Appelhof: Baumeister Biber flutet sehenswerten Stausee

14.10.2020, 17:23 Uhr
Appelhof: Baumeister Biber flutet sehenswerten Stausee

© Foto: Tobias Tschapka

Lesungen, Ausstellungen, ein Erlebnisort für Kunst und Kultur: Was sollte nicht alles aus dem lange Zeit verwaisten Schlösschen Appelhof bei Allersberg werden. Das war 2015.

Nach einigen – durchaus gut angenommenen – Veranstaltungen wurde es wieder ruhig um das ehemalige Jagd- und Lustschlösschen, das sich im Besitz der Familie Faber-Castell befindet. Nach einiger Zeit der Euphorie verfiel das Schlösschen in unmittelbarer Nähe der Kleinen Roth allerdings wieder in einen Dornröschenschlaf.

Unterbrochen in jüngster Zeit lediglich durch Geräusche von Motorsägen, mit denen große Bäume – zumeist Pappeln – gefällt wurden. Nicht etwa, weil Faber-Castells Brennholz benötigten. Nein, die Bäume waren bereits von einem Biber bearbeitet worden. Nicht zuletzt, um seinen Damm zu sichern. So entstand zwischen Appelhof und der Autobahnbrücke ein Stausee, dessen Dimensionen sich durchaus sehen lassen können.

Straße gesperrt für Fällarbeiten

Der Stausee störte niemanden, die angeknabberten und teilweise unter Wasser stehenden Laubbäume hingegen schon. Ergo mussten diese gefällt werden, bevor sie zu einer Verkehrsbedrohung geworden wären.

Schließlich führt nicht weit entfernt von der Biberburg die stark befahrene Staatsstraße Allersberg - Hilpoltstein vorbei. "Verkehrssicherheit geht vor", meinte dazu Ingrid Küttinger von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Roth. Um die Bäume zu fällen, musste sogar teilweise die Staatsstraße gesperrt werden, fügte sie hinzu.


Ansiedlung vor 50 Jahren: So kamen die Biber nach Nürnberg


Der geschützte Biber, so Ruth Schleicher, ebenfalls von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt, sei ein "Pendler", der die Kleine Roth rauf- und runterzieht. Auch in der Nähe der Baumschule Bittner soll das Nagetier schon gesichtet worden sein.

Der Biber steht unter strengem Naturschutz, nicht aber seine Burgen. Wenn das Treiben des Nagers dann doch zu arg ist, wird versucht, dessen Burg, deren Eingang sich stets unter Wasser befindet, unbewohnbar zu machen. Im Falle Appelhof sei das gar nicht so einfach, erklärt Ingrid Küttinger. "Wir wollten von einer Brücke aus Äste aus dem Wasser holen." Ein vergebliches Unterfangen, denn die Gegend um das Biber-Revier sei nahezu unzugänglich.

Land unter im Wald

Der Nager hat einen ganzen Wald unter Wasser gesetzt, nicht gerade zur Freude des Forstbesitzers. "Der Wald ist dann natürlich schlechter zu nutzen", betont Ingrid Küttinger. Trotzdem baut sich kein Widerstand gegen den handwerklich sehr geschickten Nager auf.

Um die vom Biber gezeichneten Bäume aus dem Wald zu entfernen, waren bei Ortsterminen Vertreter des Staatlichen Bauamts Nürnberg, der Marktgemeinde Allersberg, des Wasserwirtschaftsamtes Nürnberg und der Unteren Naturschutzbehörde zugegen. Das Unternehmen sei ohne große Probleme über die Bühne gegangen; Baumeister Biber scheint der Trubel um seine Person nicht weiter gestört zu haben.

Jedenfalls ist er nach wie vor an seinem aktuell präferierten Standort. Mag sein, dass er im Laufe der Zeit wieder zum Pendler wird und die Kleine Roth auf der Passage zum Rothsee erkundet. Nebst Damm natürlich. Denn ein Biber ohne Burg ist kein richtiger Biber.

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