Schule in Schwanstetten: In Zukunft halbtags oder ganztags?

26.10.2014, 08:08 Uhr
Schule in Schwanstetten: In Zukunft halbtags oder ganztags?

© Foto: Winckler

Das Verrückte daran ist, dass Befürworter und Gegner der einen oder anderen Variante so gar nicht ins vertraute Schema passen wollen.

Vertauschte Lager

SPD und Grüne, die auf Landesebene vehement mehr Ganztagsangebote fordern, sind im speziellen Fall Schwanstetten explizit dagegen. CSU und FW, die in früheren Jahren auf Landesebene hin und wieder auf der Bremse gestanden haben, wollen die Situation vor Ort wenigstens noch einmal genauer unter die Lupe nehmen.

CSU-Ortsvorsitzender und stellvertretender CSU-Fraktionschef Richard Seidler hat deshalb beantragt, dass vor einer Entscheidung Silke Blomeyer, die Rektorin der Grund- und Mittelschule Rednitzhembach, zunächst einmal im Marktgemeinderat über ihre Erfahrungen mit Ganztagsklassen berichten soll. Die Kommunalpolitiker aus Schwanstetten sollten sich das Modell Rednitzhembach nach den Herbstferien außerdem vor Ort ansehen. Erst danach sollte man zu einer Entscheidung kommen. Frühestens also im November.

Ob dieser Antrag im Marktgemeinderat eine Mehrheit finden wird, ist allerdings fraglich. SPD und Grüne wollen jetzt entscheiden, und es sieht so aus, als dass sie dafür plädieren, dass alles so bleibt, wie es ist. Kritik wird am Fahrplan der Christsozialen laut. „Nachdem sich der Zug schon in Bewegung gesetzt hat, beginnt die CSU zu überlegen, wie man die Weichen stellen könnte“, klagt stellvertretender Bürgermeister Wolfgang Scharpff (Grüne).

Für die Sitzung des Haupt- und Kulturausschusses hatte die Verwaltung sehr akkurat die Vor- und Nachteile von Ganztagesklassen aufgelistet. Der Schulstandort könnte dadurch gestärkt werden, die Schüler beziehungsweise ihre Eltern hätten mehr Wahlmöglichkeiten, Schwanstetten werde womöglich auch für Schüler aus anderen Gemeinden interessanter, da bei Ganztagesklassen die Sprengelpflicht aufgehoben ist.

Aber es gibt nach Meinung der Verwaltung und nach Meinung von Rot-Grün auch einige Nachteile. Die Investitionskosten – die in die Jahre gekommene Schule muss demnächst mit Millionenaufwand saniert werden – wären noch höher, die laufenden Kosten ebenfalls.

Rückschritt statt Fortschritt

Am gravierendsten finden Bürgermeister Robert Pfann (SPD) und sein Stellvertreter Wolfgang Scharpff (Grüne) allerdings, dass ein Ganztagsangebot an der Schule die in Schwanstetten ausgezeichnet funktionierenden Horte und Schulkinderbetreuungen schwächen würde. „Das ist für mich der entscheidende Punkt. Wir sind mit der Betreuung unserer Schulkinder so gut aufgestellt, dass ein Ganztageszug kein Fortschritt wäre, sondern ein Rückschritt“, so Scharpff.“ Es gebe dann nämlich möglicherweise Probleme in den Randzeiten (nach 15.30 Uhr) am Freitagnachmittag und vor allem in den Ferien.

Außerdem: Sowohl Schulleitung und Kollegium als auch der Elternbeirat sehen (derzeit) keinen Bedarf für eine Ganztagesschule. „Schwanstetten ist ja keine Brennpunktschule“, erklärt Scharpff, im Hauptberuf ebenfalls Lehrer. „Bei uns ist die Welt ja noch halbwegs in Ordnung“, findet auch Rathauschef Pfann.

Auch eine Verschiebung erscheint der Mehrheit im Rat offenbar nicht sinnvoll. Denn die Sachlage ist, wie immer wieder einmal in Schwanstetten, irgendwie maximal kompliziert. Die Frage „Ganztagszug ja oder nein“ hängt mit der geplanten Generalsanierung des Schulhauses – geschätzte Kosten über drei Millionen Euro – zusammen. Die soll zügig angegangen werden.

Was wird mit dem Jugendtreff?

Und dann spielt auch noch der offene Jugendtreff eine Rolle. Der musste nach einem Wasserschaden sein angestammtes Quartier im Keller des 1. FC Schwand verlassen und hat nun in der Schule eine (vorübergehende) Bleibe gefunden. Am liebsten wäre es den Grünen, wenn dies auf Dauer so bleiben könnte. „Einen entsprechenden Antrag werden wir stellen“, kündigt der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Scharpff an.

Wohin die Reise in der Sitzung am Dienstag gehen dürfte, wurde Mitte Oktober in der Sitzung des Haupt- und Kulturausschusses deutlich. SPD und Grüne stimmten geschlossen für die von der Verwaltung vorgelegte Variante 1 (Weiterführung der Grundschule wie bisher als Halbtagsschule), CSU und FW plädierten für Variante 2 (detaillierte Prüfungen, um eine mögliche Einführung eines gebundenen Ganztageszugs vorzubereiten).

Im 21-köpfigen Gemeinderat hat Rot-Grün mit zwölf Stimmen (inklusive Bürgermeister Pfann) eine recht komfortable Mehrheit. Allerdings: Die Oktober-Sitzung fällt in die Herbstferien, sodass nicht hundertprozentig klar ist, wie groß die Lücken in der einen oder anderen Fraktion sein werden.

Zum Artikel über die entscheidende Geimeinderatssitzung: Schwanstetten: Regelschule statt Ganztagesangebot

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