Nürnberger Experte gibt Handlungsempfehlungen

OP-Maske oder FFP2: In welchen Situationen macht welcher Schutz Sinn?

28.8.2021, 05:58 Uhr
FFP2-Maske, OP-Maske oder sogar gar keine Maske mehr, das ist hier die Frage. Der Nürnberger Krankenhaushygieniker Ingo Johnscher versucht in unserem Interview, sie zu beantworten.

© Peter Kneffel, dpa FFP2-Maske, OP-Maske oder sogar gar keine Maske mehr, das ist hier die Frage. Der Nürnberger Krankenhaushygieniker Ingo Johnscher versucht in unserem Interview, sie zu beantworten.

Herr Johnscher, bald soll es in Bayern möglich sein, statt FFP2-Masken auch OP-Masken zu tragen. Für wie sinnvoll halten Sie diese Änderung?

Ingo Johnscher: Ich finde diese Öffnung gut, weil man grundsätzlich davon ausgehen kann, dass OP-Masken besser getragen werden und damit eine bessere Schutzwirkung für die Umgebung entfalten als FFP2-Masken.

"40 Prozent tragen die FFP2-Masken falsch"

Eigentlich hat die bayerische Staatsregierung ihren Sonderweg ja bis zuletzt immer damit begründet, dass die FFP2-Masken die Träger selbst viel besser schützen und diese Masken gerade auch durch die Verbreitung der Delta-Variante unbedingt nötig seien.

Johnscher: Ja, aber eben nur, wenn diese Masken korrekt getragen werden. FFP2-Masken werden aber von vielen gerne locker getragen, weil sie sonst das Atmen erschweren.

Auf das korrekte Tragen der Masken wird ja immer wieder hingewiesen. Haben die Menschen da in eineinhalb Jahren Pandemie so wenig dazugelernt?

Johnscher: Ganz offensichtlich. Die Menschen hatten wirklich viel Zeit, sich daran zu gewöhnen. Wenn man sich so umsieht, tragen aber immer noch 40 Prozent der Menschen diese Masken falsch. Und ich glaube auch nicht, dass die Lernkurve da in den nächsten Wochen oder Monaten sehr steil sein wird. Mir ist eine korrekt getragene OP-Maske allemal lieber als eine falsch getragene FFP2-Maske.

Oberarzt Dr. Ingo Johnscher, Jahrgang 1958, ist Krankenhaushygieniker am Klinikum Nürnberg. Nach seinem Studium in Marburg kam er bereits 1990 ans Klinikum nach Nürnberg und war dort seit 1997 als Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin tätig.

Oberarzt Dr. Ingo Johnscher, Jahrgang 1958, ist Krankenhaushygieniker am Klinikum Nürnberg. Nach seinem Studium in Marburg kam er bereits 1990 ans Klinikum nach Nürnberg und war dort seit 1997 als Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin tätig. © Rudi Ott/Klinikum Nürnberg

Wann ist denn das Tragen einer FFP2-Maske auch in Zukunft noch sinnvoll?

Johnscher: Dort, wo es sicher ist, dass man mit Coronaviren in Kontakt kommt, also im direkten Umgang mit Infizierten, insbesondere dann, wenn diese selbst keine Maske tragen können. Dabei ist es natürlich extrem wichtig, die FFP2-Masken korrekt und eng anliegend zu tragen. Aber das Krankenhauspersonal ist da ja gut geschult.

Was man in ÖPNV und Geschäften tun sollte

Und außerhalb der Krankenhäuser?

Johnscher: Da bringen FFP2-Masken keinen großen Vorteil. Es ist grundsätzlich weiter sinnvoll, dass Masken in Innenräumen, in denen kein Abstand gehalten werden kann, getragen werden. Das kann dann aber auch eine OP-Maske sein – auch in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Geschäften. Wer besonders vorsichtig sein möchte, kann aber natürlich auch weiterhin FFP2-Masken tragen, dann aber eben korrekt angelegt.

Sollten Ungeimpfte da vorsichtiger sein als Geimpfte und häufiger FFP2-Masken tragen?

Johnscher: Nein, das müssen sie nicht. Wenn alle anderen auch diese OP-Masken tragen, hat man auch als Ungeimpfter kein größeres Risiko sich anzustecken.

Manche Menschen können sich ja gar nicht impfen lassen, weil sie an bestimmten Krankheiten leiden oder immunsupprimiert sind. Würden Sie diesen weiterhin FFP2-Masken empfehlen?

Johnscher: Nicht unbedingt. Aber diese Patienten waren ja schon vor Corona besonders gefährdet durch Infektionserreger. Da stellt sich jetzt schon die Frage, ob für diese Menschen nicht auch in Zukunft das Maskentragen ein grundsätzlicher Vorteil wäre.

Im Freien ist keine Maske nötig

In welchen Situationen sind auch heute schon keine Masken mehr nötig?

Johnscher: Im Freien ist das Infektionsrisiko extrem gering, insbesondere wenn Abstand gehalten werden kann. Da kann ich mir gut vorstellen, ohne Maske herumzulaufen, auch in der Fußgängerzone. Bei Groß-Sportveranstaltungen ist das anders. Wenn da Tore fallen, wird das Abstandhalten natürlich schwierig.

Wann wird man überhaupt keine Masken mehr brauchen?

Johnscher: Wenn man eine hohe Durchimpfungsquote erreicht hat, kommt irgendwann der Punkt, an dem man sagen kann oder sagen sagen muss, dass Covid jetzt eben eine Krankheit ist, die wie die Influenza in der Gesellschaft kursiert, eben wohl im Winter häufiger, bei der man aber eine bestimmte Anzahl an Erkrankungen akzeptiert. Und diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, müssen dann eben mit diesem Risiko leben.

Rückkehr der Community-Masken denkbar

Angefangen hat das Maskentragen in Deutschland ja mit den Community- und Stoffmasken. Ist auch deren Rückkehr denkbar?

Johnscher: Ja, in anderen Ländern sind sie ja auch mit OP-Masken gleichgestellt. Wenn sie ordentlich und vor allem mehrlagig gefertigt sind, haben sie keine signifikant geringere Schutzwirkung als OP-Masken. Häufig haben Community-Masken ja sogar eine bessere Passform als OP-Masken.

Anders als bei OP-Masken kann dort aber natürlich nicht so leicht die Qualität und Schutzwirkung garantiert werden.

Johnscher: Es ist sicher möglich, auch diese Masken qualitätsgesichert herzustellen. Aber das wird bei uns wohl noch etwas dauern.

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