Altmühlfranken: Die SPD setzt auf ein Führungsduo

21.10.2020, 10:02 Uhr
Altmühlfranken: Die SPD setzt auf ein Führungsduo

© Foto: Robert Maurer

Die Doppelspitze auf Kreisebene ist seit einem Beschluss der Bundes-SPD von Ende 2019 möglich, erläuterte Doris Schicker, die den entsprechenden Antrag stellte. Es ist keine Festlegung für die Ewigkeit, sondern kann vor jeder Neuwahl geändert werden. Schicker warb dafür, dass eine solche Aufgabenteilung auch etliche Vorteile bringt, weil die Arbeit auf mehr Schultern verteilt wird und andere Sichtweisen in Entscheidungen miteinfließen.

Anette Pappler betonte in der Bewerbungsrede für sie und Harald Dösel, dass sie beide viel verbinde und sie schon bisher sehr gut zusammengearbeitet hätten. Auch seien sie beide Jahrgang 1972 und damit ein guter Jahrgang für die SPD. Denn damals wurde Willy Brandt erneut zum Bundeskanzler gewählt. Sie stünden beide für "Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden" sowie "gegen jede Art von Menschenverachtung". Und nicht zu vergessen: "Wir ergänzen uns gut und wir können uns auch gut leiden."

Ein klares Ergebnis

Viel Überzeugungsarbeit musste Pappler bei den 35 Delegierten in der Treuchtlinger Stadthalle nicht leisten. Es gab keine anderen Bewerber und das Ergebnis fiel einstimmig aus. Die Arbeitsteilung sieht vor, dass Harald Dösel die Partei nach außen repräsentieren soll, während sich Anette Pappler um die internen organisatorischen Fragen kümmert.

Harald Dösel hat den Kreisvorsitz der SPD 2012 von Christa Naaß übernommen. Damals war er 39 Jahre alt und galt als Hoffnungsträger der Sozialdemokraten. Nun freute er sich in seinem Rechenschaftsbericht, dass es einige junge Kräfte in der Partei gibt, die sich sehr engagiert in den Kommunalwahlkampf eingebracht haben.

Unter anderem nannte er Landratskandidat Mathias Hertlein, Gunzenhausen Bürgermeisterkandidatin Bianca Bauer, Solnhofens Bürgermeister Tobias Eberle, Treuchtlingens SPD-Vorsitzenden Sebastian Hartl oder auch Juso-Vorsitzende Verena Kreidl. Das habe auch zu neuen Wahlkampfformaten im Internet geführt. Das SPD-Ergebnis sei zwar nicht "wirklich brillant" gewesen, doch im mittelfränkischen Vergleich stehe man gar nicht schlecht da.

"Die Spaltung der Gesellschaft schreitet voran"

Trotz solcher Rückschläge werde die Sozialdemokratie nach wie gebraucht, machte Dösel in seinem Rechenschaftsbericht seine Sichtweise deutlich. "Die Spaltung der Gesellschaft schreitet voran." Die Rechtsradikalen hätten ein neues Aktionsfeld gefunden und würden mit Corona-Kritikern "gefährliche Allianzen" bilden. Da brauche es eine Kraft, die den "Zusammenhalt der Gesellschaft" hochhalte. Dösel: "Wir sind seit jeher die Partei der Solidarität." Gerade die Corona-Pandemie zeige, dass eine solidarische Gesellschaft und ein starker Staat wichtig seien.

Der Weißenburger machte keinen Hehl daraus, dass er in der Vergangenheit kein großer Freund der Großen Koalition gewesen sei, doch sie sei der Garant dafür gewesen, dass Deutschland bislang gut durch die Pandemie gekommen sei. Und die Beschlüsse hätten in vielerlei Hinsicht "eine deutliche sozialdemokratische Handschrift" gezeigt.


SPD-Parteitag: Links geblinkt, nicht abgebogen


Dösel blickte zurück auf die Dialogforen, mit denen die SPD versuchte sich zu erneuern. Aus dem Kreisverband seien dabei Vorschläge zu einer zukunftssicheren Rente und zur Gemeinwohlökonomie entstanden. Diese hätten er und Pappler beim Bundesparteitag an Kevin Kühnert überreicht, der im Dezember 2019 zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD gewählt wurde.

"Abgehoben und weltfremd"

Bei den lokalen Themen nannte Dösel den kommunalen Wohnungsbau. Manche Reaktionen auf den jüngsten Vorstoß in Weißenburg seien aus seiner Sicht "völlig abgehoben und weltfremd". Bezahlbaren Wohnraum zu finden, sei auch im ländlichen Raum ein wachsendes Problem. Ein weiterer Punkt war die geplante Center-Parcs-Ansiedlung in Langlau. Sowohl Dösel als auch SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzender Hertlein erläuterten die abwartende Parteilinie noch einmal.


Wo könnte Weißenburg Wohnungen bauen?


Ebenso wie die Wahl des Führungsduos liefen auch die Abstimmungen für die weiteren Posten im SPD-Kreisvorstand reibungslos und ohne Gegenstimmen. Somit sind nun Mathias Hertlein (Markt Berolzheim) und Natalie Kränzlein (Treuchtlingen) stellvertretende Kreisvorsitzende. Kassier bleibt Thomas Fay (Weißenburg). Zur Schriftführerin wurde Verena Kreidl (Markt Berolzheim) gewählt. Für Internet und Neue Medien ist Paul Pfeifer (Gunzenhausen) zuständig.

Als Revisoren wurden Cornelia Röhl (Gunzenhausen) und Doris Schröppel (Weißenburg) bestätigt. Bei den Beisitzern entschieden sich die Delegierten für Thomas Rödiger (Ellingen), Tobias Erdmann (Pleinfeld), Astrid Weiße (Pleinfeld), Roland Hitschfel (Weißenburg), Doris Schicker (Muhr am See), Werner Baum (Treuchtlingen), Bianca Bauer (Gunzenhausen) und Ute Grimm (Solnhofen). Für die Arbeitsgemeinschaften gehören Monika Wopperer (Sozialdemokratische Frauen, Gunzenhausen), Verena Kreidl (Jusos, Markt Berolzheim) und Agnes Mendl (Arbeitnehmerfragen, Pleinfeld) dem erweiterten Vorstand an.

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