Agrargespräch in Indernbuch: Rettet ihr Umbau die Tierhaltung?

18.9.2020, 11:23 Uhr
Agrargespräch in Indernbuch: Rettet ihr Umbau die Tierhaltung?

© Jürgen Leykamm

"Tierhaltung" als Zankapfel: Die einen wollen aus Ställen Streichelzoos machen, die Tierhalter sehen sich oft diffamiert und ihre Arbeit überreguliert. Nun könnte eine Zeitenwende anbrechen, die Tierwohl und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut bringt. So klang es bei einem Agrargespräch in Indernbuch an.

Dort verwies der Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer auf die sogenannte Borchert-Kommission, welche die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner im April vergangenen Jahres ins Leben gerufen hatte: ein Kompetenznetz Nutztierhaltung mit dem Ziel, diese zukunftsträchtig umzubauen.

Umbau kostet Milliarden 

Den Vorsitz hat Jochen Borchert inne – Klöckners Amtsvorgänger aus den 1990er Jahren. Vertreter aus Politik und Wissenschaft, Praxis, Wirtschaft sowie Verbänden sollen Lösungen erarbeiten.

"Der Umbau kostet mehrere Milliarden, aber dann haben wir ein Tierhaltungsmodell, das vorbildlich für ganz Europa sein wird", erläutert der Parlamentarier auf dem Hof von Erwin Auernhammer, Weißenburg-Gunzenhausener Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Kernelement soll eine Umlage für landwirtschaftliche Produkte bilden, "vergleichbar der EEG-Umlage", so Artur Auernhammer.

Er plädiert dafür, die Vorschläge mit einer vierfachen Herkunftskennzeichnung zu kombinieren. Nationalfahnen sollen auf die Stationen des Tierlebens hinweisen – von der Geburt bis zur Schlachtung. Ähnliche Regelungen gäbe es bereits in Österreich. Darauf wies Andreas Forster hin, zweiter Sprecher der Initiative Land-schafft-Verbindung (LsV), für die er zudem an der Spitze in Mittelfranken steht.

"Das ist der richtige Weg"

Bei Erwin Auernhammer stieß die vom Bundestagsabgeordneten verkündete Botschaft auf offene Ohren, "Das ist der richtige Weg", so der Kreisobmann. Wichtig aber sei, dass diese Umlage nicht über eine Steuer erhoben werde, denn die könne bei einem Regierungswechsel ganz schnell wieder wegfallen, "wir Landwirte aber brauchen Planungssicherheit!"

Zugleich müsse verhindert werden, dass die entsprechenden Preisaufschläge nur einheimische Produkte beträfen, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Überhaupt dürfe es bei gesetzlichen Regelungen bezüglich der Landwirtschaft "keine deutschen Alleingänge mehr geben!" so der Kreisobmann.

Sein Rother Amtskollege Thomas Schmidt sprang ihm bei und führte das markante Beispiel der Legehennenhaltung in Käfigen an. Die seien nach dem Verbot in Deutschland nur über die Grenzen gewandert und die Produkte dann vom Ausland importiert worden. Die jüngsten Verschärfungen in Sachen Tierwohl in der Schweinehaltung indes gäben einen unheilvollen Weg vor. "Den Weg, den man hier bei uns jetzt geht, haben vor 15 Jahren die Schweden eingeschlagen", blickte Schmidt zurück.

Das Ergebnis: In dem skandinavischen Land "ist die Schweinehaltung nicht mehr existent." Nun werde dafür mehr importiert und die Umwelt durch Transporte noch mehr belastet. Generell solle man die Folgen von vordergründig naturschutzgemäßen Gesetzen ganzheitlich betrachten, forderte auch Erwin Auernhammers Stellvertreter Hans-Jürgen Auinger. Jedem müsse klar sein, dass "jeder Hektar, der bei uns aus der Nutzung genommen wird, dafür sorgt, dass an einem anderen Fleck der Erde zwei neue Hektar Agrarfläche entstehen."

Mehr Blühflächen

Stellvertretend für diese zweifelhafte Gewissenspflege stehen für viele Landwirte immer noch die Gesetze, die das Volksbegehren "Rettet die Bienen" nach sich zog.

Deswegen habe er im Landtag auch gegen die neuen Vorgaben gestimmt, betonte der Abgeordnete Wolfgang Hauber. Seiner Fraktion (Freie Wähler) habe es zudem schon einige Anträge etwa zum Erhalt der Schlachtbetriebe gestellt. Die Gesetzgebung will bekanntlich die kleinen Strukturen stärken, macht aber das Leben für die Bauern "mit jedem neuen Gesetz schwieriger" (Schmidt).

Allein durch die Randstreifenregelung etwa habe ein kleiner Betrieb in seinem Landkreis "90 Prozent seiner Agrarfläche verloren!" Dafür gibt es nun mehr Blühflächen. Interessanterweise seien allerdings die Erträge in Deutschland gleich geblieben.

Gerade das Volksbegehren habe so zu einer Intensivierung der Landwirtschaft geführt, was angeblich auch keiner will. Vielleicht sollte man den Bauern einfach wieder ihren eigentlichen Job machen lassen, mahnte er an. Beifall gab es vom Weißenburg-Gunzenhausener Amtskollegen: "Wir sind Landwirte und keine Landschaftsgärtner!" brachte es Erwin Auernhammer auf den Punkt.

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