Spalt wagt den ersten Tritt und will fit fürs Rad werden

8.11.2019, 15:56 Uhr
Spalt wagt den ersten Tritt und will fit fürs Rad werden

© Foto: Jürgen Leykamm

Diese Einstiegshürde ist nach einer Bereisung durch eine Bewertungskommission genommen. Mit anderen Worten: Jetzt geht’s richtig los! Nach einer mehrstündigen Radtour durchs Gemeindegebiet der Hopfen- und Bierstadt machte es Sarah Guttenberger bei der abschließenden Beurteilung im Spalter Kornhaus spannend. Zunächst vertiefte sich die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK) in die Details, bevor ihr die befreienden Worte über die Lippen gingen: "Eine Aufnahme Spalts in den Verein kann ich empfehlen!"

Schwachstellen offen benannt

Seitens der Stadt habe man sich mit dem Radthema stark auseinandergesetzt, "ein spürbares Engagement", so Guttenberger. Es seien bereits Ziele formuliert worden, die Kooperation mit dem Landratsamt sei vorbildlich. Auch die Schwachstellen habe man offen benannt. Und seitens des Radtourismus gäbe es "wirklich schon sehr gute Angebote".

Unter anderem verwies sie auf den Brombachsee-Express mit Radmitführmöglichkeit. Auch habe die Kommune schon viele Planungen wie die Installation von Radabstellplätzen in der Schublade. Positiv sei zudem, dass für das Zertifizierungsprojekt bereits Ansprechpartner benannt worden seien – Bauamtschef Thomas Zeh und Touristiker Werner Eitel.

Als "lobenswert" beurteilte Guttenberger, dass der Lenkungsausschuss des Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (SEK) "sehr gute Arbeit im Vorfeld geleistet hat". Für die Hauptbereisung in spätestens vier Jahren (die über die Vergabe des Zertifikats entscheidet) sollten die Ideen jenes Gremiums ruhig noch detaillierter dargelegt werden, so die Geschäftsführerin.

Alltagsverkehr berücksichtigen

Sie empfahl überdies, in einem Netzplan Quell- und Zielgebiete klar zu definieren, ihn mit dem Winterdienst abzugleichen sowie die Beschilderung etwa bezüglich der Sichtbarkeit zu überprüfen. Als Datenbasis gelte es zudem, den Anteil des Rad- am Gesamtverkehr zu ermitteln. Außerdem könne überlegt werden, wo "unechte Einbahnstraßen" oder Sackgassen für die Radfahrenden freigegeben werden könnten. Wichtig sei, neben dem touristischen auch den Alltagsradverkehr zu berücksichtigen. Wie das am besten gelingt, dazu könne die AGFK Vorlagen zur Verfügung stellen.

Die Geschäftsführerin riet "kleine Reparatur-Werkstätten", etwa am Kornhaus, zu installieren. Und sie regte verschiedene Aktionen wie das "Stadtradeln" oder das "Radeln mit dem Bürgermeister" an, was sich beides andernorts schon bewährt habe. Vielleicht lasse sich ja auch der Einzelhandel für verschiedene Aktionen gewinnen.

 

"Wir werden uns anstrengen!" gelobte Rathauschef Udo Weingart. Und empfahl sogleich den Kommissionsmitgliedern, hier doch bis zur Hauptbereisung einmal Urlaub zu machen, was weitere Impulse mit sich bringen könne. Es sei eine Frage "der Lebensqualität, der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes" in der eigenen Kommune die fahrradfreundlichen Mobilitätsstrukturen zu verbessern. So habe dies mehrheitlich auch der Stadtrat gesehen, als er im Januar mit 11:7 Stimmen für einen Antrag auf Aufnahme in die AGFK und die Zertifizierung votierte. Die Mitgliedschaft ist nun bewilligt, der Erhalt des Gütesiegels bleibt das große Ziel.

Um dies zu erreichen, gilt es unter anderem handfeste Basisarbeit zu leisten. Zum Beispiel Lückenschlüsse herzustellen, was im Rezattal bislang am Grunderwerb gescheitert sei. Hier zeichne sich aber eine Lösung ab, so Weingart. Mit dem Planetenweg könne man ebenso punkten wie mit der Trennung von Rad- und Fußverkehr am Enderndorfer Strand. Knackpunkt bleibe die Verbindung von Spalt dorthin. Hier sei er bereits mit Helmut Neuweg unterwegs gewesen, dem Radwegbeauftragten des Landkreises.

Derzeit stehe die Neugestaltung der Hauptstraße in der Hopfen- und Bierstadt an. Die Straße radlergerecht zu gestalten, sei aufgrund der Enge eine echte Herausforderung. Doch der Bürgermeister sieht nicht nur die Stadt selbst in der Pflicht.

Potenzial von E-Bikes

Es gehe auch darum, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern die Anreise per Rad erleichtern, etwa durch entsprechende Abstellmöglichkeiten. Solche müssten freilich erst recht für öffentliche Räume wie Kornhaus und Rezatpark geschaffen werden. Diesbezüglich "ist vieles veraltet", räumte er ein. Als große Chance für das eigentlich mit dem Rad nicht einfach zu befahrende Spalter Hügelland sieht er das Potenzial von E-Bike und Pedelec. Nicht zuletzt aber "ist der Bürger selbst gefragt". Er könne sich beispielsweise überlegen, sich auf dem Weg zu einem Dienstleister auf den Fahrradsattel zu schwingen.

Im Gegenzug aber müsse die Politik ihre Hausaufgaben machen: Wer mehr Radfahrer auf öffentlichen Straßen wolle, müsse zugleich für deren Sicherheit sorgen. Da könne dann dem Autofahrer ruhig einmal zugemutet werden, dass die Durchfahrt Spalts "fünf Sekunden länger dauert", so Weingart in Anspielung auf eine Berechnung, wie sich Tempo 30 innerhalb der Stadt auswirken würde. "Davon geht die Welt nun wirklich nicht unter", so der Bürgermeister.


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