Norbert Tuffek hat sie aufgebaut

Wendelstein: Fronleichnams-Prozession in der Krippennische

2.6.2021, 18:00 Uhr
Wie bei einer echten Fronleichnamsprozession wird eine Fahne mitgeführt. Die Monstranz mit dem Allerheiligsten befindet sich unter dem Himmel.

© Norbert Tuffek, NN Wie bei einer echten Fronleichnamsprozession wird eine Fahne mitgeführt. Die Monstranz mit dem Allerheiligsten befindet sich unter dem Himmel.

Das Fronleichnamsfest kann in diesem Jahr in Wendelstein wegen Corona nicht mit einer Prozession gefeiert werden. Am Fronleichnamstag, um 10 Uhr, wird es vor der Katholischen Kirche einen Gottesdienst im Freien geben. Den ganzen Nachmittag über, bis 17.30 Uhr, gibt es in der St.-Nikolaus-Kirche verschiedene kleinere Veranstaltungen und Zeiten der Stille, während die Monstranz auf dem Altar steht.

Hier sind drei bekannte Wendelsteiner zu entdecken. Robert Sußner spielt Trompete, links dahinter Pfarrer Michael Kneißl und rechts Hermann Lahm mit dem Akkordeon. 

Hier sind drei bekannte Wendelsteiner zu entdecken. Robert Sußner spielt Trompete, links dahinter Pfarrer Michael Kneißl und rechts Hermann Lahm mit dem Akkordeon.  © Norbert Tuffek, NN

Der Wendelsteiner Holzbildhauer-Meister Norbert Tuffek hat am Wochenende eine Fronleichnams-Szene in der Krippen-Nische der St.-Nikolaus-Kirche aufgebaut. Die Szene mit rund 60 Figuren wird für mindestens einen Monat dort zu sehen sein. Alleine das Aufstellen hat rund sechs Stunden gedauert, doch zuvor müssen die Figuren noch verpackt werden.

Das Fronleichnamsfest (Fest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi) ist ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche, mit dem die Gegenwart Jesu Chirsti im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird. Die Bezeichnung Fronleichnam leitet sich ab von mittelhochdeutsch vrôn „was den Herrn betrifft“, und lîcham, „der Leib“.


Wendelstein: Norbert Tuffeks Lebenswerk wächst ein Leben lang


Der Festtermin und das Anliegen des Fronleichnamstages stehen in enger Verbindung zum Gründonnerstag und der damit verbundenen Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus beim letzten Abendmahl. Wegen des stillen Charakters der Karwoche erlaubt der Gründonnerstag allerdings keine prunkvolle Entfaltung der Festlichkeit, aus diesem Grund wurde das Fest Fronleichnam bei seiner Einführung auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten gelegt.

Prozession mit "Himmel"

Der wichtigste Teil des Fronleichnamsfestes ist die heilige Messe. An sie schließt sich in der Regel die Prozession an, bei der die Gläubigen die vom Priester oder Diakon getragene Monstranz mit dem Allerheiligsten (einer geweihten Hostie) in einem Festzug unter Gebet und Gesang durch die Straßen begleiten. Die Monstranz wird dabei von einem „Himmel“ genannten Stoffbaldachin beschirmt. An jedem der bis zu vier Außenaltäre wird ein Abschnitt aus dem Evangelium vorgetragen, es werden Fürbitten gesprochen und der Segen in alle Himmelsrichtungen, über den Ort und die Flur erteilt.

Die Prozession endet üblicherweise in der Pfarrkirche. Sie geht vom Bild des wandernden Gottesvolks aus, dessen Mitte Christus, „das Brot des Lebens“, ist. In unseren Breiten werden an den Altären Blumenteppiche ausgelegt und in manchen Orten auch die Häuser mit roten Fahnen oder Fenstertüchern geschmückt.

Sakral-Skulpturen und weltliche Figuren

Norbert Tuffek ist von Beruf Holzbildhauer-Meister. Geboren wurde er 1972 in Nürnberg, aufgewachsen ist er in Wendelstein. Seine Bildhauer-Werkstatt in Wendelstein gründete er 1994, sei 2011 hat er sie im Wendelsteiner Primelweg. Er schnitzt und restauriert Sakral-Skulpturen, Jesuskinder, aber auch weltliche Figuren. Für die Wendelsteiner Kirchengemeinden hat er den „Milleniumsstab“ geschaffen.

Mesner Bogdan Urban ist hier dargestellt, wie er die Kerzen an dem kleinen Altar anzündet.

Mesner Bogdan Urban ist hier dargestellt, wie er die Kerzen an dem kleinen Altar anzündet. © Norbert Tuffek, NN

Angeschafft haben ihn die Katholische und die Evangelische Kirchengemeinde Wendelstein und die Evangelische Kirchengemeinde Röthenbach/St.W. im Jahr 2000. Das Kunstwerk steht für die Ökumene. Es wird in einer Prozession Jahr für Jahr weitergegeben von einer Kirchengemeinde zu nächsten, von St. Georg nach St. Nikolaus und im folgenden Jahr nach St. Wolfgang in Röthenbach. Das Werk symbolisiert den Stamm des Kreuzes, stellt aber zugleich einen Lebensbaum dar.


Video: Krippenbauer Tuffek stellt seine Barock Krippe aus


Zur Weihnachtszeit stellt Tuffek regelmäßig seine „Große Krippe“ aus, oft in anderen Kirchen in Bayern, manchmal aber auch in seiner Heimatgemeinde Wendelstein. Die Bezeichnung „Große Krippe“ ist nicht übertrieben, sie benötigt mindestens 47 Quadratmeter. Es handelt sich um eine „barocke“ Krippe, das heißt, viele der Figuren tragen barocke Gewänder und stehen in einem barock anmutenden Ambiente. Einige sind aber auch in meist fränkischer Tracht gekleidet.

Nach lebenden Menschen geschnitzt

In seinen Krippen verwendet Norbert Tuffek nicht selten Figuren, die er nach lebenden Menschen geschnitzt hat. So sind in der Fronleichnams-Szene beispielsweise Robert Sußner als Trompeter, Hermann Lahm am Akkordeon, Pfarrer Michael Kneißl an der Oboe, Mesner Bogdan Urban, der gerade am Altärchen Kerzen anzündet, und Mitglieder von Tuffeks Familie.

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