Fränkische Ärzte klären auf

Ganzkörperentzündung: Seltene Erkrankung bei Kindern nach Corona-Infektion

23.1.2022, 10:25 Uhr
Typische Symptome einer Ganzkörperentzündung bei Kindern sind Fieber, Hautausschläge und starke Bauchschmerzen, die an eine Blinddarmentzündung erinnern.

© Sebastian Gollnow, dpa Typische Symptome einer Ganzkörperentzündung bei Kindern sind Fieber, Hautausschläge und starke Bauchschmerzen, die an eine Blinddarmentzündung erinnern.

Wie das Klinikum Coburg mitteilt, konnten die fränkischen Ärzte einen direkten Zusammenhang zwischen Ganzkörperentzündung und Corona-Infektion bei Kindern und Jugendlichen feststellen. Irrelevant war dabei, ob die Covid-Infektion mit oder ohne Symptome verlief. Nach mehreren Wochen oder Monaten erlitten die Kinder eine schwere Entzündungsreaktion, die den gesamten Körper betraf.

Im medizinischen Sprachgebrauch wird die Krankheit "Multisystem Inflammatory Syndrom in Children" (MIS – C) oder "Pediatric Multisystem Inflammatory Syndrom" (PIMS) genannt.

Das Immunsystem der Kinder würde laut den Ärzten nach der Corona-Infektion "verrücktspielen". Nach dem Abwehrkampf gegen das Virus greift das körpereigene Immunsystem in der Folge fast alle Organe des kindlichen Körpers an.

Ganzkörperentzündung - das sind die Symptome bei Kindern

Typische Symptome sind Fieber, Hautausschläge und starke Bauchschmerzen, die an eine Blinddarmentzündung erinnern. Zudem waren bei den Patientinnen und Patienten die Bindehaut der Augen gerötet und die Lymphknoten geschwollen.

Untersuchungen in der Kinderklinik ergaben daraufhin stark erhöhte Entzündungswerte im Blut sowie Zeichen einer Herzmuskelentzündung und Leberentzündung. Ebenso diagnostizieren die Mediziner auch Wasseransammlung im Bauchraum, in der Brusthöhle oder im Herzbeutel. Ein Viertel der Kinder muss auf der Intensivstation behandelt werden. Regelmäßig können auch schwere Komplikationen wie totales Kreislauf- und Nierenversagen auftreten, warnen die Ärzte in der Mitteilung. Schlimmstenfalls kann PIMS tödlich enden.

Behandlt wird die Entzündungsreaktion in der Kinderklinik mit Cortison. Das Medikament sei zwar "aggressiv", es würde aber sehr gut helfen und die Kinder konnten sich schnell von der Krankheit erholen. Langzeitfolgen einer Corona-Infektion bei Kindern wurden nur vereinzelt gemeldet, jedoch ist die Datenlage bisher noch nicht ausreichend für weitere wissenschaftliche Rückschlüsse.

Aktuelle Forschungsergebnisse aus den USA machen Hoffnung, dass man die Ganzkörperentzündung beziehungsweise deren schweren Verlauf durch eine Corona-Impfung verhindern kann. Davon profitieren einer Studie zufolge vor allem Kinder im Alter von fünf bis 18 Jahren, mit chronischen Erkrankungen und einer vorhergehenden Lungenentzündung, die in einer Kinderklinik behandelt werden mussten.

Die STIKO empfiehlt derzeit allen Kindern und Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 Jahren eine COVID-19-Impfung mit dem Impfstoff von Biontech. Ebenso wird die Impfung Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren empfohlen, die aufgrund von Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion haben.

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