Altdorfer Apotheker hört auf

"Bürokraten machen alles kaputt"

1.12.2021, 14:21 Uhr

25 Jahre ist Dr. Ralf Schabik jetzt in Altdorf, ein Vierteljahrhundert betreibt er seine beiden Apotheken am Oberen Tor und in der Röderstraße. Im Februar kommenden Jahres ist Schluss. Schabik will nicht mehr. Dabei liebt der 54-Jährige seinen Beruf, er hat ihn immer geliebt und hat sich immer gefreut, wenn er etwas bewegen konnte. "Aber dann kommen jedesmal die Bürokraten um die Ecke und machen alles kaputt", stellt er frustriert fest.

Der Altdorfer Pharmazeut verkauft seine beiden Apotheken, weil sein Frust zwischenzeitlich zu groß geworden ist. Mit den Krankenkassen liegt Schabik ebenso im Clinch wie mit Ministerien. Beispiele kann er zuhauf nennen, etwa sein Einkauf von Grundstoffen für die Herstellung von Desinfektionsmitteln zu Beginn der Corona-Epidemie. 40 000 Liter hatte der Altdorfer Apotheker im vergangenen Jahr gekauft und erfolgreich jede Menge Flüssigkeit zur Desinfektion von Händen und Oberflächen hergestellt und vieles davon verkauft - in einer Zeit, als es in ganz Deutschland kaum noch Mittel zur Desinfektion zu kaufen gab. Dann haben die großen Produktionsfirmen die Herstellung auf einmal herauf gefahren und aus dem Arbeitsministerium flatterte dem Altdorfer Apotheker das Verbot ins Haus, weiterhin Desinfektionsmittel selbst herzustellen. Warum? Schabik sieht hier eine mächtige Lobby am Werk, die alle kleinen Produzenten ausschaltet.

Heilberufe unter Druck

Mit den Krankenkassen streitet der Pharmazeut über Abrechnungsmodalitäten. Beispiel Inkontinenzmittel: Die Kasse bewilligt für einen Patienten dafür 30 Euro im Monat, der Patient braucht aber monatlich Inkontinenzmittel für 100 Euro. 70 Euro muss der Apotheker dann aus der eigenen Kasse beisteuern. "Kann das sein?", fragt der 54-Jährige rhetorisch. Natürlich nicht. "Die Bürokratie macht die Heilberufe kaputt", bringt Schabik es für sich selbst auf den Punkt. Auch deshalb also ist jetzt Schluss.

Zur Ruhe setzen wird er sich nicht, vielmehr gründet er mit seiner Frau Andrea die Firma ASS (Apotheken. Service. Schabik) mit dem Schwerpunkt Beratung in den Themenfeldern Gesundheit und Umwelt. Und als Dozent an verschiedenen Berufsfachschulen in der Region ist der 54-Jährige ohnehin weiter tätig. Daneben hält er regelmäßig Vorträge unter anderem zu den Themen Brandschutz und Gesundheit, engagiert sich in der Altdorfer Feuerwehr und bei den Freien Wählern in der Kommunalpolitik. Auf seine Initiative hat der Stadtrat einen neuen Ausschuss "Umwelt und Gesundheit" konstituiert. Und bei den Wallensteinern ist er selbstverständlich auch aktiv.

Kurzum: Der aus Nürnberg stammende Apotheker ist nach 25-jährigem Wirken eine Institution in der Stadt.

Auf seinen Nachfolger stieß er über einen in Schwarzenbruck ansässigen und deutschlandweit tätigen Unternehmensvermittler. Georg Restle aus Baden-Württemberg wird die beiden Apotheken von Schabik übernehmen. Bereits seit einem halben Jahr wohnt der junge Pharmazeut in Altdorf und hat sich in die Stadt verliebt. Auf dem Rückweg aus Österreich hat er vor geraumer Zeit zufällig hier Station gemacht, Altdorf hat ihm damals auf Anhieb gefallen. Der Kontakt mit Schabik und das ganze Umfeld hier - das passte alles.

Nun wird das Apotheken-Geschäft zwar nicht leichter, auch deshalb, weil es schwierig ist, gutes Personal zu finden. 30 Leute hat Schabik am Oberen Tor und in der Röderstraße beschäftigt, im vergangenen Jahr sind acht ausgestiegen. Restles Steuerberater hat aber trotz aller Schwierigkeiten grünes Licht gegeben für dessen Start in Altdorf.

Schabik ist sich mit seinem Nachfolger einig, dass der gelingt. Voraussetzung dafür ist auch das Neben- und Miteinander mit den beiden anderen Altdorfer Apotheken und mit der örtlichen Ärzteschaft. "Beides funktioniert bestens", betont Schabik.

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