Von der Stadtmarke für Roth ist noch nicht viel zu sehen

2.4.2021, 05:00 Uhr
Von der Stadtmarke für Roth ist noch nicht viel zu sehen

© Foto: Archiv/Viola de Geare

Wirklich an die Oberfläche befördern konnte er die Suche nach einer neuen Stadtmarke damit anscheinend noch nicht, weil noch viele Fragen offen blieben. Die Zustimmung bekam er trotzdem.

Fast zwei Jahre dauert der Prozess jetzt. Seitdem wird an dem Eisberg gearbeitet. Zusammen mit der Akademie Immakomm und der Agentur Attacke will die Stadt Roth in Person des Stadtmarketingbeauftragten Mark Bartholl das Image der Stadt runderneuern. Der bisherige Slogan "Roth – voll auf Draht" steht deshalb auf dem Prüfstand, aber nicht nur das Logo wird hinterfragt, sondern das Selbstbild der Rother und das Fremdbild über sie.


Stadtmarke Roth: "Der Stolz auf die Stadt fehlt"


In Umfragen, Interviews und Workshops (die wegen der Pandemie allerdings nicht sehr ausgeprägt) haben Bartholl, Vertreter der Akademie und Ehrenamtliche die Daten zusammengetragen und "wissenschaftlich ausgewertet".

Ergebnis waren zunächst ein paar Slogans, die bei den Rothern aber weniger gut ankamen. Der oder die unterschätzte Rother und Rotherin waren darin so überdeutlich ("mehr als Du erwartest"), dass die wenigsten die Sätze gut fanden. "Gegen die Wand" sei man damit gefahren, daran wurde Bartholl im Stadtrat jetzt nochmal erinnert.

Logo und Slogan später

Ja, daraus habe er gelernt, Bartholl präsentierte den Eisberg nun erneut mit anderen Vokabeln und zunächst mit der Betonung auf dem Unterwasserteil. Logo und Slogan – über dem Wasser – seien erst später dran. Erst einmal gehe es um das Fundament, das habe man jetzt erarbeitet. Gerade sei die Soll-Positionierung dran, "das ist nicht der Claim oder der Slogan", betont er, sondern "die Vision". Die Werte, die man über die Rother herausgefunden habe: aktiv, gastfreundlich, sozial – und unterschätzt.

Die Vokabel kommt immer noch vor, weil das "Teil der Identität ist". Öffentlich soll es aber nicht mehr im Vordergrund stehen. Außerdem, so Bartholl, "kann das Unterschätztwerden auch etwas Positives haben". Erstes Ergebnis ist der Satz: "Roth – die Stadt in Franken, die die Menschen verbindet und bewegt".

Weiter soll es laut Bartholl gehen, indem "Identität first" gilt. Das Eigenbild und das Selbstwertgefühl wolle man verbessern, Motto: "Selber machen". Das Logo kommt, so Bartholl erst später dran, aber "Voll auf Draht" sei "definitiv abgeschrieben".

Doch für manche Stadträte ist das keineswegs der Fall. Sowohl Dr. Walburga Kumar (FDP) also auch Sonja Möller (Freie Wähler) halten den Slogan nach wie vor für gut, weil er nicht nur die Verbindung der Rother zur leonischen Industrie markiert, sondern auch dafür steht, dass die Rother "auf Zack sind".

Beliebig

Für andere geht’s dagegen um die Wortwahl: Das "Verbinden und Bewegen" sei doch keine Vision, sondern der Ist-Zustand, kritisierten die Grünen-Räte Richard Radle und Dr. Joachim Holz. Immer wieder kam in der Diskussion auch der "Slogan" ins Spiel und wurde verwechselt mit dem Satz der Kernwerte. Bartholl versuchte deshalb wiederholt, den Vokabel-Salat zu entwirren. Der neue Satz sei beliebig, kritisierte Sonja Möller (FW), Franziska Lämmermann (SPD) wollte ein "die" daraus streichen, und "Wortklauberei" kritisierte Dr. Daniela von Schlenk (CSU). Laut Siegfried Schwab, der das Projekt von Anfang an abgelehnt hat, wurden "viel Zeit und Mittel verbraucht". Und: " Was wir genau wollen, wissen wir alle nicht."

Aber sowohl die SPD als auch die CSU wollen dem Werden einer neuen Stadtmarke "keine Steine in den Weg legen" (Sven Ehrhardt) und schätzen den bisherigen "vernünftigen Prozess" (Daniel Matulla), auch Susanne Horn von der Linken bezeichnet die wissenschaftliche Grundlage für sauber und gut. Ihre Forderung: "Jetzt sollten wir das nach außen tragen."

Am Ende stimmte man fast einhellig (gegen zwei Stimmen) dafür, dass jetzt weiter an der Außendarstellung gearbeitet wird.Im Juli soll die Marke samt Slogan dann feststehen – und vom Eisberg ein großes Stück zu sehen sein.

1 Kommentar