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Nürnberger S-Bahn-Netz: Neue Station, besserer Takt, Nachtverkehr

31.3.2022, 11:08 Uhr
Langfristig soll das Nürnberger S-Bahn-Netz ausgebaut werden.

© Daniel Karmann/dpa Langfristig soll das Nürnberger S-Bahn-Netz ausgebaut werden.

Wer mit der S-Bahn zwischen Nürnberg und Erlangen unterwegs ist, kennt das Problem mit dem Fahrplan. Denn die Züge sind in einem stolprigen 20-/40-Minuten-Takt unterwegs.

Doch das wird sich nach Angaben der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, die den Schienennahverkehr im Freistaat plant, bestellt und finanziert, bald ändern.

Ab 11. Dezember 2022 und damit vom nächsten großen Fahrplanwechsel an wird die S-Bahn montags bis freitags alle 20 Minuten fahren.

Zusätzliche Weichen

Möglich wird das durch den Einbau zusätzlicher Weichen in Fürth Nord. Nachdem die Planungen der DB für eigene S-Bahn-Gleise in einem Verschwenk zwischen Fürth und Eltersdorf durch Klagen ins Stocken geraten waren, hat der Freistaat diese sogenannte Interimslösung initiiert und finanziert.

Im November 2017 legte das Bundesverwaltungsgericht die Pläne der DB aufs Eis, ein neues Gleis abseits der Bestandsstrecke zwischen Fürth und Erlangen durch das Knoblauchsland zu führen. Den Planfeststellungsbeschluss bezeichnete das Gericht als "rechtswidrig und nichtvollziehbar". Aufgehoben wurde er jedoch nicht. Geklagt hatten die Stadt Fürth, der Bund Naturschutz und mehrere Grundstückseigentümer.

Seither ist jedoch nichts passiert. Weder wurden die Pläne für den Verschwenk nachgebessert, noch Planungen für den Ausbau entlang der bestehenden Gleise angegangen.

Im Mai 2019 schloss der Freistaat Bayern einen Finanzierungsvertrag mit Deutschen Bahn für eine Behelfslösung durch den Einbau der Weichen.

Sie verbinden im Bereich Fürth Nord den bereits fertiggestellten Teil der S-Bahn-Gleise mit den Bestandsgleisen. Dadurch können die S-Bahnen zwischen Fürth Hauptbahnhof und Fürth-Nord auf eigenen Schienen verkehren.

Das ermöglicht den 20-Minuten-Rhythmus der Linie S1 auf diesem viel befahrenen Abschnitt. „Ich freue mich, dass wir den bereits seit langem geplanten 20-Minuten-Rhythmus zwischen Nürnberg, Fürth und Erlangen endlich umsetzen können“, sagt Bayerns neuer Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU).

Stark nachgefragter Abschnitt

„Dass sich die Planung von DB Netz zum Ausbau der S-Bahn-Gleise im Raum Fürth immer weiter verzögert, war für uns einfach nicht mehr länger akzeptabel", so Bernreiter weiter.

Der Abschnitt, der die drei größten Städte der Metropolregion Nürnberg miteinander verbindet, ist einer der am stärksten nachgefragten S-Bahn-Streckenabschnitte.

Der Einbau der neuen Weichen soll im April abgeschlossen sein. Die Einführung des 20-Minuten-Rhythmus nach Erlangen erfolgt allerdings wegen Bauarbeiten auf anderen Streckenabschnitten erst im Dezember.

Erneute Bauarbeiten

Laut DB Netz wird es wegen weiterer Bauarbeiten entlang der Strecke Nürnberg – Erlangen – Bamberg im Laufe des Jahres 2023 auch nochmals Einschränkungen im Fahrplan der Linie S1 geben.

Nicht - wie geplant - bereits mit Inbetriebnahme der Weichen im April kann die S1 den dann neuen barrierefreien Bahnsteig Fürth-Klinikum (ehemals Fürth-Unterfarrnbach) anfahren, sondern erst Ende Mai. Die mit dem Bahnsteig beauftragte Baufirma habe „die DB erst kürzlich davon in Kenntnis gesetzt, dass krankheits- bzw. pandemiebedingte Personalausfälle den Baufortschritt behindern“. Außerdem seien Lieferengpässe aufgetreten – „unter anderem weil bestimmte Bauteile aus Osteuropa importiert werden müssen“.

Nach der Umbenennung der ehemaligen RB 10 Nürnberg – Neustadt (Aisch) in S6 und der Zuordnung zum Verkehrsvertrag S-Bahn Nürnberg im vergangenen Dezember hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft nach eigenen Angaben erste Verbesserungen auf dieser Linie beschlossen.

Neue Züge

Im Dezember 2024 werden die Regionalverkehrszüge der Baureihe ET 425 durch modernere Fahrzeuge der Baureihe ET 442 ersetzt. Dieser Zugtyp ist heute bereits auf verschiedenen Linien der S-Bahn Nürnberg im Einsatz.

Derzeit laufen die Vorbereitungen zum barrierefreien und S-Bahn-gerechten Ausbau der Stationen Siegelsdorf, Emskirchen und Neustadt (Aisch).

Laut DB Station&Service sollen die Ausbauten voraussichtlich bis 2026 umgesetzt sein. Bereits ab kommendem Dezember wird eine erste Fahrplanverbesserung auf der Linie S6 umgesetzt: Die S-Bahnen fahren dann an Wochenenden bis circa 2 Uhr nachts.

Nachtverkehr kommt

Parallel dazu wird auch auf den Linien S1, S2, S3 und S4 der Nachtverkehr an Wochenenden ausgeweitet. „Unser Ziel ist es, die S6 Schritt für Schritt zu einer vollwertigen S-Bahn-Linie weiterzuentwickeln“, sagt Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG.

Für deutliche Verbesserungen des Fahrplans sei man jedoch auf den Ausbau der Schieneninfrastruktur angewiesen, insbesondere auf ein drittes Gleis im Abschnitt Siegelsdorf – Fürth.

Änderung des Liniennetzes

Die Abfahrtszeiten der Regionalverkehrslinie RE 50 Nürnberg – Regensburg werden ab Dezember 2023 um eine halbe Stunde verschoben. Die Fahrgäste erhalten so in Nürnberg künftig direkten Anschluss an den Fernverkehr Richtung Berlin sowie Richtung Frankfurt und Köln.

Da die Linie RE 50 zwischen Feucht und Neumarkt die gleichen Gleise wie die Linie S3 nutzt, müssen auch die Abfahrtszeiten der S3 angepasst werden.

Das macht wiederum eine Veränderung der Linienführung im S-Bahn-System Nürnberg notwendig: Ab Dezember 2023 endet die S3 aus Neumarkt nicht mehr am Nürnberger Hauptbahnhof, sondern wird als neue Teilstrecke der S1 nach Bamberg verlängert.

Umbenennung erfolgt

Der heutige S1-Linienast Hartmannshof – Nürnberg wird als neue S2 nach Roth durchgebunden, während die Strecke Nürnberg – Altdorf künftig als neue S3 betrieben wird.

Die S4 endet ab Dezember 2024 nicht mehr in Dombühl, sondern fährt über Schnelldorf weiter bis Crailsheim und ist damit die erste länderübergreifende S-Bahn-Linie in Franken.

Bis dahin soll durch DB Station&Service der Bahnsteig an Gleis 1 in Dombühl für den S-Bahn-Betrieb umgebaut sein. Der Abschnitt Dombühl – Crailsheim wird im Zweistundentakt bedient. Gemeinsam mit den Zügen der Linie RE 90 Nürnberg – Stuttgart gibt es erstmals ein stündliches Angebot auf dieser Strecke.

Untersuchungen zum weiteren Ausbau

Um zukünftig ein noch attraktiveres Angebot zu ermöglichen, hat der Freistaat letztes Jahr das „Ausbauprogramm S-Bahn Nürnberg“ auf den Weg gebracht. Damit soll laut BEG eine "gesamthafte Infrastrukturausbaustrategie" als Planungsgrundlage für die Weiterentwicklung der S-Bahn erarbeitet.

In einer Machbarkeitsstudie wird eine Vielzahl an Maßnahmen auf ihre verkehrliche Wirksamkeit, bautechnische Machbarkeit und wirtschaftliche Darstellbarkeit untersucht. Dazu zählen neue S-Bahn-Linien, neue S-Bahn-Haltepunkte oder S-Bahn-Verlängerungen

Erste Ergebnisse werden frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2022 erwartet.

Dieser Artikel wurde am 1. April, 18.56 Uhr, aktualisiert.

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