Volkszählung 2021: Pilotstudie startet in Franken

31.8.2019, 05:11 Uhr
Die letzte Volkszählung im Jahr 2011 ließ viele Kommunen über Nacht schrumpfen - auch Nürnberg war betroffen.

© dpa Die letzte Volkszählung im Jahr 2011 ließ viele Kommunen über Nacht schrumpfen - auch Nürnberg war betroffen.

Laut einer Sprecherin des Landesamts werden insgesamt 40 Erhebungsbeauftragte ausschwärmen, um die Befragungen vor Ort durchzuführen. Die Kommunen der Pilotstudie wurden laut der Behörde aufgrund ihrer räumlichen Nähe zum Landesamt ausgewählt. Getestet werden unter anderem die Verständlichkeit der Fragen sowie der Einsatz mobiler Endgeräte. Die Befragung werde von den Interviewern überwiegend mit einem Tablet durchgeführt, zum einem geringen Teil auch schriftlich. "Wir versuchen im Vorfeld, Transparenz zu schaffen", so eine Sprecherin.

Zudem geht es auch darum, die Qualität der Erhebung im Jahr 2021 zu gewährleisten, die mit einem hohen Aufwand verbunden sein wird. Die letzte Volkszählung im Jahr 2011 erstreckte sich über drei Monate hinweg. Im Freistaat wurden in diesem Zeitraum 3,6 Millionen Eigentümer und Verwalter von Wohnungen und Häusern und zusätzlich 1,2 Millionen Menschen im Rahmen der so genannten Haushaltsstichprobe befragt.

Zentrale Größe im Finanzausgleich

Am Ende kamen so rund 25 Millionen einzelne Fragebogen-Blätter zusammen. 16.000 freiwillige Erhebungsbeauftragte und 300 Mitarbeiter im Landesamt waren mit dem Einholen und Auswerten der Daten beschäftigt. Die Gesamtkosten des Projekts im Freistaat wurden seinerzeit auf 115 Millionen Euro geschätzt. Die letzte Volkszählung im Jahr 2011 ließ viele Kommunen auch über Nacht schrumpfen - mit schmerzhaften Folgen. Denn die Einwohnerzahl ist eine zentrale Größe im Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern und Kommunen.


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Von ihr hängt beispielsweise ab, wie viel ein Bundesland von den Umsatzsteuer-Einnahmen abbekommt. Beim ersten Zensus nach der Wiedervereinigung hatte sich herausgestellt, dass in Deutschland gut 1,5 Millionen Menschen weniger leben, als zuvor auf Grundlage des veralteten Datenmaterials angenommen. Davon war auch Nürnberg betroffen.

Einbußen in Millionenhöhe

Bayerns zweitgrößte Stadt war durch die Volkszählung schlagartig keine Halbmillionen-Metropole mehr. Zum Stichtag Ende 2011 betrug die Einwohnerzahl 490.085, während die offizielle Zahl des statistischen Landesamts zuvor bei 510.602 lag. Das bedeutete jährliche Einbußen in einstelliger Millionenhöhe.


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Für Fürth fiel das Ergebnis mit 116.640 nicht derart überraschend aus, hier wurden 300 Bürger mehr als zuvor in den amtlichen Berechnungen gezählt. In Erlangen sank die Bevölkerungszahl um 2000, in Schwabach um 400. Nicht nur Nürnberg beklagte damals ein intransparentes Rechenverfahren und zog dagegen vor Gericht. 340 Städte und Gemeinden, darunter 54 in Bayern, klagten gegen die Ergebnisse der Erhebung und der Streit um die Rechtmäßigkeit endete erst im September 2018 vor dem Bundesverfassungsgericht.

Hier unterlagen zuletzt die Stadtstaaten Berlin und Hamburg, die sich mit Verlusten von 470 beziehungsweise 100 Millionen Euro pro Jahr konfrontiert sahen. Die Richter fanden aber keinen Grund für eine nachträgliche Korrektur. Verstöße gegen die Mitwirkungspflicht beim Zensus oder gar offene Proteste auf der Straße und Boykottaufrufe wie im Jahr 1987 erwartet das Statistische Landesamt bei der nächsten Volkszählung 2021 nicht. Jeder Bürger könne sicher sein, dass die Befragung absolut anonym abläuft und keine Daten an die Kommunen rückgespielt würden, sagt die Sprecherin. Dennoch müssten Sorgen der Bürger selbst in Zeiten, in denen praktisch jeder massenhaft Daten von sich im Internet preisgibt, ernst genommen werden. "Von einer Selbstverständlichkeit dürfen wir nicht ausgehen."

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