Kultur im Landkreis: Zwischen Sorge und Leidenschaft

30.10.2020, 05:35 Uhr
Kultur im Landkreis: Zwischen Sorge und Leidenschaft

© Archivfoto: Hans von Draminski

"Keiner jammert. Selbst wenn ihnen existenziell das Wasser bis zum Hals steht. Sie wollen rauf auf die Bühne und jetzt die Zeit irgendwie überstehen." Verbal zieht Monika Ammerer-Düll, eine der beiden künstlerischen Leiterinnen der Rother Kulturfabrik, den Hut vor den Akteuren der Kulturszene. In Hilpoltstein wiederum ist Mareike Ibinger mit ihrem Team auf der Suche nach Alternativen zu abgesagten Veranstaltungen.

Einerseits könne Sie diese zweite staatlich verordnete Corona-Zwangspause verstehen. "Die Fakten lassen einfach nichts anderes zu", sagt Monika Ammerer-Düll. Doch andererseits ist es "ein harter Brocken, wenn man mitbekommt, dass das Kindertheater, mit dem wir seit Jahren gut zusammenarbeiten, gerade dabei ist aufzugeben."

"Fatale Entwicklung"

Dabei sieht die Kufa-Chefin jetzt den Staat gefordert, dieser "fatalen Entwicklung" entgegenzuwirken. Durch finanzielle Hilfen, "die hoffentlich besser ankommen, als das bisher der Fall war".

Auf Kunst und Kultur dürfe und könne eine Gesellschaft nicht verzichten. "Weil es prägend für eine Gesellschaft ist", so Ammerer-Düll. Doch nicht nur das: "Wenn wir davon reden, den Freizeitbereich auf null herunter zu fahren, dann reden wir von rund 1,5 Millionen Menschen, die allein im Veranstaltungsbereich beschäftigt sind. Dazu kommen etwa zwei Millionen aus der Gastronomie." Dies bedeute: "Dreieinhalb Millionen Menschen verdienen ihren Unterhalt dann, wenn andere frei haben."

Wenn nun polemische Stimmen laut würden, dass diese umschulen müssten, "dann frage ich mich, warum es besser sein soll, wenn der Staat mit einem Milliardenkredit einer Lufthansa mit 138 000 Beschäftigten unter die Arme greift. Da sagt doch auch keiner, dass die sich alle einfach einen anderen Job suchen sollen."

Schwierige Zeit

Nein. Für Monika Ammerer-Düll und ihr Team steht fest: "Wir müssen alle miteinander durch diese schwierige Zeit durch für eine Szene, "die mit Leidenschaft ihrer Kunst nachgeht". Eine Devise, der sich Mareike Ibinger, aktuelle Kulturamtsleiterin von Hilpoltstein, voll und ganz anschließen mag. Nur weitermachen wie bisher, das sei unter diesen Umständen nicht möglich. Schon "allein, weil uns die Räumlichkeiten für Veranstaltungen fehlen", schaut Ibinger auf die Wochen nach dem jetzigen Freizeit-Lockdown, wenn auch wieder Programm gemacht werden kann.

Schon einen Tag nach Bekanntwerden der aktuellen Reglementierungen saß sie mit ihrem Team zusammen; wohl wissend, "dass wir im Öffentlichen Dienst noch weitaus besser wegkommen als all die Kultur-Selbstständigen".

"Für die Sache brennen"

Nichtstun ist dennoch nicht angesagt. Wohl aber anders tun. Sprich: "Wir versuchen, kleinere Alternativangebote für unsere Bevölkerung zu erarbeiten." Die Aktion "Laternen Fenster" gehört dazu (wir berichteten). Ebenso das Adventskonzert, das immer Teil des großen Weihnachtsmarktes ist. Dieser wird eben nicht stattfinden. Das Konzert wiederum wird als Livestream übertragen. "Damit geben wir Künstlern zumindest ein Podium", erklärt Ibinger.

Terminverschiebungen, Absagen, Umplanungen – das alles ist mittlerweile Teil des Arbeitsalltags für alle Kultur-Veranstaltungsteams im Landkreis. Dazu sagt Monika Ammerer-Düll: "Egal. Wir machen weiter. Weil wir uns an die Seite von denen stellen, denen gar nichts anderes übrig bleibt, als weiterzumachen. Und die für ihre Sache brennen. Selbst wenn die Zeiten für sie noch so hart sind."