Trump zieht 5000 Soldaten aus Bayern ab: Vilseck fürchtet das Aus

29.7.2020, 17:21 Uhr
Rund 12.000 Soldaten sollen aus Deutschland abgezogen werden - auch Bayern ist betroffen.

© Jürgen Masching, NN Rund 12.000 Soldaten sollen aus Deutschland abgezogen werden - auch Bayern ist betroffen.

Etwa 4500 Soldaten gehören laut Schertl dem 2. US-Kavallerieregiment an, das auch als „Stryker“-Brigade bekannt ist. Dazu kämen noch rund 800 Soldaten anderer Truppenteile. „Das ist ein herber Verlust für die Stadt und die gesamte Region“, so Schertl. Denn zu den Soldaten kämen noch 8000 bis 9000 Familienangehörige. Die wirtschaftlichen Folgen wären deutlich spürbar.

Zudem seien über Jahrzehnte Freundschaften entstanden, um die es schade wäre. Schertel hofft, dass es sich dennoch nur um „Wahlkampfgetöse“ handelt und die Pläne am Ende nicht verwirklicht werden, wenn im November ein anderer US-Präsident gewählt wird. Schertl wurde noch vor der Pressekonferenz des US-Verteidigungsministers Mark Esper von dem Abzug unterrichtet. Betroffen sind in Vilseck auch etwa 300 bis 400 Zivilangestellte.

Auch in Grafenwöhr kommt es wohl zum Truppenabzug. Wie viele Soldaten in die USA zurückkehren beziehungsweise an andere Standorte verlegt werden, steht noch nicht fest. Die Standorte Katterbach und Illesheim bleiben nach Informationen der Redaktion hingegen erhalten.

Die Gewerkschaft ver.di sorgt sich vor allem um die zivilen Arbeitsplätze. “Wir stehen unter Schock und machen uns Sorgen um die Zukunft unserer Kolleginnen und Kollegen”, sagt ver.di Fachgruppenvorsitzender Wolfgang Dagner und fordert die Politik auf, die Beschäftigten bei der Sicherung ihrer Arbeitsplätze zu unterstützen. “Wir fordern die sofortige Einrichtung eines Runden Tisches unter Teilnahme der Bayerischen Staatskanzlei, der Bundes- und Landtagsabgeordneten aus der Region, der Bürgermeister aus den Truppenübungsplatzrandgemeinden, der betroffenen Betriebsvertretungen und der Gewerkschaft ver.di”, fordert der Bezirksgeschäftsführer von ver.di Oberpfalz Alexander Gröbner.

“Ob und welche Auswirkungen der Abzug auf zivile Beschäftigte hat, wird sich erst zeigen. Jedoch befürchten wir, dass dieser Einschlag langfristig eine größere Anzahl an Arbeitsplätzen kosten wird”, kommentiert die zuständige Gewerkschaftssekretärin Kathrin Birner. “Dass Präsident Trump im Wahlkampf den Abzug von Soldaten aus Deutschland entgegen aller Ratschläge durchzieht, ist eine kindische Trotzreaktion mit bitteren Folgen”, kritisiert der stellvertretende ver.di Landesbezirksleiter Norbert Flach.

Er fordert die Bayerische Staatsregierung nachdrücklich auf, für die betroffene Region einen Schutzschirm zu spannen. “Am Runden Tisch müssen wir schauen, wie der zu befürchtende Verlust von mehreren hundert Arbeitsplätzen und mindestens 50 Millionen € Wirtschaftskraft per anno kompensiert werden kann. Die Region alleine kann das nicht schaffen“, so der Gewerkschafter wörtlich. “Die Beschäftigten stehen bereit, für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen”, resümiert Wolfgang Dagner.

Der Fürther Bundestagsabgeordnete Christian Schmidt (CSU) kann die Entscheidung der US-Regierung nicht nachvollziehen. "Insbesondere die Reduzierung in Grafenwöhr, Vilseck und Wildflecken ist mit Besorgnis zu betrachten. Eine gute Ausbildung vor allem kleinerer NATO-Streitkräfte ist in Grafenwöhr gut aufgehoben und nicht ohne weiteres reproduzierbar."


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Schmidt plädiert dafür, "sofort in einen Dialog mit USA und NATO über eine strategische Ausrichtung einzutreten. Auch Deutschland muss zu seiner Sicherheitsverantwortung in Europa stehen und mehr beitragen. Noch ist das Eisen in Wirklichkeit nicht geschmiedet, ich erwarte eine deutsche diplomatische und strategische Initiative - vor und nach den US-Präsidentschaftswahlen, gleich ob dann der Präsident Trump oder Biden heißt."

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