Ramadan und Corona: Fasten ja, Feiern nein

16.4.2021, 06:00 Uhr
Nicht möglich: So eng wie auf diesem Archivfoto aus dem Jahr 2015 dürfen die Gläubigen Muslime in der Moschee in Roth längst nicht mehr stehen. Abstandsregeln und Hygienekonzept werden genau eingehalten.

© Tschapka Tobias, NN Nicht möglich: So eng wie auf diesem Archivfoto aus dem Jahr 2015 dürfen die Gläubigen Muslime in der Moschee in Roth längst nicht mehr stehen. Abstandsregeln und Hygienekonzept werden genau eingehalten.

Im Fastenmonat Ramadan gelten für gläubige Muslime besondere Regeln. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang - das sind im Moment mehr als 15 Stunden - darf weder gegessen noch getrunken werden. Das Fastenbrechen am Abend wird dann mit gemeinsamem Essen und fröhlichem Zusammensein gefeiert - in der Regel. Aber in diesem Jahr gilt die Regel nicht, sondern die Ausnahme. Zum zweiten Mal darf das Fastenbrechen nur in der eigenen Familie, im eigenen Wohnzimmer begangen werden.


Fastenmonat Ramadan im Schatten der Corona-Krise


Egal, wen man fragt in den muslimischen Gemeinden: Erstmal ist ein deutliches Seufzen zu hören. "Normalerweise würde ab 21.30 Uhr das Nachtgebet stattfinden und man danach beisammen sitzen, essen und Tee trinken", berichtet Erkan Caglayan, Vorstandsmitglied der Ditib-Gemeinde in Roth. Aber normal ist eben nichts in Pandemiezeiten. "Natürlich halten wir uns strikt an alle Vorgaben", betont er. Dazu gehört auch die nächtliche Ausgangssperre, also findet das Nachtgebet in der Moschee nicht statt, "und das Fastenbrechen verbringt jeder für sich zuhause".

Auf AHA-Regeln wird geachtet

Eine Lockerung im Vergleich zum Vorjahr ist, dass die Moscheen nicht mehr komplett zugesperrt sind. Gläubige dürfen in die Moschee kommen, aber die Höchstzahl an Anwesenden im Innenraum ist genau festgelegt, in Roth sind das 65 Menschen. Für die Einhaltung sorgt ein Anmeldesystem, auf die Platzmarkierung, auf Maske, Abstand und Desinfektion werde geachtet. Und nach der Gebetszeit solle man die Räume "unverzüglich" verlassen. Lediglich am Karfreitag war viel los, weil der wöchentliche Hauptgebetstag auf den arbeitsfreien christlichen Feiertag fiel. "Aber dann werden die Türen eben geschlossen, und dafür haben auch alle Verständnis."


Fasten in Corona-Zeiten: "Das wird ein trauriger Ramadan"


Trotzdem sagt Caglayan: "Es bedrückt uns schon, dass keinerlei Veranstaltungen stattfinden können." Und vergleicht die Situation mit Weihnachten: "Gemeinsam ist es halt schöner."

Gemeinsam bedeutet normalerweise in der ganzen Gemeinde, aber derzeit ist nicht einmal das Feiern mit der Familie möglich. "In vielen Familien kommen in dieser Zeit die Eltern mit ihren Kindern und Enkeln zusammen", erzählt Yalcin Koc, Vorsitzender der Ditib-Gemeinde in Schwabach. "Das geht jetzt nicht, nur ein Elternteil darf zum eigenen Hausstand dazukommen." Also begeht auch er das Fastenbrechen - und nach jetzigem Stand der Dinge wohl auch das Ende des Ramadan mit dem Ramadanfest - allein mit seiner Kernfamilie. "Wir hoffen noch auf Lockerungen bis dahin, damit wir wenigstens im Familienkreis feiern können." Er selbst habe noch zwei Geschwister, "es wäre schon schön, zum Ramadanfest zusammen zu sein".

Momentan sei die ganze Community allerdings "mehr oder weniger auf Standby geschaltet". Kontakt gebe es natürlich via WhatsApp-Gruppen, und die Moschee werde auch besucht. Bis zu 55 Menschen dürfen zum Gebet im Raum sein, dürfen danach aber auch nicht mehr beieinander stehen und plaudern. In Schwabach nutzt die Gemeinde zumindest den Vorteil, dass sich hinter der Moschee ein großer Hof anschließt. Dort hat man Zelte aufgestellt, früher waren die mal zum gemeinsamen Feiern gedacht. Jetzt dienen sie dazu, dass man notfalls auch im Hof das Gebet verrichten kann, wenn es im Gebäude zu voll ist. Für das Nachtgebet in Ramadan-Zeiten hatte man sogar mal eine Ausnahmeregelung angefragt, erzählt Koc. Dass sie abgelehnt wurde, findet er "natürlich verständlich".

"Das Schönste fehlt uns jetzt"

Auch für die Selimiye Camii, die Moschee in Allersberg, hat die Gemeinde ein Hygienekonzept aufgestellt. Aber wo früher am späten Abend noch gemeinsam gefeiert wurde, ist jetzt niemand, weil das Spätgebet in die Sperrstunde fällt und weil man sich natürlich an die Bestimmungen halte. "Das Schönste am Ramadan", sagt der stellvertretende Ditib-Vorsitzende Sevket Bostan, nämlich das abendliche Fastenbrechen und Beieinandersein, "das fehlt uns jetzt".