Polizist erschoss entlaufene Kuh: Freistaat muss zahlen

22.9.2020, 05:55 Uhr
Im Mai 2019 erschoss ein Polizist bei Scheinfeld eine Kuh. Jetzt muss der Freistaat Schadensersatz zahlen (Symbolbild).

© Fotolia Im Mai 2019 erschoss ein Polizist bei Scheinfeld eine Kuh. Jetzt muss der Freistaat Schadensersatz zahlen (Symbolbild).

Er betreibt den Bio-Betrieb Waldhof und hatte 3000 Euro Schadenersatz gefordert; auf dem Hof werden Charolais-Rinder gezüchtet. Der Zivilprozess am Landgericht Nürnberg-Fürth wurde mit einem Vergleich zwischen dem Züchter und dem Freistaat beendet. Die etwa 600 Kilogramm schwere Kuh entkam an jenem Morgen beim Entladen des Viehtransports vor einer Metzgerei in Scheinfeld. Die Aufregung war groß: Die Baronin, ein Mitarbeiter des Bio-Betriebs sowie mehrere Polizisten hatten vergeblich versucht, das ausgebüxte Tier einzufangen.

Um Unfälle zu vermeiden, wurde die Staatsstraße 2261, Richtung Kornhöfstadt, einem Ortsteil der Stadt Scheinfeld, gesperrt, die Polizei rückte mit zwei Dienstfahrzeugen, einem Bus und einem Streifenwagen an. Die Kuh sollte auf dem Acker gehalten werden, um zu verhindern, dass sie auf die Straße gerät und Verkehrsteilnehmer gefährdet würden. Um die Kuh im Blick zu behalten, standen die Beamten im Funkkontakt. Doch wohin das Tier laufen würde, war kaum zu kontrollieren, daher wurde beschlossen, die Kuh zu töten.

Vergleich statt Gutachten

Als der Tierarzt, der Eigentümer und der Metzger eintrafen, konnte nur noch der Tod des Tieres festgestellt werden. Um die Fleischhygiene zu gewährleisten, muss das lebende Tier durch einen Tierarzt untersucht werden, nach der Schlachtung wird das Fleisch kontrolliert. Da diese lebensmittelrechtlichen Bestimmungen nicht eingehalten werden konnte, musste der Tierkadaver entsorgt werden. Hat die Polizei zu schnell gehandelt? Hätte ein Tierarzt die Kuh auch nur betäuben können? Wie viel würde das Fleisch als Lebensmittel erzielen? Müssen Fragen wie diese geklärt werden, sind Gutachten nötig. Um diesen Aufwand zu sparen, schlossen die Parteien den Vergleich.