Vier Damen, ein Satz: Die Mütter der Verfassung in Roth

6.10.2019, 06:03 Uhr
Vier Damen, ein Satz: Die Mütter der Verfassung in Roth

© Foto: Tobias Tschapka

Um diese "Mütter des Grundgesetzes" dreht sich die Ausstellung, die von der Leiterin der Volkshochschule im Landkreis Roth, Petra Winterstein, eröffnet wurde. Dabei begrüßte sie neben der stellvertretenden Landrätin Hannedore Nowotny und Bürgermeistern aus dem Landkreis auch die Mit-Initiator(inn)en der Veranstaltungsreihe "3 für Demokratie": Margot Huyskens vom evangelischen Bildungswerk, Klaus Schubert von der katholischen Erwachsenenbildung sowie VHS-Kollegin Cordula Doßler vom Fachbereich Gesellschaft und Kultur.

Im gemeinsamen Ziel vereint

Darüber hinaus nahmen an der Vernissage teil: Claudia Specht von "erfolgsfaktor FRAU e. V.", Brigitte Reinard vom "ZONTA Club Fränkisches Seenland" sowie Paul Rösch, geschäftsführender Vorstand des Evangelischen Bildungswerks.

So unterschiedlich wie die Gäste, die zur Eröffnung gekommen waren, sollen laut Winterstein auch die vier "Mütter des Grundgesetzes" gewesen sein. In religiöser, politischer und gesellschaftlicher Hinsicht. Aber Frieda Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel, die vier weiblichen Mitglieder des Parlamentarischen Rates, deren Leben in der Ausstellung auf 17 Plakaten dargestellt wird, habe ein gemeinsames Ziel vereint: Beim Verfassen eines gesellschaftlichen Grundkanons sollte die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein unumstößlicher Bestandteil sein.


70 Jahre Grundgesetz: Der Fels in der Brandung.


Die Lebenshintergründe der Verfassungsmütter würden zeigen, dass die Verteilung der Rechte und Pflichten zwischen Mann und Frau den Frauen oft zum Nachteil gereichten. Etwa als rechtlos Zurückgelassene nach einer Scheidung oder als Abhängige durch häusliche und finanzielle Not, meinte Winterstein.

Welch ein Fortschritt sei im Vergleich dazu der Satz "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" – vor allem nach der nahezu völligen Entrechtung der Frauen während der Nazi-Diktatur. Es habe dann aber noch bis weit in die 1980er Jahre gedauert, bis die letzten Überreste der Bevormundung der Frau aus den Gesetzbüchern getilgt wurden.

Heute noch "Männer von gestern"

Auch heute noch gäbe es "Männer von gestern", war sich Winterstein sicher – und berichtete von einem persönlichen Erlebnis aus ihrem Berufsleben, als sie mit dem patriarchal-jovialen Gedankengut eines mächtigen Mannes konfrontiert worden war. "Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Ewig-Gestrigen wieder Oberwasser bekommen", forderte Winterstein.

Allerdings seien diese Männer heute eher die Ausnahme: "Für die meisten ist Gleichberichtigung ein Fakt und unsere Arbeit wird in der Regel aufgrund ihrer Qualität beurteilt, kritisiert, anerkannt und wertgeschätzt – nicht etwa aufgrund unseres Geschlechts."

Termine zum Jubiläum

Die Ausstellung über die "Mütter des Grundgesetzes" im Foyer des Seckendorffschlosses ist bis zum 25. Oktober zu sehen. Am 10. Oktober findet in der Reihe "3 für Demokratie" im evangelischen Gemeindehaus Hilpoltstein die Lesung "Seid laut!" – für ein politisch engagiertes Christentum von und mit Burkhard Hose statt. Der Kurzfilm-Abend "Das Land, in dem ich leben will" am 14. Oktober, 19.30 Uhr, bietet in der Hilpoltsteiner Christuskirche Einblicke in das Neben- und Miteinander unserer Gesellschaft.

Unter dem Motto "Laut, stark, erfolgreich!?" gibt es am 24. Oktober im Seckendorffschloss einen Vortrag der Historikerin Nadja Bennewitz zu Politik und Frauenbewegung im 20. Jahrhundert. Beginn: 20 Uhr, Eintritt fünf Euro. Den vorläufigen Abschluss von "3 für Demokratie" stellen am 5. November im Hilpoltsteiner Gasthaus "Gutmann zur Post" die Stammtischgespräche unter dem Motto "Frauen macht Politik" dar. Ab 19 Uhr diskutieren Verena Osgyan und Sabine Weigand (beide Bündnis 90/Grüne), Elke Eder (Freie Wähler) und Barbara Stamm (CSU) über Frauen in der Politik. 

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