Zug in Franken einfach umgeleitet: "Es fühlte sich an wie eine Entführung"

Nürnberg - Technische Probleme bescherten den Fahrgästen einer S-Bahn von Ansbach nach Nürnberg am Mittwoch eine unfreiwillige Stadtrundfahrt. Dabei wurden sie gänzlich ohne Informationen gelassen, einige drückten in ihrer Verzweiflung den Notfallknopf, andere fürchteten sogar, in eine Entführung geraten zu sein.

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Franken

3.9.2018, 15:52 Uhr Erster Zug fuhr von Nürnberg nach Lauf

Seit 1987 unterwegs: Die Geschichte der Nürnberger S-Bahn

Ein Güterzug war im Bahnhof Nürnberg-Stein wegen eines Defekts liegen geblieben und blockierte ein wichtiges Durchfahrtsgleis. Als dann auch noch eine Weiche schlapp machte, hatte die Bahn ein größeres Problem - und erst recht die Fahrgäste.

Eine Weile schien alles blockiert, minutenlang musste eine S-Bahn aus Ansbach auf freier Strecke vor der Rednitzbrücke beim Großkraftwerk ausharren. Als sich der Zug der Reihe 442, wie er auch nach Altdorf, Roth und Neumarkt unterwegs ist, langsam in Bewegung setzte und Stein ohne Halt passierte, rieben sich die ersten Fahrgäste schon verwundert die Augen. "Wir wollten doch aussteigen", meinten zwei junge Männer.

Als die Bahn dann plötzlich Richtung Rangierbahnhof abbog, schwante den Passagieren, dass es auch mit dem Halt in Schweinau nichts werden würde. Die reguläre Ankunftszeit am Nürnberger Hauptbahnhof war längst überschritten, als die roten Wagen gemächlich an der Werderau vorbeirollten. "Sind wir vielleicht entführt worden?" sorgte sich eine Mutter mit ihrer Tochter.

"Hier war ich noch nie!", entfuhr es einer Mittfünfzigerin, sichtlich den Tränen nahe. Wie auf Kohlen sitzend, versuchte sie ihrem Chef via Handy klarzumachen, warum sie sich auf unabsehbare Zeit verspätet. "Ein Drama, bei uns in der Arbeit sind schon zwei ausgefallen", meinte sie. Mit anderen Fahrgästen drückte sie ein ums andere Mal den Notfallknopf - aber keiner bekam auch nur den Hauch einer Antwort.

Es ging aber auch nicht einfach flott weiter: Mal stoppte der Zug noch in Langwasser, dann stand er eine gefühlte Ewigkeit an der Einfahrt zum Nürnberger Hauptbahnhof - ehe er endlich das Ziel erreichte. "Da ist man schneller zu Fuß unterwegs", lautete der sarkastische Kommentar eines Pendlers. Allerdings wissen gerade erfahrene Bahn-Nutzer, dass es noch weit schlimmer kommen kann.

Erst nach der Ankunft erfuhr der geplagte Lokführer, dass die Fahrgäste keinerlei Informationen erhalten hatten. Er hatte sehr wohl versucht, sie über Durchsagen auf dem Laufenden zu halten - aber er ahnte nicht, dass in den Wagen kein Ton ankam. Denn die Lautsprecheranlage war ebenso gestört wie die Notrufverbindung. Kleines Wunder am Rande: Die Toilette war "ausnahmsweise" mal nicht defekt.