbar verspielt, anders ist es nicht zu erklären, dass diesmal kein Lehrerverband und kaum eine Partei, die FDP im Landtag ausgenommen, die Strategie für realistisch hält. Doch sie ist nicht nur das nicht. Sie mutet Lehrerinnen und Lehrern Unzumutbares zu und verletzt die Persönlichkeitsrechte der Kinder und Jugendlichen.

Diese Rechte spielen keine Rolle mehr, wenn sie, sobald sie im Klassenzimmer einen positiven Schnelltest haben, sich von den anderen "absondern" müssen, wie es wörtlich in der Direktive heißt. Wer Kinder hat, weiß, wie empfindlich sie auf eine derartige Stigmatisierung reagieren. So etwas kann nur jemand anordnen, der den Bezug zur schulischen Realität verloren hat.

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