Andy Wolf: "Ich will nicht aussehen wie eine Tonne"

7.6.2018, 05:55 Uhr
Seine Autogramme waren stets heiß begehrt: Andy Wolf im Trikot des 1. FC Nürnberg.

© Wolfgang Zink Seine Autogramme waren stets heiß begehrt: Andy Wolf im Trikot des 1. FC Nürnberg.

Die Schwabacher Senioren haben sich viel vorgenommen. "Bei der Deutschen Meisterschaft wollen wir mindestens ins Achtelfinale", sagt Markus Wackersreuther, Teammanager der Mannschaft. Normalerweise spielt die Ü32 des SC 04 in der Kreisliga Jura. 20 Spieltage sind dort pro Jahr zu absolvieren. Dazu kommen Bezirks- und Landesmeisterschaft. Ein straffes Programm also, dem die Schwabacher aber locker gewachsen sind.

Immer mit dabei ist Andy Wolf, der von 2001 bis 2011 über 200 Bundesligaspiele für den Club absolvierte. Als zuverlässiger und robuster Verteidiger spielte er sich in die Herzen der Fans. Zwei Aufstiege in die 1. Bundesliga, der Pokalsieg 2007 und ein Engagement beim französischen Erstligisten AS Monaco zieren Wolfs Karriere. Speziell auf den Pokalsieg und seine Auftritte im Uefa-Pokal blickt der bald 36-Jährige gerne zurück: "Das steht natürlich über allem. Diese Euphorie, das war schon unglaublich."

Nur das Knie zwickt 

Warum er sich jetzt Seniorenfußball antut? "Es ist einfach der mannschaftliche Zusammenhalt. Wenn man das jahrelang hatte, dann fehlt es einem schon, wenn das mit dem Karriereende wegbricht." Außerdem hat der Ex-Profi keine Lust, den Tag auf dem Sofa zu verbringen. "Ich versuche einfach, einigermaßen fit zu bleiben und ein paar Jahre nach Karriereende nicht schon wie eine Tonne auszuschauen", sagt Wolf lachend.

Selbstverständlich ist er Ex-Verteidiger auch vier Jahre nach seinem letzten Profispiel noch in guter körperlicher Verfassung. Nur das Knie macht Probleme. Letztes Jahr nach der Bayerischen Meisterschaft war es ordentlich geschwollen. "Es ist halt leider nicht mehr so, wie es früher mal war. Da muss ich mit der Belastung schon ziemlich aufpassen."

Auch deswegen geht Wolf nicht mehr mit aller Gewalt in die Zweikämpfe. "Ich will mich aber nicht verletzten und ich will auch andere nicht verletzen. Es muss nicht mehr sein, dass man da einen weghackt", gibt er sich gelassen. Zwar sei der ein oder andere Gegenspieler sehr motiviert, auf einen Ex-Profi zu treffen, "letztendlich hält sich das aber alles in Grenzen. Mittlerweile mache ich auch viel mit Auge", sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen. 

"Spiele vielleicht mit 70 noch"

Zu den Schwabacher Senioren kam Wolf über einen Mann, der langjährigen Clubfans ebenfalls noch im Gedächtnis sein dürfte: Thomas Ziemer. Von 1997 bis 2000 dirigierte er das Mittelfeld des FCN. "Thomas und ein paar Bekannte haben gefragt, ob ich mal vorbeikommen will. Und da das alles coole Jungs sind, bin ich in Schwabach geblieben", erzählt Andy Wolf. Seit knapp zwei Jahren ist er jetzt fester Bestandteil des Teams. 

Trotz seiner großen Erfahrung will er in seinem aktuellen Team nicht als Oberlehrer auftreten. "Ich bin keiner, der den Jungs sagt, wie sie spielen sollen. Ich fordere da nichts, ich will einfach nur Spaß haben und die Jungs sollen das spielen, was sie können." Der Ehrgeiz aber, der sei immer noch da. "Wir wollen jedes Spiel gewinnen", betont er. 

Der Ehrgeiz und die Freude am Fußball, das treibt den Verteidiger weiterhin an. "Wenn es die Gesundheit erlaubt, kann ich mir vorstellen, auch mit 70 noch zu spielen", sagt er. Es komme nicht darauf an, ob man alt oder jung sei, vielmehr gehe es um den Spaß am Sport.

"Gute Chance auf den Klassenerhalt"

Andy Wolf:

© Foto: SC Schwabach 04

Spaß, den in der letzten Saison auch die Clubfans hatten - schließlich tritt der neunfache Deutsche Meister ab August wieder in der 1. Bundesliga an. Die Entwicklung seines Ex-Vereins hat Wolf nach wie vor genau im Blick. "Sie haben eine gute Chance auf den Klassenerhalt, wenn sie sich mit den richtigen Leuten verstärken", meint er.

Vor allem im Mittelfeld und im Sturm gebe es Handlungsbedarf. "Nur mit Ishak wird es eng. Man hat gesehen, was passiert, wenn er verletzt ausfällt. Auch im Mittelfeld sollte man noch einen spielstarken Akteur holen." Vor allem aber brauche das Team wieder dieselbe mannschaftliche Geschlossenheit wie in der abgelaufenen Saison. 

Zur (inoffiziellen) Deutschen Meisterschaft, die am 8. und 9. Juni in Aalen stattfindet, reist der SC Schwabach 04 als Bayerischer Meister an. Andy Wolf ist ausnahmsweise nicht dabei. Er spielt zeitgleich mit der FCN-Traditionsmannschaft in Absberg am Brombachsee.

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