Trotz Rauswurf: Bea Fiedler aus Erlangen ist Trash-Gold

21.1.2021, 17:51 Uhr
Trotz Rauswurf: Bea Fiedler aus Erlangen ist Trash-Gold

© TVNOW / Stefan Gregorowius

Es war ein kurzes Gastspiel von Bea Fiedler in "Ich bin ein Star — die große Dschungelshow" auf RTL: Obwohl die Wahl-Fränkin auf Twitter schon als Siegerin beschworen worden war, wurde sie bei der Telefonabstimmung durch das Publikum Mittwochnacht aus der Show gewählt. Vielleicht nicht das Schlechteste für das ehemalige Sexsymbol, das stark vom früheren Lebenswandel gezeichnet ist. "Ich brauch jetzt erst mal zwei Wochen Sanatorium", meinte die kettenrauchende 63-Jährige.

Drei Tage lang hatte sie sich mit Sängerin Lydia Kelowitz und "Prince Charming"-Gewinner Lars Tönsfeuerborn in einem 18 Quadratmeter kleinen Tiny House in Hürth herumgeschlagen und durchgemotzt. Insgesamt zwölf Kandidaten werden in der Sendung in Dreierpacks zusammengepfercht und dauergefilmt. Der Sieger bekommt 50 000 Euro und eine Eintrittskarte in die echte Dschungelcampshow in Australien, so Corona will, 2022.

"Ich brauche das Geld", hatte Fiedler kein Geheimnis aus ihrer Motivation gemacht. In den 80ern spielte sie in Sexkomödien wie "Eis am Stiel" mit und auch im fränkischen Kultquatsch-Streifen "Macho Man". Sie zog sich für den Playboy aus und wurde gerühmt, den schönsten Busen Deutschlands zu haben. Auf Ibiza lebte sie ein exzessives Partyleben. Playboy-Gründer Hugh Heffner erteilte sie damals eine Absage "Alter Sack!" Einen älteren Partner kann sie sich auch heute nicht vorstellen: "Da bekomme ich Brechreiz."

"Abgehalfterter Schabrackentapir aus den 80ern"

Heute sitzt Fiedler, gebürtig aus dem Ruhrpott, in einer Einzimmerwohnung in Erlangen und bezieht Sozialhilfe. "Ich bin sehr einsam. Ich hab niemanden außer meinem Fernseher und meinem Kater", schüttete sie im Fernsehen ihr Herz aus. Und breitete ihre ganze Geschichte aus: Von den 80ern, ihrem schönsten Lebensjahrzehnt, in dem sie sich – O-Ton – "übervögelt" hatte über die traurige Geschichte mit ihrem Sohn, den sie als Kind zu den Großelten gegeben hatte und der nichts mehr ihr zu tun haben will, bis hin zur Diagnose Leberzirrhose. Die Quittung für die Exzesse: "Ich habe gesoffen wie ein Loch!"

Trotz Rauswurf: Bea Fiedler aus Erlangen ist Trash-Gold

© TVNOW, Stefan Gregorowius

Seit zwölf Jahren trinkt Fiedler nichts mehr und hat sich abgeschottet. "Die Welt hat mich vergessen und RTL hat mich wieder ausgekramt", fasst sie es zusammen. Es schaudert einen, gleichzeitig möchte man trösten. Oder umschalten. Aber wer Trash mag, bleibt eben doch hängen. 2, 8 Millionen Menschen haben sich die Dschungelshow im Schnitt angeschaut. Beim echten Dschungelcamp sind es in der Regel fünf bis sechs Millionen, also deutlich mehr. Aber damit sei die aktuelle Show nicht vergleichbar, betont der Sender.

Bei den Zuschauern kam der Seelenstriptease der abgestürzten Ex-Schönheit bestens an. "Wir können die Sendung jetzt beenden, die Siegerin steht fest", twitterte eine Zuschauerin. Fiedler sei in 30 Minuten unterhaltsamer als andere in einer ganzen Staffel.

Wird Bea im Trash-TV recycelt?

Was fasziniert (einige) Menschen daran, einer offenbar kaputten Existenz zuzuschauen? Einem "albgehalfterten Schabrackentapir aus den 80ern", wie Kontrahent "Ohrfeigengesicht" Lars Fiedler fies titulierte. Zum einen die lakonischen Sprüche wie „Contenance? Nä!“ Und vielleicht ein Trash-Format-Gesetz, das besagt: Lieber kaputt und authentisch als normal und aufgesetzt. Übrigens hat laut einer Studie von 2015 jeder Dritte, der die Sendung sieht Abitur, jeder Vierte ist Akademiker. Nachzulesen im Buch der Trash-Beauftragten des Spiegels Anja Rützel (Titel: "Trash TV").

Und was ist nun mit Bea? Ihre Fans möchten sie weiter sehen. "Bea muss trotzdem in den Dschungel. Macht was!", schreibt eine Zuschauerin auf Twitter. Travestiekünstlerin Olivia Jones, 2013 selbst Dschungel-Kandidatin, sagt Fiedler eine Karriere als Reality-Star voraus: "Sie war sehr unterhaltsam. Auch wenn man nicht wusste, ob man lachen oder weinen soll. Ich bin sicher, dass wir sie bald wieder sehen." In anderen Trash-Formaten wie "Big Brother" etwa. In Reality-Shows ist Recycling beliebt: Was in einem Format rausfliegt, wird im nächsten wiederverwertet. Als eines diente Bea Fiedler alle Fälle, wie es Jones es auf den Punkt bringt: "Sie ist ein Fingerzeig für junge Leute: Hände weg von Alkohol und Zigaretten."

Bis zum 29. Januar täglich um 22.15 Uhr auf RTL "Ich bin ein Star - die große Dschungelshow".

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